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Author Archives: Hans von Draminski

Markolf Heimann im Interview mit FIDELITY

Was ATR-Co-Chef Markolf Heimann umtreibt

Als Markolf Heimann kurz vor der Pandemie bei der HiFi-Vertriebsfirma ATR einstieg, schien die Aufgabenteilung noch klar zu sein: auf der einen Seite die Hersteller von mehr oder weniger anspruchsvoller Hardware für Unterhaltungszwecke, auf der anderen die Händler, die jene Produkte an die Frau oder den Mann bringen sollen. Und dazwischen der Vertrieb, der irgendwie dabei mithilft, die Bedürfnisse der Kundschaft zu befriedigen. Ein überholtes Rollenbild, das an vielen Stellen schon aufgebrochen wird und so nicht überlebensfähig ist, wenn es nach Markolf Heimann geht. Denn der will die Branche grundlegend neu denken. Und neue Allianzen schmieden, wie er im FIDELITY-Interview verrät.

Interview mit Markolf Heimann
Im Zentrum des ATR-Vertriebskonzeptes steht die Villa Belvedere in Eltville: Ein ganzheitliches Genusszentrum nicht nur für die Ohren, sondern ebenso für die Augen und den Gaumen.

FIDELITY: Herr Heimann, die Welt wird von Krisen geschüttelt, auch der HiFi-Branche weht nicht erst seit der Pandemie ein rauerer Wind entgegen. Macht Ihnen Ihr Job eigentlich noch Spaß?

Markolf Heimann: Gewiss, sonst würde ich ihn nicht machen. Übrigens conflict die Pandemie für unsere Branche gar nicht schlecht. Wir haben vom Cocooning profitiert, dem Wunsch der Menschen, es sich zu Hause schön zu machen. Ohne tiefgreifende Veränderungen wird es unserer Branche allerdings nicht mehr lange intestine gehen, deshalb gilt es zügig zu handeln. Wir verkaufen Luxusprodukte und damit Träume. Die Frage ist, wie wir diese Träume in die Köpfe der relevanten und von uns vernachlässigten Zielgruppen von heute und morgen bringen.

Wie präsentiert sich der Markt momentan in Ihren Augen?

Man muss sich grundsätzlich fragen, wohin sich die HiFi- und damit die High-End-Branche entwickelt. Derzeit befinden wir uns in einem Tal. Der typische Genuss-Musikhörer ist heute zwischen 50 und 70. Damit lässt sich ausrechnen, bis wann wir die nächste Generation als Abnehmer für hochwertiges HiFi gewonnen haben müssen. Andererseits gibt es auch und gerade in dieser Generation jene, die intestine situiert sind, sich additionally ausgezeichnetes Equipment leisten könnten, aber das Thema HiFi aus den Augen verloren haben. Die müssen wir zurückholen. In jedem Haushalt sollte mindestens eine gute Stereoanlage stehen. Wenn die Eltern oder Großeltern so etwas besitzen, wird das Interesse an hochwertiger Musikwiedergabe auch bei Kindern und Enkeln geweckt. Deshalb schließen sich High End und In-Ear-Kopfhörer auch nicht aus. Und wenn am anderen Ende des Kopfhörers kein mit MP3-Dateien gefülltes Handy baumelt, sondern ein HiRes-Spieler, dann stimmt auch die klangliche Qualität.

Stichwort Qualität: Sie propagieren seit geraumer Zeit einen ganzheitlichen Ansatz …

Interview mit Markolf Heimann
Markolf Heimann hat eine klare Vision – und eine ebenso klare Vorstellung davon, wessen es bedarf, sie zu realisieren.

