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Tag Archives: Phono

Krell K300p Phonovorverstärker

Krell K300p

Gute Phonoentzerrer servieren uns die Fähigkeiten von Laufwerk, Tonarm und System. Aber nur die ganz besonderen Phono-Pres lassen bei aller Perfektion die Technik hinter sich und entführen uns in eine andere Zeit. Eine Spurensuche mit dem Krell K300p.

Krell K300p Phonovorstufe

In aller Kürze:
Mit der Krell K300p kauft man eine Entzerrung und Verstärkung für Tonabnehmer, bekommt allerdings eine Zeitmaschine. Und Reisen ins Herz der Musik.

Krell K300p Phonovorstufe


Berlin, Mitte der 1960er Jahre. Die britische EMI wagt sich in das wieder aufgebaute Deutschland. Bisher holte man die Deutschen Künstler der Wahl nach London, nun soll in der Inselstadt aufgenommen werden. Suvi Raj Grubb, einer der wichtigen Produzenten des Labels und Ziehkind des gleichermaßen legendären wie umstrittenen Walter Legge, meint ein Wagnis einzugehen, als er den berühmten George Szell mit dem Radiosinfonieorchester Berlin, einem worldwide noch vollkommen unauffälligen Klangkörper zusammenbringen will. Und tatsächlich zeigt er sich durchaus irritiert von dem sehr traditionell deutsch spielenden Orchester, das so gar nicht in sein gewohntes Klangbild brillanter englischer Ensembles passen will. Weniger scharfkantig agierend, dafür hauptsächlich mit dunklen und gedeckten Farben arbeitend, bieten sie Elisabeth Schwarzkopf für die Vier Letzten Lieder von Richard Strauss ein Bett eher aus schwerem Samt denn aus Seide, lassen ihre wundervolle Stimme umso mehr leuchten, ohne dass sie sich auch nur eine Spur anstrengen muss.

Man hört die noch nicht ganz stimmige Zusammenarbeit in einem teilweise suchenden Duktus des Orchester. Man hat offenbar mitbekommen, dass die klanglichen Erwartungen wohl andere waren. Doch nach dem ersten Ton der Sängerin wandelt sich das Bild, die Musiker biedern nicht mehr an, sondern finden zu ihrer künstlerischen Identität zurück. Diese Aufnahme ist mehr als nur eine grandiose Einspielung eines der innigsten und anrührendsten Stücke, das man sich denken kann. Sie ist ein Stück Zeitgeschichte, ein Dokument der Identitätssuche im Nachkriegsdeutschland, in dem sich außer den Berliner Philharmonikern noch kein anderes Orchester worldwide etabliert hat.

Wenn ich all diese Zwischentöne, Stimmungen und Ahnungen hören kann, die zu den Knochen der bekannten Informationen um diese Einspielung das Fleisch des echten Lebens bringen, ist es klar, dass meine Analogkette in diesem Moment auf einem Niveau spielt, dass jede weitere Diskussion erübrigt.

Krell K300p Phonovorstufe
Macht sich breit: Anders als viele andere Phonovorverstärker kommt der Krell Okay-300p als Vollformat-Komponente mit 44 Zentimetern Breite daher. Die schwarz gebürstete Metallfront mit der mittig platzierten konvexen Ausbuchtung gäbe den Pre auch ohne den Markenschriftzug klar als Krell zu erkennen.

Moment, warfare das schon das Fazit? Nun intestine, ja, ich bin begeistert. Allerdings werde ich auch um dieses knöcherne Verdikt ein wenig Fleisch legen. Das bin ich Krells exzellentem Phono-Entzerrer schuldig.

Rein äußerlich ist die Krell einer der üblichen Boliden, bei denen gar nicht mal so viel Entzerrer in viel Gehäuse gepackt wird. Die Rückseite lässt jedoch vermuten, dass hier ein wenig mehr Aufwand als andernorts betrieben wurde. Ganze acht Mäuseklaviere, vier professional Kanal, machen sich dort breit und ebnen dem analogen Spieltrieb die Bahn: bei MC Systemen hat man die Wahl zwischen vier Verstärkungen, immerhin neun Abschlusswiderstände erlauben mit ihrem Einstellbereich von 10 Ohm bis 47 Kiloohm die perfekte Anpassung an wohl jedes denkbare System. Nutzt man MM, werden aus den neun Widerständen neun Kapazitäten zwischen 0 und 680 pF, immerhin noch zwei Verstärkungsstufen sind jetzt im Rennen.

Im Innern warten zwei getrennte Verstärker auf die anliegenden Signale. Bei Krell glaubt man nicht an die Universalität von Schaltungen und konzipierte völlig unterschiedliche Designs für MM- und MC-Systeme. Bei den zarten MC-Signalen setzt der Hersteller auf eine Kombination aus besonders rauscharmen, parallel geschalteten Transistoren und einem Burr-Brown SoundPlus-OpAmp, um den benötigten hohen Verstärkungsfaktor von bis zu 62 dB vor einem möglichst schwarzen Hintergrund zu erhalten. Für die wesentlich stärkeren Moving-Magnet-Signale sieht Krell eine Verstärkung von maximal 36 dB vor und setzt diese mit einer FET-Doppelschaltung um. Damit die Stromversorgung der hart erarbeiteten Rauscharmut nicht in die Parade fährt, nutzt der K300p hier einen eigens entwickelten, äußerst leisen und stabilen Nachführregler.

So weit, so konsequent, doch allein aus dem Schaltungskonzept heraus lässt die Performance eines solchen Verstärkers nur bedingt erklären. Mit Sicherheit hilft es, dass die gesamte Entzerrung passiv und diskret aufgebaut ist. Sie erreicht auf diesem Wege eine Nähe zur definierten Kurve (die Abweichung zur RIAA-Vorgabe soll an keiner Stelle mehr als 0,2 dB betragen) sowie eine Kanalgleichheit, die diesen Bereich als mögliche Problemquelle ausschließt. Und auch die auf den bewährten und über jede Kritik erhabenen „Krell Current Mode“-Schaltungen basierenden Ausgangsstufen dürften erklären, warum die K300p keine Fehler macht.

Krell K300p Phonovorstufe
An der Rückansicht zeigt sich die bemerkenswerte Flexibilität des Okay-300p: Nicht weniger als acht Mäuseklaviere erlauben eine präzise Parameteranpassung, mit der sich wohl für jeden erdenklichen MM- oder MC-Tonabnehmer die optimalen Betriebsbedingungen einstellen lassen sollten. Im Inneren haben die Krell-Designer übrigens ebenfalls hohen Aufwand getrieben: MM und MC werden jeweils von einem völlig eigenen Verstärkerzug bedient.

An welchem der angeführten Punkte die eigentliche Magie passiert, vermögen wir nicht zu sagen. Senkt sich der Diamant in die Rille, stellt sich der Zauber augenblicklich ein, vergessen ist die Aufzählung der Technik, die zwar viel sagt, jedoch nichts wirklich erklärt.

Wieder Berlin, diesmal knappe 40 Jahre früher. Manfred Gurlitt dirigiert 1929 die Berliner Philharmoniker, der blutjunge Josef Wolfsthal spielt das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven. Während das Orchester etwas muffig im Hintergrund des Raumes klingt, hören wir nach den ersten Tönen schon, was für eine unglaubliche Musikerpersönlichkeit hier vor dem Mikrofon agiert. Wolfsthal, 1919 im Alter von nur 20 Jahren zum Konzertmeister der Berliner Philharmoniker berufen, seit 1927 Professor an der Berliner Hochschule für Musik und damit Nachfolger von Joseph Joachim, führt mit Klarheit und Energie durch dieses wundervolle Solokonzert. Immer wieder fasziniert und berührt die Leichtigkeit und menschliche Wärme, mit der er uns an der Hand durch die Partitur führt. Dabei ist sein Interpretationsansatz weit härter und klarer als alles, was seine Kollegen danach aufnahmen. Die Kombination Mullova/Gardiner beispielsweise klingt deutlich romantischer. Nein, bei ihm entsteht diese kristalline Klarheit nicht aus einem unbedingten Gestaltungswillen, sondern entspringt einer inneren Logik, die keinerlei weitere Eingriffe benötigt. Daher können gestalterische Härte und menschliche Wärme gleichberechtigt nebeneinander stehen und sich gegenseitig bereichern. Ganz im Ernst: besorgen Sie sich diese Aufnahme. Trotz aller technischer Unzulänglichkeiten, die den Klangeindruck trüben können, werden Sie bei wieder eine andere Einspielung benötigen.

Auch hier sorgt die Krell dafür, dass ich die Aufnahme, das Setup, die Umstände, den Alltag vergesse, der heutigen Welt abhanden komme und mich einem Künstler nähere, der leider schon so lange tot ist (Wolfsthal starb übrigens im Alter von nur 31 Jahren an einer Lungenentzündung).

Gleiche Erlebnisse habe ich, wenn ich mit in die Carnegie Hall zu Harry Belafonte, in die Berliner Philharmonie zu Simon Rattle, in die Royal Festival Hall zu John McLaughlin versetzen lasse. Dabei spielt sich die k300p nie in den Vordergrund, bleibt immer nur dienstbarer Geist. Wenn man ihr bei aller Akkuratesse doch einen eigenen Charakter zuschreiben möchte, würde ich ihr einen etwas heat gefärbten Tonfall attestieren, der allerdings nichts mit den trüben Boudoirs mancher Röhrenkonstruktionen zu tun hat. Nein, es sind immer noch Transistoren und es ist immer noch Krell. Kein Vertun.

Im täglichen Umgang ist die k300p ein Freudenspender ohne besondere Ansprüche. Ein besseres Netzkabel (in meinem Fall von Vovox) brachte etwas mehr Weite in Klangbild. Besondere Füße unter der Vorstufe kann man sich hingegen sparen, ich konnte keine klanglichen Unterschiede entdecken. Die angeschlossenen Systeme sind in Windeseile angepasst, denn die klangliche Durchlässigkeit sorgt dafür, dass exemplarisch leicht zwischen „passt“ und „passt nicht“ unterschieden wird. Meine diversen Abtaster von Clearaudio (Talisman, Stradivari V2), Ortofon (Vienna, Jubilee) und Denon (DL103 im Aluminium Body) fühlten sich während der gemeinsamen Zeit samt und sonders pudelwohl.

Kein Frage, 8500 Euro sind eine echte Ansage für eine Phonovorstufe. Doch komme ich nicht umhin, dieses Gerät jedem wärmstens ans Herz zu legen. Denn die Krell k300p bietet Erlebnisse, die man woanders weder für Geld noch gute Worte bekommt.

