HECO La Diva im Test – Der neue Top-Lautsprecher aus Pulheim
Diven lieben den großen Auftritt, und so hält es auch das neue Flaggschiff La Diva von HECO. Divenhaftigkeit lässt sich die voluminöse Standbox allerdings nicht anheften.
Fotografie: Carsten Barnbeck, Ingo Schulz, Hersteller
HiFi-Enthusiasten sind gut beraten, wenn sie sich ein paar Freunde warmhalten. Kräftig sollten sie überdies sein, diese Freunde, wenn Sie nicht möchten, dass es Ihnen ergeht wie mir: Freitagnachmittag, vorweihnachtliche Dämmerung senkt sich über Ismaning, die Redaktion ist bereits verwaist – und mir fällt nix Schlaueres ein, als mal eben noch Hecos frisch eingetrudelte „La Diva“ aus dem Karton zu hieven. Die will schließlich für ihren Test eingespielt werden. Doch die in elegantes Schwarz gehüllte Lady ist anderer Meinung, beharrt aufs wohlverdiente Wochenende und krallt sich mit zweimal 50 Kilo Lebendgewicht in ihre Kartonage. Schon die auffallend rote Gesichtsfarbe des Speditionsmanns, der sie mir vor wenigen Stunden übereignet hat, hätte mich warnen sollen.
Als ich sie am darauffolgenden Montag unter Zuhilfenahme mehrerer Kollegen von ihrer Verpackung befreie, offenbart sich Hecos Großkaliber als erstaunlich wohlproportionierter und tadellos verarbeiteter Koloss. Ein durch und durch modern gestalteter Lautsprecher, der mit lupenreinem Klavierlack und polierten Metallintarsien entfernte Assoziationen an Art déco weckt. Selbst zu dritt war das Auspacken übrigens nicht so ganz ohne: Vorm Aufstellen muss man La Diva auf ihrem sanft nach vorn geneigten Haupt platzieren, was einen weichen Untergrund und etwas Fingerspitzengefühl erfordert. Nur so lassen sich die massiven Metallfußplatten und die beigepackten Gummifüße oder Metallspikes in die vorgesehenen Bohrungen schrauben. Schließlich war es dann aber doch so weit – wir konnten die fachgerecht vorbereiteten Boxen in den Hörraum transportieren und den Warmlaufvorgang starten.
Flexible Terminals
Das heißt … erstmal mussten wir sie natürlich anschließen. Wie von den früheren Topmodellen der Pulheimer gewohnt, bietet das Tri-Wiring-Terminal verschiedene Optionen. Die Höhen lassen sich neutral oder um zwei Dezibel angehoben einstellen, während die Mitten um zwei Dezibel abgesenkt werden können. So kann man dem Heco-Flaggschiff einen Hauch mehr an Transparenz verleihen oder die Stimmpräsenz dezent absenken, sollte man es beispielsweise im Surround-Setup gemeinsam mit einem Center betreiben. Bei uns lief die Diva freilich neutral, einen Mangel an Klarheit und Auflösung konnten wir zu keinem Zeitpunkt beklagen.
Am formidablen 300B-Röhrenverstärker von MastersounD musizierte die voluminöse Schönheit vom Fleck weg mitreißend und lebhaft. Sie füllte das Zimmer mit ihrer enormen musikalischen Präsenz aus und zeichnete eine scharf umrissene, fein strukturierte Bühne in den Raum. Für ihre plastische Abbildung waren auch keine sonderlichen Experimente erforderlich: Direkt auf den Hörplatz ausgerichtet offenbart die Box ihren maximalen Fokus. Beim Aufstellen gibt sich der Lautsprecher unkompliziert und wenig divenhaft. Ansprüche macht er trotzdem geltend: Die knapp 40 Quadratmeter unseres Hörraums wirkten nicht um einen Quadratmeter zu groß. La Diva macht bereits bei ihren ersten Lauten unmissverständlich klar, dass sie Auslauf liebt, etwas Wandabstand benötigt und sich über angemessenes Luftvolumen freut.