… ohne den es nicht geht. Gute Musik über eine gute Anlage hören, dazu ein gutes Glas Wein oder einen wunderbaren Cappuccino, vielleicht noch ein gutes Buch lesen in einer Umgebung, in der man sich wohlfühlt, gerne auch mit Freunden – das sind alles Bausteine, die zu einer Bereicherung der Lebensqualität führen. Und sie sind so individuell, wie es die Hörer sind. Das conflict auch der Grund, warum wir mit ATR in die Villa Belvedere nach Eltville am Rhein gezogen sind. Wir wollten weg vom nüchternen Lagerhallen-Image, das einem Vertrieb per se anhaftet. Es geht nicht zuletzt auch darum, für den Markt und die Geschäftspartner attraktiv zu sein. Viele Händler geben sich größte Mühe, ihrer Kundschaft ein besonderes Erlebnis zu bieten. Da ist es nur folgerichtig, wenn auch ein anspruchsvolles Vertriebsunternehmen wie ATR die Zeichen der Zeit erkennt, die alten Gemäuer hinter sich lässt und schon durch die Gestaltung der neuen Firmenzentrale deutlich macht, dass das Thema HiFi nachhaltig ernst genommen wird. Das Lebensgefühl, das wir vermitteln wollen, muss sicht- und spürbar werden. Dazu gehört auch, mit Produkten, die vielleicht nicht völlig pragmatisch und zweckgebunden gestaltet sind, den Spieltrieb zu befriedigen. Natürlich darf dazu die Stereoanlage oder das Heimkino auch dienen – aber die Inhalte sollten im Mittelpunkt stehen. Die Elektronik und die Lautsprecher sind letztlich nur Mittel zu dem Zweck, Musik möglichst intestine wiederzugeben.

Die Hardware nimmt bei Ihnen trotz aller Pragmatik ganz breiten Raum ein, ATR hat über 20 Marken unter Vertrag.

Weil es nicht nur einen Weg gibt: Wir sprechen Individualisten an, auf der Händler- wie auf der Konsumentenseite, die ganz eigene Vorstellungen von HiFi haben. Das erfordert Auswahl und Vielfalt. Auch die Hörgeschmäcker sind ja ganz unterschiedlich. Manche lieben Rock und Pop oder Jazz, andere heben bei einer Wagneroper oder einer Sinfonie von Gustav Mahler ab. Auch mein eigener Musikgeschmack hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ich höre viel mehr Klassik und Oper als früher. Das braucht bei authentischer Lautstärke große Systeme zur Musikwiedergabe und geeignete Räume, sonst bleiben die Faszination und das Besondere auf der Strecke. Und weil auch die Musik nur ein Teilaspekt auf dem Weg zu mehr Lebensqualität ist, braucht es neue Kooperationen, denn allein kann die HiFi-Branche das gar nicht mehr leisten.

Interview mit Markolf Heimann
Selbstverständlich nimmt die klassische Hörvorführung in luxuriösem Ambiente eine zentrale Rolle ein.

Wie stellen Sie sich in diesem Zusammenhang das Netzwerken vor?

Wir wollen mit starken Marken kooperieren, die unsere Philosophie teilen, neudeutsch: Co-Marketing. Zum Beispiel mit dem legendären Kamerahersteller Leica, der sich im Zuge des Booms der Digitalfotografie ebenfalls neu erfinden musste und inzwischen mit Nischenprodukten wie den digitalen (und auch wieder analogen!) Leica-M-Sucherkameras stärker als jemals zuvor zur Kultmarke entwickelt hat. Das ist schon sehr ähnlich zu unserer Branche, wo zusätzlich zu allem Digitalen das Analoge wieder als wertvoll empfunden wird, als Teil des bewussten Genusses. Analoge Cover-Art conflict bei Schallplatten auch schon immer ein Thema und dürfte einer der Gründe sein, warum manche junge Menschen sich sogar Schallplatten kaufen, obwohl sie (noch) gar keinen Plattenspieler haben. Übrigens: Rund eine Woche vor der Münchner HIGH END findet bei uns ein Workshop zur analogen Fotografie statt, der von Leica veranstaltet wird. Und wir lieben guten Kaffee. Deswegen kooperieren wir mit La Marzocco als einem der besten Maschinenhersteller. Machen Barista-Workshops und Kaffeeverkostungen. Das bringt neue Zielgruppen zu uns nach Eltville, die dann eine lustvolle HiFi-Botschaft mitnehmen, obwohl sie aus einem anderen Grund gekommen waren. Gleiches gilt für unsere Vernissagen mit relevanten Künstlern oder Weinproben und Verkostungen mit führenden Weingütern. Würden wir dieses Interview in Eltville führen, würde ich Ihnen vielleicht zu einer Schallplatte von Silje Nergaard ein Glas Riesling vom Weingut Kaufmann aus dem Rheingau oder ein Glas Sauvignon Blanc vom Weingut Von Winning aus der Pfalz anbieten. Beide Winzer sind übrigens ausgewiesene Musik- und HiFi-Liebhaber und regelmäßig für Weinproben bei uns im Haus. So schließt sich der Kreis.

Klingt nach einem schlüssigen Ansatz. Aber wie setzt man ihn um?

