Martial Solal – Live In Ottobrunn
Seine ersten Platten machte dieses Tastengenie schon in den 1950er Jahren mit Django Reinhardt oder Sidney Bechet. An Aufnahmen des Pianisten Martial Solal gibt es jedenfalls keinen Mangel. Und doch ist der „Oscar Peterson Europas“ immer für eine Offenbarung intestine.
Auch sein Ottobrunner Solo-Auftritt von 2018 besitzt etwas quick Überwirkliches. Was Solal hier mit uralten Jazzstandards wie „My Funny Valentine“ oder „Tea For Two“ anstellt – spieltechnisch, harmonisch, formal –, das katapultiert die Improvisationskunst Jazz in eine neue Umlaufbahn. Der in Algier geborene Franzose präsentierte sich mit 91 (!) Jahren um vieles frischer, freier, abenteuerlustiger, leidenschaftlicher und humorvoller als ein ganzes Dutzend junger Jazzpianisten zusammengerechnet.
Seine Einfälle am Klavier explodieren. Spontan vermischt er in ihnen Blues und Expressionismus, Rhythmusetüde und Intervall-Experiment – immer pointiert, unerwartet, komplex und mit souveräner Jazz-Time. „Was man sagen möchte, kann man nur mit einer guten Technik sagen“, meinte Solal einmal lakonisch. Sein rund 40 Jahre jüngerer Klavierkollege Manuel Rocheman schreibt: „Solals Musik ist wie ein UFO. Sie hat einen futuristischen Aspekt, während sie zugleich auf die reine Jazztradition zurückgreift. Ein ständiges Update.“ Dass Solal kurz nach diesem Auftritt seine Konzerttätigkeit beendet hat, ist kaum vorstellbar. Hören denn die Sterne einfach auf zu funkeln?
Label: GLM
Format: CD
Martial Solal – Live in Ottobrunn bei GLM
Der Beitrag Martial Solal erschien zuerst auf FIDELITY on-line.