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Clearaudio Concept Active

Mehr als kalte Platte

Kinder, wie die Zeit vergeht! Da ist es doch auch schon wieder satte zehn Jahre her, dass mir der hübsche „Concept“ von Clearaudio erstmals begegnete. Seinerzeit erklärte mir Firmengründer und Seniorchef Peter Suchy noch höchstpersönlich die Vorzüge seines damals brandneuen Komplettpakets.

Das Besondere am Concept war, dass hier ein vollständig vormontierter und justierter Plattenspieler geliefert wurde, bei dem der Kunde lediglich noch den Antriebsriemen um Pulley und Subteller legen und den eigentlichen Plattenteller aufsetzen musste: Kabel dran, Platte drauf, los geht’s! In weniger als zehn Minuten – wir hatten die Zeit spaßeshalber mitgestoppt – hatten Suchy senior und ich den modern designten Dreher spielbereit am Start. Dem Hersteller aus Erlangen war anno 2010 vollkommen klar, dass ein solches Konzept, „fix und fertig aus der Kiste“, für die verwöhnte Analogwelt sehr ungewöhnlich war. Schließlich setzen eingefleischte Plattenspielerfans seit jeher darauf, bis hin zur exakten Anpassung von Nadelüberhang und Azimut alles selbst machen zu wollen. Eine Frage der Ehre, versteht sich.

Clearaudio ist Kopfhörer-ready

Der Concept und mithin seine aktuellste Variante Concept Active, die sich bei mir zum Test eingefunden hat, richtet sich an eine andere Zielgruppe: Grundsätzlich vinylaffin und anspruchsvoll, sucht sie gleichzeitig den Komfort moderner Medien. Und hier kommt der Namenszusatz „Active“ des jüngsten Erlanger Kindes zum Zug. Es handelt sich nämlich mitnichten „nur“ um einen Plattenspieler. In die äußerlich bis auf ein kleines metallenes Rändelrad an seiner Oberseite – das mit einem kleinen Lautsprechersymbol versehen ist – mit dem „Ur-Concept“ identische Zarge haben die Entwickler zusätzlich einen Phono-MM/MC-Vorverstärker und einen Kopfhörervorverstärker (!) gepackt. Der führt sein über ein hochwertiges Alps-Poti geregeltes Ausgangssignal nicht nur zur 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse an der Seite der Zarge, sondern legt es auf Wunsch auch auf die rückseitig montierten Cinchbuchsen, womit sich der Dreher beispielsweise direkt mit Aktivlautsprechern verbinden lässt. So hätte man dann eine platzsparende und moderne Komplettanlage realisiert.

Clearaudio Concept Active Plattenspieler
Clearaudio Concept Active Plattenspieler

Aber kommen wir kurz zurück auf das Basisgerät, den Clearaudio Concept, der an sich schon ein sehr ambitioniertes Analogset darstellt und stets mit montiertem MM- oder MC-System ausgeliefert wird. Das grundsätzlich immer schwarz lackierte MDF-Chassis wird von einer umlaufenden Zierleiste umfasst, die auch eine resonanzdämpfende Wirkung hat und in vier Ausführungen (Aluminium schwarz, Aluminium silber, Dark Wood, Wood) erhältlich ist. Der mattschwarze Teller aus ebenfalls resonanzdämpfendem Delrin wird mittels Bronzebüchse, Teflonspiegel und angeschliffener Achse gelagert. Der unterhalb des Subtellers montierte und entkoppelte Gleichstrommotor dreht in drei Geschwindigkeiten, auf Wunsch sogar 78-mal in der Minute, was Schellack-Fans freuen dürfte. Eigens dafür bietet Clearaudio auch einen Tonabnehmer an. Dem ab Werk montierten MM oder MC sollte man diesen Job nicht zumuten, da Schellackplatten mit breiteren Rillen geschnitten sind.