Krell K300p Phonovorstufe

Info

Phonovorverstärker Krell Okay-300p

Konzept: dualer Phonoentzerrer mit zwei diskreten, unabhängig einstellbaren Verstärkerzweigen
Eingänge: 1 x Moving Coil, 1 x Moving Magnet (beide Cinch)
Ausgänge: 1 x Cinch, 1 x XLR
Verstärkung: 44/50/56/62 dB (MC); 30/36 db (MM)
Abschlussimpedanz: 10/25,5/47,5/100/249/475/825 Ω, 1/47 kΩ (MC); 47 kΩ (MM)
Abschlusskapazität: 0/10/20/47/100/220/330/470/680 pF (MM)
Frequenzgangabweichung: ±0,2 dB (RIAA)
Maße (B/H/T): 44/11/29 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung)
Preis: um 8500 €

Audio Reference GmbH

Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
Telefon +49 40 53320359

www.audio-reference.de

Mitspieler

Plattenspieler: Transrotor Apollon TMD mit SME 5, SME 3012 u. a.
Tonabnehmer: Clearaudio Talisman und Stradivari V2, Ortofon Vienna und Jubilee, Denon DL-103
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
DAC: Merging Technologies
Vorverstärker: Crane Song Avocet
Endverstärker: Digitalendstufe auf ICE Power basierend, Accuphase P-4200
Vollverstärker: Lavardin IT
Lautsprecher: Spendor Classic 3/5, Wilson Audio Sasha DAW
Kabel: u. a. Vovox

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Michael Fremer’s Day 2! | High End Munich 2023

Walk the halls, corridors and sound rooms of High End Munich 2023 with Tracking Angle editor Michael Fremer, with particular emphasis on turntables, phono preamplifiers and cartridges on the present.

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Transrotor Max Nero

Transrotor Max Nero

„Wir brauchen die Dunkelheit genauso wie das Licht. Denn nur in tiefster Finsternis erkennen wir den Trost und den Glanz, welchen uns auch ein kleines Licht schenken kann. Ohne die Dunkelheit wäre das Licht nichts, wir würden es gar nicht erkennen, es wäre ja zu hell.“ (Mein Dorfpastor in einer Schulmesse)

Transrotor Max Nero

In aller Kürze:
In Kombination erreicht der Transrotor Max Nero mit seinem Laufwerk, Arm, System und Netzteil ein Niveau, das nicht nur an den größeren Modellen knabbert, sondern an deren Stuhl sägt.

Transrotor Max Nero


Als Pubertierender geht man angesichts dieser Worte von hochgradigem Weihrauchmissbrauch aus, vielleicht struggle auch noch einiges an Messwein übrig … Heute, ein Dreiviertelleben später, fällt es einem wie Schuppen von den Augen und man gewinnt seine eigene Erkenntnis aus den warmen Worten des alten Pastors.

Akustisches Pendant zur Dunkelheit ist die Stille. Diese kann gemeinhin unheimlich sein, bedrückend, unheilvoll. Doch ebenso bietet sie Trost, Entspannung, Erdung. Sie kann Hintergrund oder Bühne sein, auf der Musik lebendig wird.

Transrotor Max Nero
Der Hauptunterschied zwischen dem bekannten Transrotor Max und dem Nero ist der Plattenteller, der hier statt aus Aluminium aus Polyoxymethylen (POM) besteht. Wer genau hinsieht, kann im Zentrum des Tellers eine feine Vertiefung erkennen, deren Tiefe der Stärke eines Plattenlabels entspricht. Das stellt sicher, dass die Schallplatte so eben aufliegt wie möglich.

Es ist diese Stille, die zuerst auffällt. Nimmt man einen Transrotor Max Nero in Betrieb, vernimmt man kein Rauschen, nicht den Hauch eines Knackens. Nichts kommt – selbst bei versuchsweise voll aufgedrehtem Regler – aus den Boxen. Das kenne ich in dieser Ausprägung von keinem anderen Plattenspieler, der mir in den letzten zwanzig Jahren in die Finger kam. Tauscht man regelmäßig das Equipment und spielt ständig an den Kabeln herum, brummt immer irgendwas. HiFi-Geräte sind halt kein Bühnenequipment.

Um ehrlich zu sein, hatte ich mit einer Diva gerechnet, die mit Samthandschuhen und Uhrmacherwerkzeug bei angehaltenem Atem montiert werden möchte. Geliefert haben die Bergisch Gladbacher eine Fast-Plug’n’Play-Konfiguration, deren Preis sich noch gerade im Rahmen bewegt, deren Klasse hingegen weit darüber hinausgeht. Der Nero basiert auf dem seit intestine fünf Jahren bewährten Max mit seinem Teller aus Aluminium, der mir als feines Laufwerk mit stabilem Fundament, gutem Durchzug sowie zackigem Timing im Hirn blieb. Nur mit sehr filigranen MCs eventuell eine kleine Prise zu frisch an meiner damaligen Anlage. Da sich die Räkes immer etwas dabei denken, wenn sie ihre Geräte überarbeiten, bin ich entsprechend gespannt, wie sich der Max Nero in meiner Umgebung verhält.

Transrotor Max Nero
Kommt Ihnen bekannt vor? Als Tonarm kommt in dem von uns getesteten Exemplar ein RB880 von Rega zum Einsatz. Und wieso auch nicht – der britische Hersteller genießt in diesem Bereich nicht umsonst einen herausragenden Ruf. Dank der innenliegenden Masseführung kann das beigelegte Erdungskabel im Karton bleiben – die Musik breitet sich vor einem rabenschwarzen Hintergrund aus.

Das Kniffligste am Aufbau ist, die einzelnen Trabanten sowie das Laufwerk aus der Verpackung zu schälen. Man merkt direkt, dass die Bergisch Gladbacher auf Nummer sicher gehen. Die Laufwerke verlassen Transrotor mit penibel montierten Arm-System-Kombinationen, damit der Endverbraucher ein absolut „highendiges“ wie perfekt spielfertig justiertes Gerät erhält. Planen Sie additionally eine knappe Stunde zum Auswickeln und nochmal zehn Minuten für den Aufbau ein. Ansonsten ist der Aufbau auch für Laien kein Hexenwerk. Die Basis lässt sich über die Stellfüße perfekt austarieren und in die Horizontale bringen. Das Tellerlager ist ab Werk derart verkapselt montiert und so intestine mit Öl versehen, dass Wartungsarbeiten bei Familie Räke eher zu den exotischeren Aufträgen gehören. Tellerlager gehen bei Transrotor eher selten kaputt. Nachdem der Teller mit einem satten Schmatzen auf seine Aufnahme gerutscht ist, muss man noch die zwei Trabanten aus Motor und Netzteil frei drumherum gruppieren, den Riemen um Teller und Motor-Pulley werfen, und fertig ist die Laube. Gut, könnte man machen, wird der Sache aber nicht gerecht. Wer in stillen Nächten ganz genau hinhört, findet sicher auch, dass ein Cello, hier für uns von Yo-Yo Ma gespielt, runder, körperhafter, nochmals etwas natürlicher wirkt, steht der Motor auf ungefähr elf Uhr.

Transrotor Max Nero
Der Transrotor Max Nero gibt sich kein bisschen Kapriziös – ganz im Gegenteil ist er schön anfängerfreundlich. Die größte Herausforderung stellt sich für frischgebackene Besitzer beim Auspacken der sorgfältig in den Karton sortierten Komponenten. Aufbau und Einstellung gehen dank vormontierter Tonarm-System-Kombi auch Vinyl-Einsteigern leicht von der Hand.

Der Riemen darf den Teller dabei nur so schwach ziehen, dass eine Plattenbürste die Scheibe quick stoppt. In meinem Fall steht der wuchtige Knubbel des Konstant-Netzteils direkt unter dem Tonabnehmer, da die Nadel des Merlo ansonsten doch sehr exponiert und frei in der Luft hängen würde. Jetzt ruht der Handballen während der Nadelpflege stabil auf dem Deckel des Konstant. Der Deckel fungiert gleichzeitig als Schalter für die gewünschte Umdrehungszahl. Eine kleine Einbuchtung lässt dabei den eingravierten Wert erkennen. Über ein kleines Loch im Deckel kommt man an das zur Stellung gehörige Poti, sollte eine Justierung der Drehzahl irgendwann einmal nötig werden. Der dazu zwingend nötige Schraubendreher findet sich ebenso im Lieferumfang wie ein sackschweres Plattengewicht aus Stahl samt graviertem Logo. Das beiliegende Kabel für die Masse des Tonarms darf, wer sich für den Rega RB 880 entscheidet, im Karton lassen, da der Rega-Arm die Masse über die Signalkabel führt. Auch oder gerade wegen dieser nicht alltäglichen Lösung generiert der Max Nero im Leerlauf eine absolute Ruhe, diese rabenschwarze Leinwand, die ich eingangs erwähnte. Doch senkt man die Nadel des Merlo in geschnittenes Vinyl, gehen die Lichter an.

Ungeachtet dessen, ob ein Stadion, große Konzertsäle oder eine Kapelle in den Tiroler Alpen in den Rillen konserviert wurden, es interessiert den Max Nero nicht groß. Wo der Begriff Masselaufwerk eine gewisse Gemütlichkeit suggeriert, beweist Max überraschende Agilität. Gelassen entwirrt er die komplexen Läufe in John Butlers „Ocean“, hält der aufkommenden Brandung stand und zerstäubt die Gewalten zu sprühender Gischt. Zwar hängt mir die Platte etwas zu den Ohren raus, doch ist die Aufnahme eine Wucht. Was der Max Nero hier aus leicht abgenutztem Vinyl zu destillieren vermag, trifft auch nach 15 Jahren noch ins Herz wie am ersten Tag.

Transrotor Max Nero
Die Mischung macht’s: Der Transrotor Max Nero ist eine aus einem ausgeklügelten Materialmix gemeißelte Klangskulptur: Je nach Baugruppe kommt hier Aluminium, Stahl oder – beim Nero besonders outstanding – POM zum Einsatz. Wer beim Gedanken an ein Masselaufwerk eine gewisse Trägheit im Klang erwartet, wird positiv überrascht: Der Nero hängt erfreulich intestine am Gas.

Was das Durchzugsverhalten und die Attacke angeht, verhält sich der Transrotor Max Nero trotz der ganzen Masse einem leichtgewichtigen Brettspieler gar nicht so unähnlich. Man sollte lediglich vermeiden, mit Tellerauflagen zu experimentieren. Ob Carbon, Leder, Filz oder Gummi, immer weichte die Auflage die Attacke auf und nahm einiges an musikalischem Fluss raus. Funky Basslines und elektronisches Geplucker der Gebrüder Kalkbrenner schnappt sich der schwarze Max, wirft sie locker über die Schulter und tanzt Sirtaki zu den Dancegrooves. Wieso geht dieses Laufwerk, dessen Design irgendwo zwischen einer Insel mit drei Bergen und einem Stealth-Bomber liegt, trotz eindeutigem Übergewicht im Vergleich zu meinen Laufwerken ab wie gerade erwähnter Düsenjet? Ein Sumo taugt ja auch kaum als Sprinter. Es könnte am Zusammenspiel der gewählten Materialien liegen. Dirk Räke setzt für die Basis und die Gehäuse der Trabanten auf Alu, Stahl kommt am Lagerdorn und den beiden Auslegern für die Armbasis zum Einsatz. Den Teller fräst man neuerdings – statt wie beim Max aus Alu – für den Nero aus einem extrem zähen und stabilen Kunststoff mit dem unaussprechlichen Namen Polyoxymethylen, kurz POM. Findet sich auch im Motor meines E-Bikes, und was da hält, kann schlecht nicht sein.