Es geht um umfassende Qualität, um spürbare Erlebnisqualität. Und die kann nur funktionieren, wenn sie erst einmal definiert und dann ständig überprüft wird. Umfassend bedeutet aber auch, das es nicht nur um die Produkt- und Präsentations-, sondern auch um die Service- und Supportqualität geht. Tun wir das alle, tun wir genug? Wenn wir uns ansehen, was führende Marken aus dem Luxusgüterbereich wie etwa Rolex, Mercedes oder La Marzocco tun, um ihre Marken nachhaltig positiv erlebbar und begehrenswert zu machen, egal ob am Point of Sale, im Aftersales, im Gebrauchtmarkt oder in den Publikumsmedien, dann erkennen wir, dass wir noch eine Menge zu tun haben, wenn wir als Thema und Branche wieder wirklich related werden wollen. Nur am Rande: Kennen Sie jemanden, der eine mechanische Uhr von Rolex oder Patek Philippe kauft, weil sie die Uhrzeit genauer anzeigt oder mehr Features hat als eine billige Quarzuhr? Ich persönlich nicht, und ich denke, dass wir immer noch viel zu sehr über Technik und zu wenig über Emotionen sprechen. Das grundsätzliche Ziel unserer Branche ist aus meiner Sicht schon klar formuliert: Es muss uns gelingen, dass eine gute Stereoanlage und damit gute Musikwiedergabe wie früher wieder zum guten Ton und in jedes Wohnzimmer gehören. Hin additionally zu einem zeitgemäßen und angenehmen Lebensstil. Der Weg dorthin ist aber noch weit.

Interview mit Markolf Heimann
Eine hochwertige Stereoanlage sollte Teil einer jeden guten Wohnzimmereinrichtung sein.

Und was ist über den Vermarktungsaspekt hinaus entscheidend?

Der passende Rahmen für das bewusste Musikhören. Und die richtigen Produkte. Keine Mono-Lautsprecher oder Brüllwürfel, die nicht im Ansatz in der Lage sind, die Seele und Botschaft der Musik zu vermitteln, geschweige denn, den Hörer zu berühren. Wo Qualität eine Rolle spielt, muss sie auch stattfinden dürfen. Deshalb achten wir auch bei der Zusammenstellung unseres Markenportfolios sehr genau darauf, Partner zu finden, die mit uns einen überdurchschnittlichen Qualitätsanspruch, einen zu unserer Philosophie passenden Ansatz teilen. Der Klang ist dabei immer eine wesentliche Größe – aber bei weitem nicht die einzige.

Was erhöht außerdem den von Ihnen angestrebten Genussfaktor beim Musikhören?

Es braucht, gerade für die „Rückkehrer“, die mit einer Stereoanlage aufgewachsen sind, sie dann aber aus dem Auge verloren haben, eine gewisse Einfachheit und auch entsprechenden Bedienungskomfort. Ein Multiroom-System etwa, das sich über die Apple Watch bedienen lässt und für dessen Aufbau man weder Elektroingenieur noch Programmierer sein muss. Dafür mit automatisiertem Roon-, Spotify- oder Qobuz-Zugang ausgestattet.

Das klingt nun aber nach einem Konzept, bei dem ein aufwendiges Räderwerk präzise ineinanderzahnen muss.

Genau wie in allen anderen vergleichbaren Branchen auch. Ich sehe ATR in der Zukunft als Systempartner, der mit seinen Lieferanten und Fachhändlern eine Win-Win-Win-Verbindung eingeht und im besten Sinne Mehrwert schafft. Wir möchten in allen qualitätsrelevanten Bereichen eine führende Rolle übernehmen – und das funktioniert nur mit Allianzen, bei denen alle Beteiligten die Vision bester Qualität in Verbindung mit einem hohen selbstgestellten Anspruch teilen. Diese grundlegende Idee inkludiert andere als die gewohnten Service- und Supply-Konzepte, andere Formen der Kooperation zwischen Handelspartnern, andere Marketingkonzepte, kurz: eine andere Herangehensweise.

Was steht in naher Zukunft auf der ATR-Agenda?