La Diva Membranorgie
Und um das standesgemäß anzuregen, wurde sie mit beachtlicher Membranfläche gesegnet. Nicht weniger als sechs Basstreiber lassen sich an jedem der beiden Lautsprecher zählen. Zwei davon, aktive 20-Zentimeter-Chassis, an der Front. Die übrigen vier, ebenfalls 20 Zentimeter messende passive Bassradiatoren, sind hinter den Schutzstreben an den Gehäuseseiten montiert und ziehen die untere Grenzfrequenz auf stattliche 17 Hertz hinunter. Als ich vor einigen Wochen zu Besuch in Pulheim war, erklärte mir Entwickler Martin Groß den Chassis-Einsatz mit einer physikalischen Notwendigkeit: Um optimal zu funktionieren, muss die Fläche der Passivmembranen deutlich größer sein als die der angetriebenen Treiber. Mindestens zweimal so groß. Ein Koloss wie die La Diva bietet da natürlich viel Raum zum Austoben …
Mehr als „nur“ Bass
Da ihr Fundament perfekt im Timing liegt, pustet die Diva erstaunlich spritzige Impulse ins Zimmer. Und das auf Wunsch mit standesgemäßer Autorität: Insbesondere elektronisch behandeltes Klangmaterial kann sie problemlos in die Magengrube treiben, ohne die Bässe in der Gesamtbalance jedoch übertrieben in den Vordergrund zu spielen. Ein wunderbares Beispiel dafür fanden wir in Jamie XXs „Gosh“. Der Song mag nicht jedermanns Sache sein, doch illustriert er herrlich, was ein standhafter Lautsprecher leisten muss: Der brutal komprimierte Synthiebass wird von einem eigenwilligen Geflecht aus Sampels und Drumloops umrankt, ehe sich in der zweiten Hälfte ein minimalistisches Solo in den Vordergrund spielt. Selbst bei gehobenem Pegel pustet die Diva diese Klangwalze sauber und demonstrativ ungestresst in den Hörraum, macht den Titel im sprichwörtlichen Sinn körperlich fühlbar. Die differenzierten Hallfahnen der Loops und des Solos blieben aber selbst dann sauber, plastisch und räumlich, wenn die Paneele der abgehängten Zimmerdecke schon fröhlich tanzten.
Bei akustischer Musik hingegen nutzt La Diva ihr erhabenes Basskönnen nicht nur, um Impulse durch den Raum zu jagen. Ihr tiefes Fundament verleiht etwa den ersten Minuten von Beethovens Allegretto aus der Siebten Sinfonie (eine Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Carlos Kleiber) eine betörende Raumtiefe und eine Atmosphäre, die den Zuhörer regelrecht in die Musik hineinzieht. Man kann den Konzertsaal hinter den allmählich anschwellenden Streichern regelrecht atmen hören. Die häufig geäußerte Vermutung, dass Membranfläche in direktem Zusammenhang mit der dargebotenen Emotion steht, scheint sich bei diesem Lautsprecher nachhaltig zu bestätigen.
Aus eigenem Anbau
Aber keine Sorge – auch der Rest des Spektrums sitzt genau dort, wo es hingehört, was vor allem ein Verdienst der neu entwickelten Treiber ist. Besonders der Mitteltöner lässt das Herz eines jeden Retro-Fans höher schlagen: Bereits vor einigen Jahren erzählte uns Shandro Fischer, einer der Geschäftsleiter von Heco und Magnat, dass er ein leidenschaftlicher Sammler von alten Treibern und Chassis sei. Immer wieder wunderte er sich über die Homogenität und Natürlichkeit vieler Vintage-Breitbänder, die sich mit aktuellen Hightech-Modellen nur schwer erreichen ließ. Nachforschungen und Materialanalysen brachten an den Tag, dass viele damalige Chassis aus einem fast vergessenen Material bestanden: Kraftpapier. Dabei handelt es sich um robustes Papier, das mit Schafwollfasern durchzogen ist, die es besonders reißfest machen. Eine Entdeckung, die nicht folgenlos blieb: Inzwischen besteht der Mitteltöner jeder Heco-Box aus diesem Materialmix.
Um das altehrwürdige Material standesgemäß anzutreiben zu können, schneiderte der Hersteller seinen Chassis außerdem große und entsprechend leistungsfähige Alnico-Magneten auf den Leib. Ganz so „retro“ wie sich das jetzt anhören mag, sind die Konstruktionen natürlich nicht. Die Zutaten werden an einem hochmodernen Aluminium-Druckgusskorb zusammengefügt. Zudem züchtete Heco seine Mitteltöner (und auch alle anderen Chassis) während der Entwicklung mit dem hauseigenen Klippel-Lasermesssystem auf maximale Verzerrungsarmut. All dies trägt zu der unerhört detailverliebten Stimmenpräsenz von La Diva bei.