Die beruhigende Wirkung dieses Kunststoffs auf die umgebenden, doch recht kühl klingenden Metalle drumherum scheint mir der eigentliche Clou des Max Nero zu sein. Praktischer Nebeneffekt für den Produktionsprozess ist, dass es Kunststoffe wie POM bereits komplett durchgefärbt und dabei in höherer Qualität gibt, als es mit Metall in dieser Konstanz mach-, doch zumindest am Standort Deutschland auf keinen Fall bezahlbar wäre. Der Ausschuss wäre bei den herrschenden Qualitätsansprüchen im Hause Transrotor einfach zu hoch. Da der Rohling eh in der CNC-Maschine steckte, wurden gleich noch die passende Vertiefung für das Plattenlabel sowie eine kleine Stufe in den Rand des Tellers gefräst. Sinn der erstgenannten Maßnahme ist eine möglichste aircraft Auflagefläche fürs Vinyl, das sich dank der kleinen Stufe auch im laufenden Betrieb umdrehen lässt. Macht man allerdings selten, da das satte „Klack“, mit dem der Wahlschalter des Konstant einrastet, dem nicht völlig erwachsenen Nutzer mit jedem Mal das gleiche Grinsen ins Gesicht zaubert – als hätte ein zwar grimmig blickender, doch freundlich einen „geilen Abend“ wünschender Konzertkartenentwertungsbeauftragter simply den Einlass zur Depeche-Mode-Aftershowparty freigegeben.

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Dieses Kribbeln, das unmittelbar vor einem Livekonzert an den Synapsen zupft, das Rückenmark rauf und runter vibriert, lässt sich gemeinerdings in meiner Hütte mit den gegebenen Mitteln nur homöopathisch reproduzieren. Doch statt anthroposophisch verdünntem Placebo kuriert die kleine Bohrinsel aus Bergisch Gladbach meine durch fehlende Livemusik-Infusionen entstandenen mentalen Defizite mit einem Schluck aus der Pulle von Cletus Spuklers bestem Moonshine. Jap, das Zeug brennt, macht blind, öffnet allerdings Koronargefäße und Ohren wie ein Rohrreiniger auf Chlorbasis. Stationen eines lauschenden Abends waren Onkel Pös Carnegie Hall, Zappa in Saarbrücken, danach kurz nach Tokyo zu den Scorpions, und des ökologischen Fußdrucks wegen, man struggle eh in der Nähe, eine Runde Clapton im Budokan. Besonders Livekonzerte liegen dem Max, es muss nicht zwingend Rock oder Blues sein. Mit dem Merlo MC hat Dirk Räke ein vortreffliches Händchen in der Wahl eines geeigneten Systems bewiesen. Dank des rabenschwarzen Hintergrunds, den das Laufwerk generiert, strahlt das Licht des Merlo bis in die hinterste Ecke der imaginären Bühne, verleiht dem durchaus stämmig, dabei immer zackig spielenden Laufwerk eine urtümliche Energie, ähnlich der eines Vollwaschgangs beim Wellenreiten. Trotz aller Schnellkraft und des kraftvoll-drahtigen Fundaments gelingt dem Max Nero der Ritt auf dem Drahtseil. Die Kraft und Dynamik exponierter Masselaufwerke verbindet sich in Transrotors neuem Einsteiger-Laufwerk mit der leichtfüßigen Eleganz englischer Brettspieler. Die Noten in Georg Kreislers „Telefonbuchpolka“ purzeln nur so aus den Lautsprechern, wieseln die Klaviatur erst rauf, dann runter. Hart im Anschlag, im Nachklang knackig und dennoch genauso voll und körperhaft, wie ein Piano gefälligst zu klingen hat. Unbeeindruckt von Kreislers Ritt durch das Namensverzeichnis sortiert der Max Nero sämtliche zungenbrechenden Varianten des Buchstabens V auch für Nichtösterreicher mit der nötigen Balance aus Wiener Schmäh und Sarkasmus schön in Reih und Glied, ohne die Spielfreude des Grandseigneurs zu verwässern.

In Kombination erreichen Laufwerk, Arm, System und Netzteil ein Niveau, das an der Klasse der großen Modelle nicht nur knabbert, sondern ganz schön an deren Stuhl sägt. Als Händler würde ich den Transrotor Max Nero nicht direkt neben einem der noblen Modelle platzieren. Fragen über den Sinn von teureren Möglichkeiten der Schallplattenwiedergabe wären vorprogrammiert.

Transrotor Max Nero

Info

Plattenspieler Transrotor Max Nero mit Tonarm Rega RB 880 und Tonabnehmer Transrotor Merlo

Konzept: riemengetriebenes Masselaufwerk
Antrieb: geregelter Gleichlaufmotor
Material: Aluminium, Polyoxymethylen, Edelstahl
Teller: 40-mm-POM-Teller
Drehzahl: 33 oder 45 U/min
Besonderheiten: zweite Armbasis möglich
Maße (B/H/T): 46/15/36 cm
Gewicht: 20 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis Testmodell: um 4830 € (inkl. Tonarm Rega RB 880 und Tonabnehmer Merlo MC, Laufwerk um 2800 €)

Tonabnehmer Transrotor Merlo

Konzept: Low-Output-MC
Nadelschliff: Harmonic
Auflagekraft: 1,8 g
Ausgangsspannung: 0,5 mV
Frequenzgang: 20 Hz bis 30 okHz
Gewicht: 5,7 g
Preis: um 800 €

Kontakt

Räke Hifi/Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Telefon +49 02202 31046

www.transrotor.de

Mitspieler

Plattenspieler: Acoustic Solid Vintage
Tonarm: Acoustic Solid WTB 213
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Ortofon Quintet Red
Phonovorverstärker: Acoustic Solid Phonovorverstärker
CD-Player: Sony CDP-XA 777ES Swoboda
D/A Wandler: Audiolab M-DAC Mini
Vollverstärker: Einstein The Tune, Magnat MA 900, NAD C 302
Endverstärker: Lehmann Black Cube Stamp
Lautsprecher: Audio Physik Seemon, Heco BellaDonna
Zubehör: Steinmusic, Simply Analog

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Dynavector DRT XV-1s

Dynavector DRT XV-1s

Ist es ein Warp-Kern?
Ist es ein Schneidstichel?
Nein, es ist ein DV DRT XV-1s!

Dynavector DRT XV-1s

In aller Kürze:
Der Dynavector DRT XV-1s, dieser wahrhaft große Tonabnehmer, ist mit seiner unübertroffenen Raumanmutung, Spielfreude und Klangfarbenpracht auch nach 20 Jahren Produktionszeit ein Maßstab für alle Herausforderer.

Dynavector DRT XV-1s


Seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bietet Dynavector eine überschaubare Reihe von Tonabnehmern an, die ausschließlich nach dem Prinzip der bewegten Spule (Moving Coil, MC) funktionieren. Das geht los mit dem knapp 700 Euro teuren 10X5 Mk II und endet mit dem mehr als zehnmal so teuren DRT XV-1t. Auffällig ist an den Produkten aus Tokio, dass im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern jeder Tonabnehmer insofern ein Unikat ist, als für jede Baureihe unterschiedliche Gehäuse und Generatoren verwendet werden. Gängiger ist die Variante, dass in gleichen Gehäusen unterschiedliche Generatoren mit verschiedenen Nadelträgern und -schliffen eingebaut werden. Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der „Dynavectoren“ eine für heutige Verhältnisse ungewöhnliche große Modellkonstanz aufweisen, sodass sie allesamt zu Recht als moderne Klassiker gelten können. Das liegt daran, dass der ursprünglich unter dem Markennamen Ultimo debütierende Hersteller seine Produkte nur in größeren Abständen weiterentwickelt. Und auch nur dann, wenn man wirklich überzeugt ist, eine Möglichkeit zur Verbesserung gefunden zu haben. Einen letztendlich auch für Kunden unbefriedigenden, quick schon nervösen Modellwechsel sucht man daher bei dem in Tokio ansässigen Hersteller vergebens.

Auch das DRT XV-1s ist bereits seit 2002 auf dem Markt. Das ist übrigens auch das Jahr, in dem der Firmengründer und ehemalige Universitätsprofessor Dr. Noburo Tominari verstorben ist. Zu seinen Ehren führen die beiden Spitzenmodelle deshalb die Buchstabenkombination „DRT“ in ihren ansonsten etwas kryptisch wirkenden Modellbezeichnungen. Doch selbst nach über zwanzig Jahren Produktionszeit imponiert die einzigartige Erscheinung des XV-1s immer noch. Dessen schiere Physis macht schon rein äußerlich deutlich, dass wir es hier mit einem wahrlich großen Tonabnehmer zu tun haben. Mit 3,1 x 1,8 x 2,1 Zentimetern (Länge/Breite/Höhe) ist das System sehr raumgreifend und setzt für den Betrieb eine Headshell voraus, die genügend Platz bietet. Dabei ist es mit seinen 12,6 Gramm gar nicht mal so schwer, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Gleichwohl verlangt es nach einem mittelschweren bis maximal schweren (10 bis 20 g effektive Masse) und vor allem auch stabilen Tonarm. Ich selbst habe es im Dynavector DV-507 Mk II, Graham 2.2 Carbon und sogar im Technics EPA-120 betrieben. Letztgenannter ist natürlich kein angemessener Spielpartner, obwohl das XV-1s erstaunlich intestine seinen Dienst darin tut. Bei Freunden habe ich es aber auch im SME Series V, Schröder Reference SQ und TW Acustic Raven 10.5 zur vollen Zufriedenheit ihrer jeweiligen Besitzer gehört.

Dynavector DRT XV-1s
Technik an der Schwelle zur Kunst. Eigentlich sollte man sich den DRT XV-1s zweimal kaufen. Einen für den Tonarm, einen für die Vitrine. Vielleicht auf einem Drehteller mit vormontiertem Vergrößerungsglas. Uns beeindruckte vor allem die Akkuratesse, mit der die winzigen Käbelchen entlang des Gehäuses verlegt wurden.

Die spektakuläre Form des Dynavector DRT XV-1s ergibt sich, weil in ihm sage und schreibe acht Alnico-Magnete für ein möglichst homogenes Magnetfeld verantwortlich sind. Vier davon befinden sich intestine sichtbar in der oberen Hälfte der V-förmigen Polschuhe, während weitere vier sich für das Auge unsichtbar hinter dem quadratischen Spulenträger verbergen. Dr. Tominari zog Alnico aus klanglichen Gründen den im Vergleich zu den heute weit verbreiteten und deutlich stärkeren Neodym-Magneten vor. Um auch gleichzeitig eine genügend große Ausgangsspannung mit einer niederohmigen Spule (6 Ω) zu erzeugen, braucht es dann mehrere der schwächeren Alnico-Magnete. Trotzdem sind nicht mehr als 0,3 mV bei einer Schnelle von 5 cm/s (1 okHz) drin. Das stellt zwar für moderne Phonovorverstärker längst kein Problem mehr bezüglich der Rauschfreiheit dar, ist aber dessen ungeachtet deutlich weniger als die vieler vergleichbarer Mitbewerber. Als Nadelträger kommt ein Borstäbchen zum Einsatz, an dessen Spitze ein Pathfinder(PF)-Line-Contact-Schliff sitzt. Die beiden Kupferspulen um den vorderen Polschuh – die den Eindruck erzeugen, man habe es hier weniger mit einem Tonabnehmer als mit einem Schneidstichel zu tun – stellen übrigens eine weitere, exklusive Spezialität von Dynavector da. Es handelt sich dabei um den sogenannten „Flux-Damper“. Die Japaner erhoffen sich damit eine weitere Verbesserung der Linearität des Magnetfelds.