Wir ziehen im Mai mit unserem Lager und Service von Mülheim in den Rheingau, in unmittelbare Nähe unseres Sitzes in Eltville. Von dieser räumlichen Zusammenlegung erwarten wir uns weitere, wesentliche Verbesserungen unserer Logistik- und Servicefähigkeiten. Und wir haben die HIGH END in München unmittelbar vor uns. Also gerade keine Atempause. Daneben gibt es aber auch einen entspannenden Höhepunkt, auf den wir uns alle sehr freuen: Am Donnerstag, den 1. Juni werden wir unter dem Motto „stay@eltville“ in unserer Villa Belvedere eine Aufnahmesession mit der Band De-Phazz machen. Ein Livemitschnitt auf analogen Bandmaschinen mit maximal 40 Gästen. Clubatmosphäre, wenn Sie so wollen. Am Ende steht eine limitierte 180-Gramm-Vinylpressung auf unserem ATR-Label. Auch dabei geht es uns um das bewusste Genießen von Musik, um eine Abkehr von dem Credo, dass alles noch riesiger, noch aufwendiger sein muss. Ein Gegenentwurf zur allgegenwärtigen Reizüberflutung, ein Bekenntnis zu Leidenschaft, Herzblut und Wahrhaftigkeit. Immer mit dabei natürlich: gute Freunde – und die Lust auf Genuss!

www.audiotra.de

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Ansuz Mainz8 D-TC 3

Ansuz Mainz8 D-TC 3 Power Distributor

Ansuz zäumt das Pferd von hinten auf: Statt zu filtern, was das Zeug hält, sorgen die Dänen mit handverlesenen Materialien und Technologien lieber dafür, das Maximum an Informationen aus dem Signal zu holen – und damit scheinen sie goldrichtig zu liegen. Im Falle des Premium-Netzverteilers Ansuz Mainz8 D-TC 3 hat das allerdings seinen Preis.

Ansuz Mainz D-TC3

In aller Kürze:
Verkabeln, auf die richtige Phase der Netzstecker achten und dem Ansuz Mainz8 D-TC 3 Power Distributor einen stabilen Standplatz gönnen. Mehr braucht es nicht, damit die Klang-Sonne aufgeht.

Ansuz Mainz D-TC3


Das Stromnetz, es conflict für mich stets die ultimative Grenze für den Klang. Da konnte das Equipment noch so intestine sein, die Schallwandler mit noch so viel Hingabe an die Elektronik angepasst werden – die schlichtweg miese Stromversorgung in meinem Jahrhundertwende-Haus im Besonderen und in der Innenstadt meines Wohnortes im Allgemeinen verwehrte mir erfolgreich den Gipfel. Was habe ich nicht unternommen, um diesen Mangel abzustellen. Trenntrafos, Netzfilter und Stromaufbereiter kamen und gingen, manche mit mehr, andere mit weniger Wirkung.

Dass ausgerechnet der Mainz8 D-TC3 Power Distributor von Ansuz Acoustics eine derart durschlagende Wirkung entfalten würde, hätte ich im Vorfeld des Tests nicht einmal erahnt: Der Stromverteiler sieht extrem unspektakulär aus, er hat keine Zeigerinstrumente, keine LEDs, keinen Schnickschnack – und entpuppte sich dennoch als eine der wichtigsten Komponenten, die ich je in mein Stereosystem integriert habe. Der schwarze Kasten mit dem Leder-kaschierten Deckel (eine clevere Maßnahme zur Vibrationsvermeidung, wie ich später erfahren sollte) verkörpert die Apotheose der Steckerleiste. Sein Gehäuse besteht zwecks ungestörtem Stromfluss vollständig aus unmagnetischen Materialien. Und es bietet eine solide Zukunftssicherheit, denn an ihm finden acht Komponenten Anschluss – da dürfen es auch mal ein paar Bausteine mehr sein, was man nicht nur als Testredakteur locker schafft: Vorverstärker und Endstufe, dazu Quellen wie Phonoverstärker, DAC, CD-Laufwerk und Streamer und noch dies und das – schon hat man den Mainz8 D-TC 3 „zugestöpselt“.

Ansuz Mainz D-TC3
Die weiße Dose gibt den Ton an! Der gekennzeichnete Anschluss ist Ausgangspunkt und Referenz für das aufwändige Erdungskonzept des Ansuz-Verteilers. Hier sollte jene Komponente angeschlossen werden, die auch die meisten Verbindungen zu anderen Geräten hat – in der Regel additionally die Vorstufe, der Vollverstärker oder – in digitalen Systemen – der geregelte D/A-Wandler. Nach außen sinkt die Hierarchie, hier gehören erst Quellen, dann Endstufen oder Aktivlautsprecher hin.