Das Gehäuse spielt mit
Anteil an ihrer entspannten Natürlichkeit hat freilich auch die komplexe Gehäusekonstruktion: Die große Standbox ist in ihrem Inneren mehrfach verstrebt.
Gemeinsam mit den nach hinten zusammenlaufenden Gehäuseflanken sorgt das für Ruhe
sowie Resonanzarmut und vermeidet stehende Wellen. Im oberen Gehäusesegment dient eine der Verstrebungen zugleich als Raumteiler: Da der Mitteltöner unbeeinflusst von den Bässen arbeiten soll, sitzt der Mitteltöner in einem eigenen, nach hinten halboffenen Volumen. Ein Gitter an der Rückseite, das mit einem dichten Gewebe bedämpft ist, verrät den Kniff.
Im Kontrast zum Kraftpapier-Treiber kommt der „Fluktus“-Tweeter als Hightech-Konstruktion daher. Mit einem Durchmesser von 30 Millimetern fällt die Kalotte aus Polyfiber-Compound sichtlich größer aus als viele ihrer Standesgenossen. Außerdem ist sie in einen breiten Aluminiumring eingebettet, dessen sanft gewellte Struktur die Abstrahlung verbreitert. Der federleichte Treiber kann Frequenzen bis über 50 Kilohertz reproduzieren, was der Diva extremes Auflösungsvermögen und eine unvergleichliche Transparenz verleiht. Ihren kristallklaren Höhen entgeht nicht das kleinste Detail. Zudem bilden die crispen und doch so geschmeidigen Höhen genau den richtigen Gegenpol zum stattlichen Fundament.
La Diva, Bedingungslos musikalisch
Angesichts dieser wohlgelungenen Balance fällt es natürlich schwer, Hecos majestätischer Box einen Charakter zuzusprechen – La Diva spielt so ausgewogen, natürlich und homogen, dass das Aufstempeln von Eigenheiten einer Beleidigung gleichkäme. Erwähnenswert ist jedoch, dass die riesige Box an allen Test-Verstärkern bedingungslos musikalisch aufspielte und ihr Auditorium wie oben bereits geschildert binnen weniger Momente tief in die Musik hineinzog.
Mit einem Wirkungsgrad von satten 93 Dezibel brauchen wir auch gar nicht lange über die bestmögliche Amp-Kombination zu diskutieren. Die Box kommt mit allen Verstärkerkonzepten klar; vom Class D-Kraftwerk bis hin zur klangvollen Charakterröhre ist die Entscheidung allein dem Geschmack ihres Betreibers überlassen. Und genau darin sehen wir den größten Pluspunkt des herausragenden Lautsprechers. Abgesehen von ihrem Verlangen nach genügend Auslauf ist Hecos La Diva so unkompliziert, wie ein Lautsprecher nur sein kann: Auspacken, hinstellen, anschmeißen und alles um sich herum vergessen …
Wir meinen
Hecos stolze La Diva zeigt, wie sich klassische Materialien und moderne Messkonzepte zu einem überzeugenden Ganzen zusammenfügen lassen. Die Box besitzt die Stimm- und Mittenpräsenz alter Breitbänder, hat ein Fundament, das ohne merkliche Anstrengung Fenster aus den Angeln heben kann, und bietet eine Auflösungsfähigkeit, die unser Wahrnehmungsvermögen weit übersteigt. Zudem ist ihr Timing außerordentlich anmachend. Kurzum: eine ausgewogene wie unkomplizierte Top-Box!
Technische Daten
Standlautsprecher Heco La Diva
Bestückung: 1 x Tweeter (Gewebe, 30 mm), 1 x Mittelton (Kraftpapier/Alnico, 170 mm), 2 x Bass (Papier, 200 mm), 4 x Bassradiator (Papier, 200 mm)
Terminal: Tri-Amping mit separaten Zugängen für +2 dB Höhen, −2 dB Mitten
Frequenzbereich: 17 Hz bis 52 kHz
Impedanz: 4 bis 8 Ω
Wirkungsgrad: 93 dB
Belastbarkeit: 300 W (RMS), 550 W (Max.)
Ausführung: Klavierlack schwarz
Maße (B/H/T): 39/131/47 cm (inkl. Fuß)
Gewicht: 49,5 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 9000 €
Kontakt
Heco
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
Telefon +49 2234 8070
Der Beitrag HECO La Diva Standlautsprecher im Test erschien zuerst auf FIDELITY online.
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