Dynavector DRT XV-1s
Bei den runden Einlagen im V-förmigen Träger an der Stirnseite des Abtasters handelt es sich um vier der insgesamt acht Alnico-Magneten des DRT XV-1s. Die anderen sitzen (Sie können sie im Foto darüber erahnen) hinter dem Spulenträger.

Erfreulich ist, dass die Einspielzeit kaum bemerkbar ist. Ich konnte keine auffallende Verbesserung innerhalb der Zeit feststellen, in der es mir vergönnt conflict, mit dem DRT XV-1s Musik zu genießen. Von Anfang an macht es deutlich, dass wir es hier mit einem Weltklasse-MC-System zu tun haben, das preisunabhängig wirklich keinen Vergleich zu scheuen braucht. Das fängt schon damit an, dass man gleich beim Aufsetzen der Nadel in der Rille ungewöhnlich wenig der unvermeidlichen Nebengeräusche zu vernehmen scheint. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies auf den hervorragenden Pathfinder-Schliff zurückzuführen ist, dem ich auch schon bei anderen Tonabnehmern als absolut erstklassige Wahl begegnet bin. Da verwundert es auch nicht, dass sich die Musik auf dem sprichwörtlichen „schwarzen Hintergrund“ aufbaut. Dies spielt insbesondere bei sehr dynamischen Aufnahmen klassischer Musik wie der Einspielung von Gustav Mahlers Zweiter Sinfonie, der „Auferstehungssinfonie“, unter Leonard Bernstein mit dem New York Philharmonic (Deutsche Grammophon) eine ganz entscheidende Rolle. Ich habe gewiss nicht die musikalische Expertise meiner Kollegen Stefan Gawlick oder Roland Schmenner; aber wie falsch kann ein Klangeindruck sein, wenn er dem Zuhörer eine Gänsehaut beschert und in die nun wahrlich nicht leichte Musikwelt von Gustav Mahler derart hineinzieht und so fesselt, dass man diese gewaltige Sinfonie ohne Unterbrechung in einem Rutsch durchhören möchte? Dabei ist eine hervorstechende Eigenschaft des DRT XV-1s, dass es sein spektakuläres Äußeres Lügen straft und keineswegs mit überzogenen klanglichen Akzenten erst imponiert und nach einer gewissen Zeit nervt. Tonal ist additionally alles im Lot.

Eine weitere hervorzuhebende Eigenschaft ist seine stupende Raumabbildung. Die einzelnen Instrumentengruppen werden einerseits sauber voneinander getrennt, sodass man meint, auf jeden Musiker zeigen zu können; andererseits gelingt es dem Dynavector trotzdem, ein homogenes, klanglich zusammenhängendes Orchester dazustellen, das wie ein riesiges Instrument wirkt. Bei aller ehrlicher Detailverliebtheit verfällt dieses System nie in letztendlich ermüdende, seziererische Analytik.

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Ebenfalls bemerkenswert ist die spektakuläre Lebendigkeit des DRT XV-1s, mit der es einzelne Impulse präzise wiedergibt. Diese Eigenschaft kommt nicht nur bei spätromantischen orchestralen Werken zur Geltung, sondern steigert auch den Hörgenuss bei intestine aufgenommener Pop-Musik wie Prefab Sprouts Klassiker Jordan: The Comeback. Die leicht überproduzierte LP wird mit einer selten gehörten Transparenz wiedergegeben, die aber die schiere Freude an dieser eingängigen Musik nicht schmälert.

Diese Eigenschaften addieren sich zu dem für mich persönlich wichtigsten Punkt: Ein Tonabnehmer darf nicht aufdringlich sein. Damit meine ich, dass man sich beim allabendlichen Musikgenuss keine Gedanken um irgendwelche konstruktiven Ideen oder technische Parameter macht. Ich wünsche mir eigentlich nur, dass die Wiedergabetechnik am Ende des Tages in den Hintergrund tritt und meine ganze Aufmerksamkeit der Musik gilt. Und genau diesen Wunsch erfüllt mir das DRT XV-1s aufs Vortrefflichste. Ich gebe mich beispielsweise zu später Stunde gerne den sphärischen Klängen von Tangerine Dreams Quantum Gate hin, die mich auf eine Reise in eine virtuelle Parallelwelt entführen. Bei diesem legalen Musikrausch würde mich nicht mehr stören, wenn ich dauernd das Gefühl hätte, in den künstlichen Klangräumen passe etwas nicht zusammen und Frequenzbereiche würden sich ungebührlich in den Vordergrund drängen. Schon ein paar Sekunden nach dem Auflegen der Platte habe ich aber vergessen, dass da ein zugegebenermaßen sehr kostspieliger Tonabnehmer die Töne erzeugt – so selbstverständlich und natürlich versieht dieses letzte Erbstück von Dr. Noburo Tominari seinen Dienst. Mehr kann ich nicht von einem Tonabnehmer verlangen. Und genau deshalb ist für mich das Dynavector DRT XV-1s nach wie vor einer der allerbesten MC-Tonabnehmer, die man für Geld und gute Worte kaufen kann.

Dynavector DRT XV-1s

 

Info

Tonabnehmer Dynavector DRT XV-1s

Konzept: Moving Coil (MC)
Besonderheiten: V-förmiger Magnetkreis mit 8 Alnico-Magneten, Flux-Damper
Nadelträger: Bor
Nadelschliff: Pathfinder (PF) Line Contact
Nadelnachgiebigkeit: 10 µm/mN (10 Hz)
Empfohlene Auflagekraft: 18–22 mN
Empfohlene effektive Tonarmmasse: mittel bis schwer (10–20 g)
Ausgangsspannung: 0,3 mV (1 okHz, 5 cm/s)
Innenimpedanz: 6 Ω
Empfohlene Abschlussimpedanzen: > 30 Ω
Maße (B/H/T): 21/18/31 mm
Gewicht: 12,6 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 5200 € (im Austausch 4250 €, Rebuild (Dauer ca. 12 Wochen) 3650 €)

Kontakt

SWS Audio GmbH
+49 231 126748, +49-7665 9413718

www.dynavector-systems.de

Mitspieler

Plattenspieler: Technics SL-1200MK2, Technics SL-121MK2
Tonarme: Graham 2.2 Carbon, Technics EPA-120
Headshells: Audio-Technica MG-10, Audio-Technica MS-8, Orsonic AV-101b, Technics
Tonabnehmer: Denon DL-103, Goldring 2200, Ortofon Concorde 30 Mk II, Ortofon Jubilee Phonovorverstärker: Lehmann Audio Black Cube
Vorverstärker: Bryston BP25MC
Netzwerk-Tuner: Onkyo NS-6170
Kopfhörer: Sony MDR-1 RNC
Aktivlautsprecher: Neumann KH 310 A

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Rekkord M500

Rekkord M500

Der Rekkord M500 baut auf einer jahrzehntelangen Tradition auf. Er wird an historischer Stätte in Deutschland gefertigt. Und er hat jene Gene geerbt, die Analogfans von jeher schätzen. Das sorgt für beglückende Klangmomente – ganz ohne Bling-Bling.

Rekkord M500

In aller Kürze:
Der Rekkord Audio M500 ist im Kern ein Plattenspieler, wie es sie in den 1980er und 1990er Jahren gab: ein durch und durch unkompliziertes Plug’n’-Play-Laufwerk im besten Sinn!

Rekkord M500


Kennen Sie das? Sie treffen einen Menschen, der Ihnen auf Anhieb extrem bekannt vorkommt, von dem Sie aber gleichzeitig wissen, dass Sie ihn oder sie noch nie getroffen haben. Irgendwann wird das Rätsel gelöst: Man ist Tochter oder Sohn von jemandem begegnet, der einem einst nahestand, den man vielleicht sogar in- und auswendig kannte. Kurz: ein positives Déjà-vu.

Etwa so ging es mir, als ich den Rekkord M500 auspackte. Dieser Tonarm mit der unübersehbaren Bezeichnung „ULM“ für „Ultra Low Mass“ in der Typenbezeichnung. Dieses ultraschlichte Grundbrett. Das etwas wabbelige, auf vier sogenannten Parabelfedern abgestützte Subchassis (ein einteiliges MDF-Teil) samt Subteller, um den ein recht kurzer Gummiriemen geschlungen werden muss, ehe man den eigentlichen Alu-Plattenteller auf den Dorn setzt. Die Beschränkung auf zwei Geschwindigkeiten (33 und 45 Umdrehungen professional Minute). Und schließlich der Produktionsort: St. Georgen im Schwarzwald. Nur, dass das kleine Firmenschild auf der auch bekannt wirkenden Acrylhaube nicht den Namen „Dual“ trägt. Sondern „Rekkord“.

Rekkord M500
Mit dem Moving-Coil-System Goldring Eroica LX, das ultimate zu dem ultraleichten Arm des Rekkord 500M passt, legt der Dual-Nachkomme klanglich stark zu, Räumlichkeit und Luftigkeit stellen auch höhere Ansprüche zufrieden. Eine solide Basis für Tuning per Tonabnehmer.

Das „Made in Germany“ betont man bei Rekkord Audio mit ebenso viel Stolz wie die Urväter, deren Plattenspieler sich auch in einer Epoche, als in Highender-Zirkeln (die damals noch nicht so hießen) längst japanische Direkttriebler-Boliden der Sorte „ultraschwer und noch teurer“ en vogue waren. Licht in die Firmengeschichte bringt Jürgen Reichmann, für den Vertrieb der Rekkord-Produkte zuständig: „Dual struggle mit rund 5000 Mitarbeitern einstmals der größte deutsche Plattenspielerhersteller. 1993 kaufte Alfred Fehrenbacher die Produktionsmaschinen“, erzählt Reichmann. Die Firma Fehrenbacher baute von da an jene Plattenspieler, die den Dual-Schriftzug trugen – und auch die Thorens-Automatikspieler entstanden bei Fehrenbacher in St. Georgen.

Irgendwann kommt Pro-Ject-Chef Heinz Lichtenegger ins Spiel. Der findige Österreicher, dessen Plattenspieler gemeinhin in Tschechien gebaut werden, wünschte sich einen „Automaten“ – und wurde bei Fehrenbacher fündig. Die Namensrechte an Dual gingen nach dem Konkurs in andere Hände. Und bei der Firma Fehrenbacher entschied man sich, den Weg von der OEM-Fertigung für andere Marken zum eigenen Firmennamen zu gehen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragt Analogfan Jürgen Reichmann und lächelt dabei hintergründig.