Sie möchten mehr über Clearaudio erfahren? Hier geht’s zu unserem Who is Who über Firmengründer Peter Suchy …

„Eine Art Einpunktlagerung“

Beim Tonarm kommt die Magnetkompetenz der Erlanger – sprichwörtlich – zum Tragen. Da der Teller für Clearaudio-Verhältnisse eher konventionell gelagert ist, „schwebt“ der Arm. Und das geht so: Oberhalb des Tonarmendes steckt ein Neodym-Magnet im Joch, ein zweiter befindet sich auf der Oberseite des Arms selbst. Ein kurzer Faden hält den Tonarm in exaktem Abstand zwischen den beiden Magneten und ermöglicht somit eine ausgezeichnete Entkopplung, die durchaus mit einer Art Einpunktlagerung vergleichbar, aber weniger filigran ist. Und vor allem wesentlich günstiger zu realisieren.

Clearaudio Concept Active Plattenspieler
Der Entzerrer des Clearaudio Concept Active lässt sich an der Rückseite einstellen – und gegebenenfalls auch deaktivieren.

Der Clou des Active-Modells besteht nun – ich deutete es bereits an – in der verbauten Elektronik, die man aufgrund des eingeschränkten Platzes in der niedrigen Zarge nicht von der Stange nehmen konnte, sondern komplett neu entwickelt hat. Dazu entwarf Clearaudio-Neuzugang Marco Borovac eine mit JFET-Transistoren diskret aufgebaute Phonovorstufe, die sich mittels Kippschaltern auf der Rückseite des Drehers sowohl an das verwendete Tonabnehmersystem (MM mit 47 Kiloohm Eingangsimpedanz, MC mit praxisgerechten 110 Ohm Eingangsimpedanz) als auch mit einem zweiten Kippschalter im Verstärkungsfaktor (40, 54, und 60 Dezibel) anpassen lässt. Was insbesondere für so manches leise MC notwendig ist. Der Kopfhörerverstärker ist mit Single-ended-Class-A-Technologie nicht minder aufwendig konzipiert und soll auch niederohmige Kopfhörer optimal antreiben können.

Noch mehr Features

Weitere zwei Kippschalter deuten an, dass die Featureflut noch nicht beendet ist. Ein zuschaltbares Subsonic-Filter entfernt tieffrequente Störungen, etwa durch Trittschall. Der vierte und letzte Schalter entscheidet über die Betriebsmodi des eingebauten Preamps. Man kann ihn komplett deaktivieren, dann verbindet man den Concept Active konventionell über einen externen Phono-Pre mit seiner Anlage. Man kann mit festem Ausgangspegel unter Umgehung des Lautstärkestellers an die Hochpegeleingänge eines externen Verstärkers gehen, oder – dritte Möglichkeit – man schleift den Lautstärkesteller in den Signalweg ein und genießt Musik dann entweder mit einem Kopfhörer oder via Aktivlautsprecher.

Clearaudio Concept Active Plattenspieler
Kopfhöreranschluss inklusive – der regelbare Ausgang fürs persönliche Hörvergnügen liegt an der Seite des Clearaudio Concept Active.

Für was Sie sich letztlich entscheiden, spielt eigentlich keine Rolle – der Concept Active zündet ein wahres Feuerwerk an Klangfarben und tritt sehr lebendig und musikalisch-flüssig auf. Der Schwermetall-Klassiker „All We Are“ von Doro Pesch (seinerzeit noch mit ihrer Band Warlock) prescht mit druckvoll-differenziertem Bass und ordentlich Speed in den Hörraum, Bruce Springsteens wunderbare Roadballade „There Goes My Miracle“ gaukelt ob seiner staubtrockenen und detailverliebten Performance Heuballen vor dem inneren Auge vor, die über verlassene Highways wabern. Tendenziell entwickelt der Erlanger „Fast-alles-Könner“ sein Klangbild eher aus der Mitte heraus, wobei Gesangsstimmen und Instrumente sehr fein und plastisch nachgezeichnet werden, eine ganz leicht warme – gleichwohl sehr angenehme – Note indes nicht verhehlen. Der Concept Active sorgt sich ohrenscheinlich liebevoll um ein sehr homogen tönendes großes Ganzes, was ihn fernab jeder kühlen Analytik agieren lässt. Trotzdem ist es dem Zuhörer sehr wohl möglich, selbst in komplexer arrangierte Strukturen einer Aufnahme hineinzulauschen.