Der dänische Hersteller wirbt damit, die effizienteste Erdung unter allen Mitbewerbern zu haben. Das kann ich zwar daheim nicht nachmessen, bin aber festen Willens, es zu glauben, weil nach dem Anschluss des Verteilers nicht das geringste Brummen oder Rauschen aus meiner Kette zu vernehmen ist – passend zum Mark Levinson No. 27 der Vorverstärker No. 38S und der CD-Player No. 390S aus der Zeit, als ML schon bei Madrigal conflict. Das Erdungskonzept sorgt für eine weitere Besonderheit: Im Zentrum der Anschlüsse liegt eine weiße Netzdose, die den zentralen Massebezug darstellt. Hier muss die Komponente mit den meisten Querverbindungen angeschlossen werden, in der Regel der Vor- oder Vollverstärker. Von dort ausgehend verringert sich die Hierarchie – meine No. 27 muss sich mit einem der äußeren Steckplätze begnügen.

Das conflict bei vielen meiner bisherigen Stromaufbereiter beziehungsweise Netzfilter anders. Schlimmer noch: Sie wirkten in der Regel gerade bei sehr dynamischer Musik mit schnellen Impulsen als unerwünschte Bremsen und Gleichmacher dessen, was druckvoll und dynamisch weit gefächert daherkommen soll.

Ansuz Mainz D-TC3
Handverdrahtet, handbestückt und handerlesen: Die D-TC besteht aus einem Mix nichtmagnetischer Materialien, deren Resonanzeigenschaften sich zu einem „vollständigen Ganzen“ zusammenfügen. Alle Strippen und Verbindungen der ungefilterten Stromleiste werden von Hand in Dänemark hergestellt und auch vor Ort montiert.

„Filterung sorgt oft dafür, dass die Dynamik leidet“, weiß Morten Thyrrestrup, Verkaufsleiter der dänischen Manufaktur Ansuz, und ergänzt: „Herkömmliche Netzfilter erhöhen die Induktion – und das ebnet die Musik ein.“ Eine Meinung, die Ansuz-Entwicklungschef Michael Børresen teilt. Ganz viel Wert legt dieser wie erwähnt auf eine solide Erdung. „Alle angeschlossenen Geräte sollten das gleiche Potenzial sehen“, betont Børresen. Im Mainz8 D-TC 3 ist die Erdung deshalb sternförmig, was im Zusammenwirken mit vielen anderen Maßnahmen den Rauschgrund senkt und weitgehend in unhörbare Bereiche verbannt. Ein Grund, warum das, was aus den Lautsprechern kommt, vor einem gefühlt viel schwärzeren Hintergrund steht. Wer sich übrigens fragt, warum ein so quick aufreizend schlichter schwarzer Kasten 24 Kilo-Euro kostet, möge sich vor Augen halten, wie viele tausend Stunden allein für die immer mit dem Gehör als letzter Instanz abgesicherte Entwickung des Mainz8 D-TC 3 investiert wurden. Und dass der so handschmeichlerisch fließend designte Metallquader das Ergebnis akribischer Handarbeit im Hochlohnland Dänemark ist. Von der Stange ist hier rein gar nichts, dafür sind Hektoliter an Herzblut in den D-TC 3 geflossen.

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Das eigentliche Highlight der D-TC kann man hier nur teilweise erkennen: Auch unter der grünen Platine liegen dutzende „informationssteigernder“ Teslaspulen.

Um die Induktion – auch sie ein Hindernis für den Stromfluss – so niedrig wie möglich zu halten, setzt Ansuz doppelt invertierte, parallel geschaltete Tesla-Spulen ein, die wie winzige Kletterseile aussehen, kunstvoll in sich verdrillt. Dem Rauschen wird zudem durch die fortlaufend verbesserte Dither-Technologie des Herstellers begegnet. Deren Grundidee entstand in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, um den „Blick“ des neu entwickelten Radars zu schärfen und so die Erkennung angreifender Feindeinheiten wie Flugzeuge und Schiffe zu erleichtern – ähnlich einem Polfilter bei der Fotografie. „Als die ersten Radarstationen in Betrieb genommen wurden, stellte man fest, dass die Signale deutlicher wurden, wenn Geräte um sie herum in Betrieb waren und vermeintlich das Signal störten“, erklärt Michael Børresen. Bei Ansuz gibt man deshalb, nachdem das Rauschen weitgehend eliminiert wurde, wieder etwas „Noise“ hinzu und sorgt damit für eine kontinuierliche (wenngleich winzige) Modulation des Signals. Michael Børresen umschreibt dies mit einer Hand mit abgespreizten Fingern, die über eine Textseite gehalten wird: „Hält man sie nonetheless, dann erkennt man nur Teile des Textes. Wedelt man sie dagegen hin und her, wird alles lesbar.“