Den leisen Stolz Reichmanns, Traditionsgeräte „made in Germany“ im Programm zu haben, verstehe ich nur zu intestine. Denn auch ich sperrte mich seinerzeit gegen den Japan-Fimmel, schloss mich auch nicht der Briten-Fanfraktion an, sondern nutzte von der Abiturzeit bis zum Ende des Studiums jenen „Golden One“ aus dem Schwarzwald, der mir nicht nur wegen seines klavierlackveredelten Korpus und seiner vergoldeten Metallteile ans Herz wuchs. Sondern wegen seines einfach „richtigen“ Klanges, dem Fußwipp-Potenzial seines Timings und seiner völlig unkapriziösen Art. Ein Plattenspieler, der souverän auch in allen anderen als optimalen Aufstellungsumgebungen einfach Musik machte.

Rekkord M500
Einer der Fortschritte des Rekkord 500M gegenüber den Dual-Ahnen ist das Bedienfeld für Ein/Aus beziehungsweise für die Geschwindigkeitsumschaltung zwischen 33 und 45 Umdrehungen professional Minute. Statt eines Drehknopfes gibt es eine Touch-Taste mit Beleuchtung.

Und nun steht da ein Plattenspieler vor mir, der seinem Verwandten von vor 40 Jahren genau da überaus ähnlich ist, wo es zählt: beim Klang. Nach vergoldeten Metallteilen und Klavierlack wird man beim Rekkord M500 vergeblich suchen. Dafür besann man sich bei Rekkord Audio auf alte Tugenden. So ist auch der M500 kein Massenprodukt, sondern wird komplett in St. Georgen handgefertigt. Das äußert sich – trotz simpel schwarz foliertem Chassis – in einer Anfassqualität, die andere selbst für ein Mehrfaches der für den Rekkord M500 aufgerufenen 1100 Euro nicht realisieren können. Und in einer Klangqualität, die ich im Blindtest in einer anderen Klasse verortet hätte. Der Hersteller gibt für den M500, der das Einstiegsmodell der manuellen Plattenspieler-Linie bei Rekkord Audio verkörpert (es gibt, wie gesagt, auch ein paar Vollautomaten) Gleichlaufschwankungen von 0,06 Prozent an. Das reicht in der Praxis locker, um selbst langsame Klaviermusik ohne nerviges „Eiern“ wiederzugeben. Dieser kleine Plattenspieler ist ohne Abstriche „klassiktauglich“ und macht mit großer Sinfonik auch viel Freude.

Denn der Rekkord M500 schafft, was jenen berüchtigten 129-Euro-USB-Plastikdrehern vom Discounter gewiss nicht gelingt: Er baut glaubwürdige Räume auf, weist Instrumenten felsenfest ihren Platz im Orchester zu, verliert selbst in den wüstesten Tuttipassagen von Riesenwerken wie Gustav Mahlers Achter Sinfonie nie den Überblick und widersteht allen Versuchen, ihn zur Produktion von indifferentem Orchesterbrei zu überreden. Füttere ich ihn mit Pop – zum Test lag auf dem Plattenstapel eine pressfrische Produktion von Stings Album Duets – dann groovt der M500 gnadenlos. Dabei erzählt er mir über die Geheimnisse der schwarzen Scheibe quick alles, selbst das, was ich eigentlich gar nicht wissen möchte. Etwa, dass Stings Tonmeister ihm und seinen Duettpartnern, darunter illustre Sangesbrüder wie Zucchero Fornaciari, in manchen Nummern eine Extraportion Hall mitgegeben haben. Wahrscheinlich, damit die in Ehren ergrauten Kämpen bei jenem Publikum ihr Gesicht wahren, das eigentlich zur Generation Streaming gehört und jetzt gerade das überaus trendige Thema „Analog“ für sich entdeckt.

Rekkord M500

Der Rekkord M500 ist gleichwohl alles andere als ein „Me-too-Produkt aus der Lifestyle-Ecke. Zur Einordnung seiner Qualitäten hat Jürgen Reichmann gleich zwei M500 in die FIDELITY-Redaktion geschickt. Einer in der vorjustierten Grundkonfiguration, wie er aus der Manufaktur in St. Georgen kommt: Hier prangt ein Ortofon-Tonabnehmer, der 2M Blue Moving Magnet, in der Headshell – ordentliches MM-Equipment für High-End-Einsteiger ohne den Anspruch, auch noch die letzten Einzelheiten aus der Plattenrille zu kitzeln. Dafür erfreulich homogen, klangfarbenstark und auf den Punkt spielend wie ein guter Ensemblemusiker. Damit ist der M500 ein unkomplizierter Spielpartner für die Stunden, die dem entspannten Hören entspannter Musik gehören.

Ein anderes Kaliber stellt die Spezialausführung dar, die Reichmann und sein Team zusammengestellt haben, um die Talente des Rekkord M500 deutlicher herauszuarbeiten: Eigens für den FIDELITY-Hörtest gönnten sie dem sympathischen Spieler ein Goldmund Eroica LX. Und diese Moving-Coil-Preziose, die mit rund 600 Euro Straßenpreis deutlich mehr als das Ortofon 2M Blue kostet, ließ dem preisgünstigeren System nicht den Hauch einer Chance – was aber nur im direkten Vergleich auffiel. Das spricht für die überaus solide Basis, die der Rekkord M500 für jene High-End-Beginner bietet, die in die analoge Welt langsam hineinwachsen wollen.

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Wie sein Vorfahr aus der seligen Dual-Epoche kommen der M500 und sein auf Leichtgewichtigkeit gezüchteter, von Rekkord Audio im Vergleich zum Ausgangsprodukt noch einmal subtil verbesserter Tonarm mit einer ganzen Reihe von Tonabnehmern zurecht, die nur nicht allzu schwer sein sollten. Das Goldring wiegt 5,5 Gramm und hat eine Nadelnachgiebigkeit von 18 µm/mN, beim Ortofon sind es 7,2 Gramm und 20 µm/mN. Empfohlen sind beide für leichte bis mittelschwere Arme, verkörpern additionally ideale Spielpartner für den ULM-Arm des M500. So richtig Fliegen lernt der gerade bei anspruchsvollerer „Software“ allerdings erst mit dem Goldring Eroica LX. Chronisch unvernünftige Analogos wie ich entblöden sich auch nicht, Systeme in den Rekkord zu schrauben, die den Plattenspielerpreis um ein Vielfaches übersteigen. Die Unterschiede bleiben stets hörbar, was für die so einfache wie effiziente Laufwerkskonstruktion spricht.

Diese wurde gegenüber der jahrzehntealten Konstruktion freilich an den entscheidenden Stellen optimiert. So steht der M500 nur auf drei Füßen, um jegliches Kippeln im Ansatz zu unterbinden. Statt eines „angewachsenen“ Tonarmkabels gibt es ein Anschlussfeld mit vergoldeten Cinchbuchsen und einer soliden Masseklemme. Und die Geschwindigkeitswahl beziehungsweise das Ein- und Ausschalten geschieht auch nicht mehr mit einem Drehschalter, sondern mit einem beleuchteten Touch-Taster, sodass nicht die Gefahr besteht, den relativ leichten M500 auf seiner Standfläche zu verrücken. Die Materialwahl von Korpus und Zarge ist auf Vibrationsarmut und Störfrequenz-Eliminierung abgestimmt – eine Erklärung dafür, warum die leichte Subchassis-Konstruktion so punktgenau spielt und im Bass so unaufhaltsam anschiebt. Ein Plattenspieler, der sogar eingefleischte Digitalos zu Konvertiten machen könnte. Beeindruckend.

Rekkord M500

Info

Plattenspieler Rekkord M500

Konzept: manueller Plug’n’-Play-Plattenspieler mit Subchassis
Anschlüsse: Cinchbuchsen, Klemme für Erdungskabel
Antrieb: Flachriemen (innenliegend), elektronisch geregelter DC-Motor
Geschwindigkeiten: 33⅓ und 45 U/m, umschaltbar
Plattenteller: ø 12″, Material Aluminium, antimagnetisch, bedämpft
Tonarm: 8,3″, Ultra-Low-Mass, masselose Auflagekraft
Antiskating: Feder, feinjustierbar
Tonabnehmer: Ortofon 2M Blue (Moving Magnet, Ausgangsspannung 5,5 mV)
Stromversorgung: externes Netzteil 12 V/100 mA
Zubehör: Cinchkabel, Staubschutzhaube, antistatische Filzmatte und Adapter für Singles mit großem Mittenloch
Ausführungen: Mattsilber oder Schwarz
Maße (B/H/T): 44/13/37 cm
Gewicht: 5,5 kg
Garantiezeit: (bisher keine Rückmeldung)
Preis: um 1199 € (ohne Ortofon 2M Blue um 1099 €)

Kontakt

Reichmann AudioSysteme

Graneggstraße 4
78078 Niedereschach im Schwarzwald
Telefon +49 7728 1064
[email protected]

www.reichmann-audiosysteme.de

Mitspieler

SACD-Player: Sony SCD 333 ES, Denon CX2
Neztwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel u. a. von: in-akustik, AudioQuest, Silnote Audio

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Thiele TT01 mit tangentialem Drehtonarm TA01

Thiele TT01 mit TA01 – Über die Quadratur des Kreises

Oder: Wie Thiele einem Drehtonarm mit raffinierter Feinmechanik tangentiale Tugenden beibringt

Thiele TT01 mit TA01

In aller Kürze

Der raffinierte Tonarm TA01 und das stylish-solide Laufwerk TT01 bieten die Basis für Musikwiedergabe auf höchstem Niveau. Die Bedienung des Thiele-Spielers ist trotz spannender Mechanik unkompliziert. Das ist High End, allürenlos und im Detail durchdacht.

Thiele TT01 mit TA01 Navigator


Helmut Thiele zeigt mit seinen analogen Erstlingswerken TT01 und TA01, dass man ohne größere Umwege in die Top-Liga einsteigen kann. Andererseits ist der Begriff „Erstlingswerk“ bei einer Koryphäe wie ihm nur bedingt anwendbar. Um mir das Testobjekt zu überreichen, lud mich der studierte Designer in seine Firma nach Duisburg ein, wo mich auch Armin Kern vom Audiotrade-Vertrieb begrüßte. In den vergleichsweise nüchtern gestalteten Räumlichkeiten, bestehend aus einem kombinierten Büro- und Hörraum sowie einer Werkstatt für die Herstellung von Prototypen, taucht man als Besucher sofort in eine Atmosphäre kreativen Schaffens ein. Zahllose Ausstellungsstücke und Produktmuster in Regalen sowie auf gerahmten Fotografien zeugen nicht nur von der langjährigen Tätigkeit Thieles, sondern auch von enormer Vielseitigkeit. Neben Tonarmen und Plattenspielern entdecke ich Aktivlautsprecher, All-in-one-Anlagen und Hornsysteme unterschiedlichster Marken. Wie ich erfahre, entstand hier auch das Design des Röhrenverstärkers Magnat RV2, der mir jahrelang gute Dienste leistete.