Clearaudio macht jeden Atmer hörbar

Dass Tonarm und Laufwerk des Concept Active vor allem in Sachen Raumabbildung, Dynamik und Klarheit in den Höhenlagen noch bemerkenswerte Reserven haben, konnte ich hören, nachdem ich mein bewährtes MC Shelter 301 II montiert hatte. Die altehrwürdige Royal Albert Hall – im Oktober 2017 Spielstätte für die Progrocker von Marillion (Album All One Tonight) – wurde großzügig und luftig in mein Hörzimmer übertragen. Jeder Atmer, jedes einzelne Klatschen aus dem Publikum wurde mit präziser Ortbarkeit abgebildet.

Clearaudio Concept Active Plattenspieler
Aufrüstbar: Der Clearaudio Concept Active lässt sich mit dem Smart Power 24V boosten.

Es muss jetzt nicht unbedingt ein Tonabnehmersystem in der Preisklasse des Shelter sein. Das montierte MM scheint mir jedoch die wahren klanglichen Talente des Clearaudio ein wenig einzubremsen. Das Upgrade auf ein Moving Coil dürfte sich lohnen und wird von den Erlangern ja ebenfalls gegen vertretbares Aufgeld im Komplettpaket angeboten. Mit MM-Abtaster liegen 2020 Euro an, das „Concept Active MC“-Paket kostet knapp 400 Euro mehr. Immer noch günstig angesichts der Tatsache, dass der MC-Abtaster einzeln mit 750 Euro zu Buche schlagen würde.

Wir meinen …

Und so bleibe ich guten Gewissens bei meinem Eindruck, den ich vor zehn Jahren bereits vom ursprünglichen Concept-Konzept hatte: Auch der Concept Active ist ein echtes Highlight am Plattenspielermarkt! Mit tadelloser Fertigung „made in Germany“ und tollem Klang. Die reichhaltige Ausstattung verleiht ihm in seiner Klasse zudem ein Alleinstellungsmerkmal.

Technische Daten

Konzept: resonanzoptimiertes Laufwerk, hochverdichtetes Holzchassis, Mantel aus gebürstetem Aluminium, Oberschicht aus speziell satiniertem Kunststoff
Umdrehungszahlen: 33, 45 und 78
Antrieb: entkoppelter und extrem laufruhiger Gleichstrommotor, Antrieb mit geschliffenem Flachriemen, Steckernetzteil ausgelegt für weltweiten Einsatz für alle Netze und Netzfrequenzen
Teller: schwarzes POM, Stärke 30 mm
Gleichlauf: ± 0,05 %
Leistungsaufnahme: max. 5,5 W
Verstärkung des integrierten Phonoentzerrers bei 1 kHz: +52 dB (MM), +72 dB (MC)
Klirrfaktor des integrierten Phonoentzerrers: < 0,02 % (MM), < 0,03 % (MC)
Signal-Rausch-Abstand des integrierten Phonoentzerrers: −74 dB (MM), −64 dB (MC)
RIAA-Genauigkeit des integrierten Phonoentzerrers: ± 0,5 dB
Eingangsimpedanz des integrierten Phonoentzerrers: 47 kΩ
Max. Ausgangsspannung des integrierten Phonoentzerrers: < 10 V
Gewicht: ca. 7,6 kg (inkl. Tonarm und Tonabnehmer)
Maße: (B/T/H): 42/35/13 cm mit Tonarm
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 2020 €

Kontakt

clearaudio electronic GmbH
Spardorfer Straße 150
91054 Erlangen
Telefon +49 9131 40300100

www.clearaudio.de

Der Beitrag Clearaudio Concept Active erschien zuerst auf FIDELITY online.

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