Helmut Thiele
Helmut Thiele

Der erste funktionsfähige Prototyp des Tonarms entstand bereits 2009. Jedoch struggle die Performance im Tieftonbereich nicht zufriedenstellend, sodass Thiele das Projekt vorübergehend auf Eis legte. Erst die Erkenntnisse bei der Entwicklung von Thorens-Tonarmen brachten die zündende Idee: Bei Messungen zum Schwingungsverhalten fand der Designer heraus, dass Alurohre bei tiefen Frequenzen stark resonieren (deshalb auch der Dämpfungsring am Thorens TP 92). Um das zu unterbinden, erhöhte er beim nächsten Prototypen des TA01 die Masse und Steifigkeit des Tonarmlagers. Das Aluminiumrohr ersetzte er außerdem durch ein doppelwandiges Carbonrohr. Diese Maßnahmen brachten 2020 das gewünschte Ergebnis und den Tonarm schließlich zur Serienreife. Da der TA01 allein noch keine Musik macht, kombinierte ihn Thiele abschließend mit einem massiven Laufwerk, zu dem ich später noch mehr erzählen werde.

Thiele TT01 mit TA01
Absolut linientreu: Durch seine geniale „quasi-tangentiale“ Bauart vereint der TA 01 die Vorteile von zwei Welten. Wie unsere Abbildungen zeigen, gleitet er mit minimalstem Spurwinkelfehler über eine vollständige 12-Zoll-Schallplatte. Obwohl die Aufhängung des Arms extrem wuchtig wirkt, gleitet der Abtaster, als hinge er an keiner Masse.

Doch ehe Helmut Thiele technische Fragen zulässt, wird der Designer erstmal zum Discjockey. Mit Erleichterung stelle ich fest, dass wir einen ähnlichen Musikgeschmack haben, sodass mir die üblichen Demo-LPs erspart bleiben. Den Anfang machen Weather Report mit Tales Spinnin’, deren furioser Jazzrock uns mit seiner unglaublichen Intensität begeistert. Aufgrund der realistischen Klangfarben und erfrischenden Dynamik gerät der Ritt durch diesen wüsten Jazzrock der Siebzigerjahre zum reinsten Vergnügen, was mir auch das genüssliche Grinsen der übrigen Anwesenden bestätigt. Nach weiteren brillanten Titeln dürfen wir an einer aufschlussreichen Demonstration teilhaben: Mithilfe eines an einen Schwingungsaufnehmer angeschlossenen Kopfhörers macht Thiele die vom Tonabnehmer erzeugten Töne an allen mechanisch mit dem Plattenspieler verbundenen Bauteilen hörbar. Die krassen Unterschiede zwischen einlagigen Drehern und solchen in Sandwichbauweise mit absorbierenden Füßen verdeutlichen uns, dass der Umgang mit Resonanzen schon bei der Entwicklung alles andere als eine Kleinigkeit ist. Und nur um das abtastende Kind beim Namen zu nennen: Zur Abrundung des Drehers steuert Armin Kern den im ATR-Portfolio befindlichen Ortofon-Tonabnehmer Anna Diamond sowie den superben Phonoentzerrer Model 42von Blue Amp bei, die uns auch beim späteren Test zur Verfügung stehen sollten.

Thiele TT01 mit TA01
Das Ortofon Anna struggle im Test ein Idealer Partner für den Thiele TA01

Nachdem der Plattenspieler – ein extrem robustes Flightcase gehört zum Lieferumfang – im Kofferraum verstaut struggle, ging es heimwärts. Dort verlief die Installation des Plattenspielers trotz der komplexen Konstruktion problemlos. Man könnte sogar sagen, dass es die reinste Freude struggle, die perfekt gefertigten Bauteile wieder zum vollständigen Dreher zusammenzufügen. Der Korpus des Thiele TT01 besteht aus drei Schichten unterschiedlicher Holzwerkstoffe, die über dämpfende Verklebungen miteinander verbunden sind („Constrained Layer Damping“). Die obere Schicht bildet dunkel lasierter Bambus. Seitlich wird das Chassis mit schwarz glänzendem Acryl und einem matten Alustreifen verblendet, was den Schichtaufbau nach außen sichtbar macht. Très stylish! Über drei von oben verstellbare large Alufüße und -spikes lässt sich der Plattenspieler präzise ausrichten.

Thiele TT01 mit TA01
Eine Bühne für den eigentlichen Star: Mit dem TT 01 stellt Thiele seinem Tonarm eine passende Dreherbasis zur Seite. Der eigentliche Clou des Laufwerks liegt in seinen drei justierbaren Füßen, die sich von oben einstellen lassen.

Bezugsebene ist hierbei der relativ leichte, aus Aluminium mit Acryleinlage bestehende Plattenteller. Der Antrieb erfolgt per Synchronmotor, der den Subteller mittels Flachriemen in Drehung versetzt. An der Rückseite befinden sich die Anschlussbuchsen für das externe Netzteil, die Drehzahlfeinregulierung, zwei XLR-Abgriffe sowie ein Masseterminal. Die Bedienung ist hyperlinks vorne auf dem Chassis angeordnet, in komfortabler Distanz zum Tonabnehmer. Unwichtig? Nach dem ersten durch eine kleine Ungeschicklichkeit zerstörten Nadelträger nicht mehr. Als Tellerauflage dient die ebenfalls von Helmut Thiele entwickelte PM01. Die aus relativ steifem Schaumstoff bestehende Scheibe zeigte sich gegenüber meiner sonst favorisierten Ledermatte auf dem TT01 als überlegen.

Thiele TT01 mit TA01

Der Star des Ensembles ist jedoch zweifelsohne der Tonarm Thiele TA01. Zum einen wegen seiner einzigartigen Methode, den Spurfehlwinkel gegen null zu halten, zum anderen wegen seiner durchdachten und alltagstauglichen Bedienung bei Betrieb und Justage. Die einem Parallelogramm ähnliche Lagerkonstruktion aus Metall und Ebenholz führt den Tonarm mit rechtem Winkel zum Plattenradius. Auf diese Weise kommt der Abtastvorgang dem Herstellungsprozess einer LP mit ebenfalls tangential geführtem Schneidstichel nahe. Die Kompensation der Skatingkraft erübrigt sich bei so einem Tonarm natürlich. Dass diese komplexe Mechanik nur dann richtig funktioniert, wenn extrem geringe Fertigungstoleranzen eingehalten werden und die Lager äußerst präzise arbeiten, ist offensichtlich.

Thiele TT01 mit TA01
Eine geballte Ladung Feinmechanik macht’s möglch – ein Drehtonarm mit den Eigenschaften eines Tangentialtonarms

Der mittelschwere Tonarm besteht aus zwei ineinander liegenden, mittels Gelschicht verbundenen Carbonrohren. Die mit Ebenholz bedämpfte Aluminium-Headshell ermöglicht die Azimut-Justage, die Auflagekraft wird mit dem Gegengewicht über ein Feingewinde eingestellt. Für die Innenverkabelung verwendet Thiele Zavfino-Strippen (Solid Pure Silver 34 AWG). Basis der Tonarmkonstruktion ist ein schnittig geformtes Metallteil, das den Lift, den Stecker und die VTA-Justage beherbergt. Über zwei unterseitige Bohrungen, die die auf der Tonarmbasis befindlichen Zapfen aufnehmen, kann die Armkonstruktion problemlos montiert werden. Die Tonarmhöhe lässt sich sogar während des Betriebs feinfühlig verstellen. Kontakt der Tonarmbasis zum Chassis wird durch eine einzelne Lagerkugel, die auf einer Bohrung aufliegt, hergestellt. Vier Torx-Schrauben auf der Basisplatte des Tonarms ermöglichen mit Hilfe einer eingelassenen Libelle die Fixierung und Nivellierung. Thiele justiert die kleine Wasserwaage bei der Montage: Steht das Chassis gerade auf seinem Untergrund, muss man die Tonarmbasis mit den vier Schrauben einfach in die Waage bringen. Das dauert keine zwei Minuten und ist eine pure Freude – verglichen mit all den Konzepten, bei denen Montage und Ausrichtung des Arms eher einem Glücksspiel gleichen. All dies zeugt von der bis ins Detail durchdachten Konstruktion des TA01.

Thiele TT01 mit TA01

Nachdem der beeindruckende schwarze Dreher auf dem Rack Platz genommen hatte, verwarf ich meine anfängliche Idee, die morgens gehörten Jazzrock-Scheiben zum direkten Vergleich noch einmal aufzulegen. Mein Gemütszustand verlangte nach etwas Ruhigerem. So füllten bald Bachs Brandenburgische Konzerte (Münchener Bach-Orchester, Karl Richter) mit einer selten erlebten Selbstverständlichkeit den Raum. Das vom Testmodus abverlangte analytische Hören wich einem genussvollen Bad in barocker Musik. Die Klangfarben, die Räumlichkeit, die dynamischen Abstufungen stehen in einem Zusammenhang, der einfach vollkommen stimmig erscheint … Diese Gedanken kamen mir in den Wochen, die ich mit dem Testobjekt verbringen durfte, immer wieder in den Sinn. Über alle Musikgenres hinweg klingt das Thiele-Gespann einfach richtig. Die Atmosphäre auf dem Livealbum 4 Way Street von Crosby, Stills, Nash & Young wurde authentischer ins Wohnzimmer geholt, die Stimmen facettenreicher wiedergegeben, als ich es von vielen meiner bisherigen Plattenspieler gewohnt struggle. Ein besonders sympathischer Charakterzug des TT01/TA01 ist die Fähigkeit, gerade auch durchschnittlich aufgenommenen LPs den bestmöglichen Klang zu entlocken. Um diese Eigenschaft zu verifizieren, landete das Debütalbum der Einstürzenden Neubauten (Kollaps) auf dem Teller. Selbst diese brachiale Aufnahme profitiert von den Tugenden des Thiele. Man magazine es kaum glauben, doch dröhnten die teils absurden metallischen Geräuscherzeuger („Instrumente“ wäre wohl die falsche Bezeichnung) der Berliner nun noch etwas realistischer und mit einer bislang ungekannten räumlichen Tiefe durch meinen Hörraum.

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Durch Weather Reports Tales Spinnin’, die wir schon in Duisburg gehört hatten, wurde der Unterschied zu Helmut Thieles Setup deutlich. Dort erklang der Dreher über eine Vor-/Endstufen-Kombi nebst Acapella-Boxen. Bei mir bewirkte der etwas sanftere Charakter meiner Kette (Electrocompaniet/KEF) eine bislang selten erlebte Natürlichkeit hinsichtlich Tonalität und räumlicher Darstellung. Der TT01 verkneift sich jede tonale Einmischung und gibt dem Tonabnehmer die bestmögliche Grundlage, seiner Aufgabe nachzugehen. Und Letzteres gelingt dem Anna Diamond hervorragend. Als marginaler Kritikpunkt bliebe noch festzustellen, dass die Verarbeitungsqualität unseres Laufwerks nicht in jeder Hinsicht die exzellente Verarbeitungsqualität des Tonarms aufweist. Klanglich harmoniert es allerdings hervorragend mit dem Arm. Außerdem sollten wir erwähnen, dass es sich um eins von Thieles Entwicklungsmustern handelt, das vermutlich schon einiges gesehen und mitgemacht hat. Die Basis reagiert zudem recht sensibel auf Erschütterungen, sodass man eventuell mit dämpfenden Plattformen oder Spike-Untersetzern (Lehmann, Levar, Stillpoints …) experimentieren sollte. Zusätzliche RCA-Anschlüsse, obwohl tendenziell zweite Wahl, wären wünschenswert, um bei unsymmetrischen Eingängen nicht auf Adapter angewiesen zu sein. Der auch einzeln erhältliche Tonarm bietet diese Möglichkeit.

Thiele TT01 mit TA01

Für die Kombination TT01/TA01 wird ein gehobener Preis gefordert. Da der klangliche Auftritt jedoch vollkommen souverän und das Handling unkompliziert ist, könnte diese Kombination zum sprichwörtlichen „letzten Plattenspieler“ werden. Das gilt besonders, wenn eine effektfreie und natürliche Wiedergabe mit Sinn für Finesse gefordert ist. Die schlichte Eleganz, mit der sich der TT01 in ein modernes Wohnambiente einfügt, rundet das Ganze ab.

Info

Tonarm Thiele TA01
Konzept: Kombination aus Drehtonarm und Tangentialtonarm, doppelwandiges Tonarmrohr aus Kohlenstofffaser, mit Gel bedämpft, Headshell und Gegengewicht mit Ebenholz bedämpft
VTA: stufenlos verstellbar, auch während der Wiedergabe möglich, Arbeitshöhe des Tonarmlifts stufenlos einstellbar
Anschlussterminal: XLR-Buchsen
Maximaler Spurfehlwinkel: 0,036°
Kompatibel zu Tonabnehmern von 4 g bis 12 g, mit Zusatzgewicht bis 20 g
Innenverkabelung: Zavfino Solid Pure Silver 34 AWG
Sonstiges: Tonarm auch einzeln erhältlich, dann wahlweise mit RCA-/Cinchbuchsen und 5-poliger Tonarm-Normbuchse
Gewicht: 800 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 9500 € (ohne Tonabnehmer)

Laufwerk Thiele TT01
Chassis: dreilagige Konstruktion nach dem Constrained-Layer-Prinzip aus verschiedenen Hölzern, Montage der Komponenten Motor, Tonarm und Plattenteller auf jeweils eine eigene Ebene
Antrieb: Synchronmotor und Flachriemen auf Subteller, Synchronmotoren auf höchstmögliche mechanische Laufruhe selektiert
Tellerlager: gehärtete Stahlachse in Laufbuchse aus Bronze, axiale Lagerung mit Keramikkugel auf ringförmigem Delrinlager
Umdrehungszahl: elektronische Geschwindigkeitswahl zwischen 33 und 45 U/min, Umdrehung feinjustierbar
Drehzahlfeinregulierung: ±5 %
Gleichlauf (bewertet): < ±0,07 %
Stromaufnahme in Betrieb: 12 W
Zubehör: Record-Mat PM01 im Lieferumfang
Maße (B/H/T): 51/20/40 cm
Gewicht: 17 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 19 500 Euro (TT01 nur im Bundle mit TA01 erhältlich, Tonabnehmer nicht im Lieferumfang)

Kontakt

ATR – Audio Trade
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660

www.audiotra.de

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2022 Golden Ear: Denon DL-103, DL-103R, and DLA220GS Phono Cartridges

Denon DL-103, DL-103R, and DLA220GS Phono Cartridges

$349, $499, $599

These are three completely different variations of the identical pickup. The DL-103 enjoys an extended life with out modification than some other phono cartridge within the historical past of audio, whereas additionally being one of the vital beloved audio merchandise ever made. The base mannequin DL-103 is strictly the identical pickup, manufactured precisely the identical manner (by hand) since its introduction in 1962. Five paramount virtues account for its endurance: a pure, supremely musical tonal profile; the flexibility to make recordings come dynamically, vibrantly, intoxicatingly alive; physique, dimensionality, and solidity leading to excellent decision of the sometimes-conflicting calls for of soundstaging and imaging; an impression of connectedness leading to a gripping sense of move and drive; and a sample-to sample-consistency and reliability that ought to be the envy of the business. These pickups are actually amongst my prime references. Only snobs will fret over the cut price pricing, whereas the remainder of us are rewarded with the peerless satisfaction supplied discriminating music lovers by this magnificent design for over six many years now.

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Perpetuum Ebner PE 7070

Perpetuum Ebner PE 7070

Mit dem Bau von Plattenspielern in den Markt der Unterhaltungselektronik einzusteigen und komplett in Deutschland zu produzieren sei nicht die cleverste Idee, verrät mir Wolfgang Epting aus dem Industriestädtchen St. Georgen im Schwarzwald. Seine Plattenspieler der Marke Perpetuum Ebner hätten etwa 80 Bauteile, die alle im Zusammenspiel unmittelbar den Klang der feinen Nadelsignale beeinflussen, dabei feinmechanische Präzision und Störarmut gewährleisten müssen. Aber Wolfgang Epting ist ein Analog-Enthusiast und wagte den Schritt trotzdem.

Perpetuum Ebner PE 7070

In aller Kürze:
Der Perpetuum Ebner PE 7070 ist beste Handwerkskunst „Made in Germany“ und bietet ein preislich sehr attraktives Komplettpaket, das so manchen „Global Player“ zum Nachdenken anregen sollte.

Perpetuum Ebner PE 7070


Er ist mit den großen Plattenspielermarken der 60er und 70er Jahre Perpetuum Ebner und Dual aufgewachsen, deren Ursprung und Blütezeit in seiner Heimat St. Georgen lag. Heute werden die noch existierenden Bürogebäude und Fertigungshallen wieder genutzt von Ingenieurbüros, Start-ups und metallverarbeitenden Betrieben, denn an Potenzial intestine ausgebildeter Fachkräfte mangelt es dank der Nähe zu Hochschulen und worldwide agierenden Konzernen in der Region nicht. Lange Zeit warfare Wolfgang Epting selbst in verantwortlicher Position eines Global Players tätig. Lokale Standorte im Hochlohnland Deutschland stehen dabei unter besonderem Effizienzdruck, was mittelfristig immer auch zum Abbau und Abwandern von Arbeitsplätzen führt. 2014 warfare die Zeit reif für einen positiven Wandel, hin zu konstruktiver Aufbauarbeit und zurück zu der analogen Leidenschaft – die Idee einer Wiederbelebung der Marke Perpetuum Ebner warfare geboren.

Perpetuum Ebner PE 7070

Als Designvorbild hat Wolfgang Epting den letzten großen PE 2020 in der markanten zweigeteilten Ausführung mit der „Luxuszarge“ von 1967 gewählt. Die beiden ersten Modelle PE 1010 und PE 4040 leiten sich direkt von der Nomenklatur des Vorbildes ab. Die Doppelzahl weist konstruktiv immer auf eine Subchassis-Ausführung hin. Heute entwickelt, konstruiert und baut die Firma WE Audio Systems mit der Marke Perpetuum Ebner wieder Plattenspieler in einem ehemaligen Betriebsgebäude in St. Georgen. „Made in Germany“ heißt es additionally, und es ist bemerkenswert, mit wie vielen Modellen und mit welcher Fertigungstiefe sich Perpetuum Ebner innerhalb von nur sieben Jahren wieder am Markt etabliert hat. Zusätzlich entwickelt und fertigt WE Audio Systems neben den eigenen Plattenspielerkreationen mittlerweile auch für andere namhafte Hersteller in der Branche.

Dabei legt Wolfgang Epting Wert auf die Unterstützung lokaler Zulieferer und regionaler Spezialbetriebe, die einen Teil der Komponenten fertigen. Hervorzuheben ist auch der mittlerweile dritte in Eigenregie entwickelte Tonarm TO 2018 aus Carbon und Aluminium, der integraler Bestandteil des PE 7070 ist. Mit der Wiederbelebung der Marke Perpetuum Ebner wird jedoch keine Restauration alter Plattenspieler oder der Nachbau alter Modelle angestrebt, es ist vielmehr ein „Start-up“ in die Neuzeit bei Ausrichtung auf das anspruchsvolle und musikbegeisterte Klientel bzw. die qualitätsbewusste Kundschaft. So warfare dann auch nach sieben Jahren die Zeit reif für ein Spitzenmodell mit der Bezeichnung Perpetuum Ebner PE 7070, ausgestattet mit einem State-of-the-Art-Direktantrieb aus Deutschland. Die Zahl Sieben steht dabei für den Direktantrieb und ist der Historie alter Dual-Direktantriebler entnommen. Die Doppelzahl deutet auf die Kombination mit dem PE-Subchassis hin, ein interessanter Ansatz, wie ich finde, und eher selten auf dem Markt vertreten. Der Direktantrieb stammt von Alfred Langer und ist dem Autor schon aus dem Langer Audio No. 7 (schon wieder die Sieben!) bekannt und in guter Erinnerung. Insgesamt setzt der PE 7070 ein starkes Signal, nicht nur wegen der orangenen Gehäuseausführung des Testmusters, sondern viel mehr noch in Sachen Unternehmertum, Individualismus und regionale Nachhaltigkeit. Beste Voraussetzung additionally für einen kurzweiligen Erfahrungsbericht und exklusive Hörerlebnisse?

Perpetuum Ebner PE 7070

Schwarzwälder Uhrwerk

Der Langer No. 7 hat ebenfalls eine Subchassis-Konstruktion, allerdings ist dieses mit vier Elastomerdämpfern härter aufgehängt als der PE 7070. Sein Subchassis nennt PE „Integrated Floating Board“, es besteht aus einem umgeformten und bedämpften Stahlblech, das an drei konischen Schraubenfedern aufgehängt ist. Diese Ausführung erinnert nicht zufällig an die von Thorens und Linn seit den 1980er Jahren her bekannte und bewährte Subchassis-Konstruktion, Wolfgang Epting ist von dem Prinzip überzeugt. Beim PE 7070 sind die Federn allerdings steifer eingestellt und werden mittels Suspensionsbolzen vor übermäßiger seitlicher Auslenkung bzw. Taumeln bewahrt. Das Subchassis ist genauso wie der gesamte Plattenspieler bei Auslieferung an den Kunden schon vorjustiert. Lediglich die drei Transportsicherungsschrauben, die das Subchassis mit dem Gehäuse zusammen fixieren, müssen gelöst werden, der mit circa drei Kilogramm recht leichte Aluminiumteller muss über die Spindel gestülpt und das Tonarmgewicht aufgeschraubt werden.

Auf der Innenseite des Plattentellers eingearbeitet ist eine Gummimatte zur Bedämpfung von Schwingungen, die sich in den Teller übertragen könnten. Die übliche Kleckerei mit Lageröl, separat einzusetzendem Subteller und Riemenmontage bleibt hier aus. Beim Direktantrieb ist das Antriebslager gleichzeitig das Tellerlager, weshalb es auch hier zu keinerlei Fehlanpassungen kommen kann – prinzipielle Vorteile für den sauberen Abtastvorgang. Mittels optoelektronischem Sensor erfolgt eine ruckfreie Ansteuerung der eisenlosen Motorspulen, die Drehzahl wird dabei everlasting durch die Sensoren überwacht. Der Motor wird über eine analoge Schaltung geregelt, mit sehr geringer Steuerspannung am Motor, und muss dann quasi nur noch die minimalen Reibungsverluste am Lager ausgleichen. Dort werden die Radialkräfte von einem Sinterlager aufgenommen, die Axialkräfte durch einen Polyamid-Lagerspiegel. Drehzahlen von 33⅓und 45 U/min können hyperlinks vom Teller an einem „Thorens-typischen“ Hebel gewählt werden.

Perpetuum Ebner PE 7070

Eine Drehzahl-Feineinstellung kann an rückseitigen Potis vorgenommen werden, warfare aber beim Testmuster nicht erforderlich. Das Hochlaufen geht zügig, und beim Ausschalten rotiert der Teller noch bemerkenswert lange nach, was auf die geringe Lagerreibung zurückzuführen ist. Die analoge Schaltung ist im Gehäuse integriert, das Netzteil kommt in einem separaten schwarzen Kästchen und kann damit in sicherer Entfernung zu den kleinen Abtastspannungen der Nadel betrieben werden. Der Vertrieb ATR legt dem PE 7070 die eigene Plattentellerauflage „The Mat“ bei, anstelle einer Filzmatte bzw. der „vinyl mat“ von PE. Im Gegensatz zu der Vinylscheibe besteht die ATR-Matte aus Feinleder, wobei die eine Seite plangeschliffen wurde und die andere rau, beinahe fransig ist. So sollen Resonanzen besser gedämmt und elektrostatische Aufladungen optimum abgeleitet werden.

Aus meiner Sicht ist der heimliche Star des Ensembles der neue Tonarm TO 2018, nach dem TO 2016 und dem TO 2017 eine weitere Eigenentwicklung in 9,2 Zoll Länge. Dieser besteht aus einem Carbon-Tonarmrohr mit einer Aluminium-Headshell, welche die Höhen- und Azimut-Einstellung erlaubt. Die kardanische Lagerung mit zwei Präzisionsachsen ermöglicht eine sehr präzise und leichtgängige Führung des Tonarmes. Antiskating ist über ein flaches Drehrad einstellbar, allerdings für meinen Geschmack etwas zu leichtgängig, und die Skala verfügt über keine Zahlenwerte, sodass ich schon mal die Orientierung beim Einstellen verloren hatte. Der Tonarm ist ein Leichtgewicht und wirkt haptisch wie mechanisch sehr präzise. Es macht Spaß, damit zu hantieren, und er funktioniert zuverlässig wie ein Schwarzwälder Uhrwerk.

Perpetuum Ebner PE 7070

Die zweiteilige und auf Wunsch zweifarbige MDF-Zarge ist das Markenzeichen von Perpetuum Ebner und kann in verschiedenen Ausführungen bestellt werden. Das tellerseitige Chassis ist in den Echtholzfurnieren Eiche, Kirsche, Walnuss oder in Schwarz bzw. Weiß seidenmatt standardmäßig lieferbar. Dazu kann das Tonarmboard in Schwarz seidenmatt gebucht werden oder alternativ gegen Aufpreis beide Seiten in hochglänzendem Pianolack. Auf Kundenwunsch sind weitere individuelle Farbkombinationen möglich, zum Beispiel alle RAL-Farben oder, wie bei unserem exklusiven FIDELITY-Testmuster, seidenmattes Orange und Schwarz.

Der Plattenspieler in Holzoptik oder seidenmatter Ausführung mit Tonarm TO 2018, der ATR-Tellermatte, Phonokabel und Staubschutzhaube kostet 7500 Euro. Im Preis ist ein hochwertiges Cinch-Phonokabel von Zavfino (The Spirit) mit dabei – sehr sinnvoll, denn es ermöglicht, gleich auf hohem Niveau Musik hören zu können. Zusätzlich kann man rückseitig am PE 7070 auch XLR-Kabel anschließen, was den Anspruch als Topmodell innerhalb des Sortiments und damit auch an kompromisslosen Klang unterstreicht. Im Paket von ATR kann man zudem verschiedene Ortofon-Tonabnehmer wählen, preislich liegt man dann zwischen 8900 Euro mit dem Ortofon MC Cadenza Bronze und 11 000 Euro mit dem MC Windfeld Ti.

Perpetuum Ebner PE 7070

Beim Testmuster warfare das MC-System Cadenza Black mit Shibata-Nadelschliff vorinstalliert zum Paketpreis von dann 9450 Euro. An der Unterseite wird die Zarge durch eine Stahlblechwanne abgeschlossen, woran drei höhenverstellbare, mit Sorbothan bedämpfte Füße angeschraubt sind. Der PE 7070 reagiert auf die Stellbasis und die Justage-Güte dennoch hörbar im Klangbild, wie eigentlich alle mir bekannten Plattenspieler auch. Um kein Klangpotenzial zu verschenken, sollte additionally eine stabile Stellfläche, gerne mit einer entkoppelten Basis, eingeplant werden. Eine genaue Justierung der Tonarmparameter versteht sich von selbst.

Eingebauter Logenplatz

Beim Einschalten und im Betrieb fällt mir der Direktantrieb sehr positiv auf bzw. fällt nicht auf, denn er arbeitet absolut lautlos. Im Klangbild macht sich das mit einem sehr ruhigen und schwarzen Hintergrund bemerkbar. The Delines aus Portland, Oregon betreten auf The Sea Drift eine sehr weite Bühne mit ihrem Country-Soul-Stil und den eher traurigen Texten des Songwriters Willy Vlautin, der mittlerweile auch sechs Romane veröffentlicht hat. Die eindringliche Stimme auf dieser Platte gehört Amy Boone, und sie wird durch Bläser und Streicher dramatisch in Szene gesetzt. Das Klangbild über den PE 7070 löst sich realistisch von den Lautsprechern, während der geneigte Zuhörer mitgenommen wird auf die musikalische Reise wie in einem Roadmovie. Dabei schafft es der PE 7070, eine felsenfeste Autorität mit einem gewissen Swing zu kombinieren, was ich mal ein Stück weit der Kombination aus Direktantrieb und Subchassis zuordne – ganz große Klasse!

Bildergalerie
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Da bekomme ich geradezu Lust, auch noch die Vinylscheibe OH (Ohio) von Lambchop aus Nashville, Tennessee nachzulegen. Die kürzlich erschienene Neuauflage des 2008 veröffentlichten und nur einmal auf Vinyl gepressten Albums ist auf 1200 Stück limitiert und verstärkt den Eindruck beim Autor, gerade auf einem Logenplatz dem besonderen Hörerlebnis beizuwohnen. Die bis zu 18-köpfige Musikgruppe um Kurt Wagner spielt einen dichten, atmosphärischen Sound mit starkem Bassfundament. Der PE 7070 gibt diese große Zahl an Musikern und Instrumenten mit Leichtigkeit und sehr aufgeräumt wieder. Die Frequenzbereiche sind gleichberechtigt intensiv, als würden wirklich mehrere Instrumente spielen und nicht „nur die eine Nadel durch die Rille gezogen“. Aufgelegt auf dem PE 7070 muss die LP-Pressung schon zeigen, was in der Rille steckt, notiere ich, und die Lambchop-LP liefert hier einen weiträumigen, klaren und druckvollen Sound.

Eine nachlässige Pressung oder eine unsaubere Aufnahme wird vom Duo Perpetuum Ebner PE 7070/Ortofon MC Cadenza Black allerdings genauso schonungslos entlarvt und zur Schau gestellt. Die Zeit ist einfach zu kurz für schlechte Pressungen, auch für den Autor, da wird viel lieber etwa die letzte Cranberries-LP Remembering Dolores aufgelegt, eine Zusammenstellung von Lieblingsstücken von Freunden und der Familie zum leider nicht erlebten 50. Geburtstag der viel zu früh verstorbenen Sängerin Dolores O’Riordan. Die anlässlich des Record Store Days 2022 erschienene und auf 5000 Exemplare limitierte Schallplatte ist musikalisch und klanglich auf sehr hohem Niveau produziert und genau das richtige Vinylfutter für den PE 7070. Durch Wechsel der Matte und gegebenenfalls ein Plattengewicht lässt sich der Klang des Plattenspielers noch sanft feintunen. Die ATR-Matte unterstützt entweder ohne oder nur mit leichtem Puck einen atmosphärischen Eindruck. Etwas neutraler und präziser wird es beispielsweise mit der neuen Origin-Live-Plattenmatte, allerdings hat sich dabei ein etwas höheres Plattengewicht für den Autor schlüssiger angehört. Das ist natürlich Geschmackssache – und Probieren auf jeden Fall erlaubt, denn der PE 7070 macht sehr viel hörbar, unterstützt auch den Live-Eindruck von guten Vinylplatten, und das verstehe ich als großes Kompliment in den Schwarzwald.

Perpetuum Ebner PE 7070

Technische Daten

Plattenspieler Perpetuum Ebner PE 7070

Konzept: Subchassis-Laufwerk mit Direktantrieb
Antrieb: bürstenloser Direktantrieb
Plattenteller: 24-mm-Aluminiumteller (3 kg), bedämpft
Tonarm: PE TO 2018 (9″)
Tonabnehmer: Justiertes Ortofon MC Cadenza Bronze (non-obligatory)
Gerätefüße: höhenverstellbare Sorbothan-Dämpfer
Ausführungen: Eichenfurnier schwarz, Kirsche Furnier, Schwarz Hochglanz, Walnuss Furnier, jede RAL-Wunschfarbe sowie Wunschfurniere sind möglich
Lieferumfang: transparente Abdeckhaube, Phonokabel Zavfino The Spirit, Feinleder-Auflage ATR The Mat, elektronische Tonarmwaage
Gewicht: 15 kg
Maße (B/H/T): 47/18/34 cm
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 7500 € (nur Laufwerk inkl. Tonarm TO 2018), Testmodell um 9450 € (inkl. Ortofon MC Cadenza Black)

Kontakt

ATR – Audio-Trade Hi-Fi Vertriebsgesellschaft
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882 66 0
[email protected]

www.audiotra.de

Mitspieler

Plattenspieler/Laufwerk: Avid Diva SP, VPI Avenger, Clearaudio Jubilee Reference
Tonarm: Origin Live Illustrious
Tonabnehmer: Lyra Kleos
Phonovorverstärker: Cyrus Phono Signature
Verstärker: MFE TA 211 V
Lautsprecher: Blumenhofer Tempesta 20

Der Beitrag Perpetuum Ebner PE 7070 erschien zuerst auf FIDELITY on-line.

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