Vergegenwärtigt man sich, dass es hier eigentlich „nur“ um eine möglichst gute Stromversorgung geht, ist der Effekt umso verblüffender. Der Mainz8 D-TC 3 Power Distributor sorgt für blitzsaubere Klänge, die stets „punchy“, offen und dynamisch wirken und von Weichspülersymptomen frei sind. Weil Michael Børresen durch geschickte Materialauswahl und Gehäusekonstruktion auch Vibrationen („verheerend für den Klang“) aus seinem ultimativen Mainz8 verbannt hat, kann die angeschlossene Anlage ihre Talente so unbeeinflusst wie kaum je entfalten. Anteil daran haben natürlich auch akribische Detaillösungen wie die sorgsam vergossene Kaltgeräte-Steckdose für den Hauptanschluss oder besagte dicke Lederkaschierung des Gehäusedeckels.

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Selbst sehr gute, räumlich und tonal perfekt ausbalancierte Aufnahmen – kürzlich erreichten mich die ersten beiden Folgen des sorgsam remasterten und von Decca auf SACD und LP wiederveröffentlichten Wagner-Rings unter Georg Solti, die absolut spektakulär geraten sind – legen durch den Mainz8 extrem zu und gefallen mit quick holografischer Dreidimensionalität und einer zuvor nie gekannten Durchhörbarkeit. Die Pop-, Rock- und Bluesfraktion wird sich über staubtrockene Tieftonimpulse freuen. Der Bass auf Peter Gabriels So, einst die zentrale Test-CD der 1990er Jahre, fühlt sich über mein mit dem Mainz8 D-TC3 Power Distributor wundersam verjüngt wirkendes Semi-Vintage-Equipment ungemein tief, satt, druckvoll und dennoch glasklar an, Gabriels Stimme sorgt mit Superpräsenz für Gänsehaut. Wer eine richtig gute Kette hat, sollte sich unbedingt anhören, welchen Sprung nach vorne sie mit dem Power Distributor macht.

Ansuz Mainz D-TC3

Technische Daten

Ansuz Mainz8 D-TC 3 Power Distributor

Konzept: reiner Netzanschluss-Verteiler, keine bremsende Filterung
Eingang: 1 x 230/110 V (IEC C14)
Ausgänge: 8 x Schuko, vergoldet
Besonderheiten: Teslaspulen-Technologie, Dithering-Schaltkreis, nichtmagnetisches Gehäuse
Maße (B/H/T): 51/10/30 cm
Gewicht: 8 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung)
Preis: um 24 000 €

Kontakt

Audio Group Denmark
Rebslagervej 4
9000 Aalborg
Dänemark
[email protected]

audiogroupdenmark.com

Mitspieler

Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel: u. a. von in-akustik, AudioQuest und Silnote Audio

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Jens Filser Organic Blues Project feat. Brenda Boykin

Jens Filser Organic Blues Project feat. Brenda Boykin

Wenn mich die Menschen fragen, was mich am Blues fasziniert, warum mich die Musik des Schwarzen Amerika bis heute in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt, dann habe ich seit kurzem eine neue Argumentationshilfe. Schwarz, rund, auf 180-Gramm-Vinyl gepresst und auch noch reside und „direct to tape“ voll analog aufgenommen: das Jens Filser Organic Blues Project feat. Brenda Boykin, erschienen zu den Analogtagen 2021 bei Lehmannaudio.

Jens Filser Organic Blues Project mit Brenda Boykin

Norbert Lehmann, Musiker, ausgebildeter Tonmeister und Produzent feinen Analogequipments wie etwa Phonovorverstärkern, steht hinter dem Aufnahmeprojekt und bat die Band 2021 zum Konzerttermin vor Publikum in die Ludwigsburger Bauer Studios. Lehmann ist ein Gralshüter der analogen Musikwiedergabe – und ein eingefleischter Blues-Fan.

Um eine Scheibe wie diese zu produzieren, die der klingende Gegenentwurf zum Mainstream ist, muss man eine Menge Herzblut investieren. Was Johannes Wohlleben und Adrian von Ripka als ungeschnittene Liveaufnahme inklusive Publikumsreaktionen aufs Zweispur-Band beziehungsweise in die Rillen gepackt haben, ist knackiger, intensiver Traditional Blues ohne Rockanwandlungen.

Jens Filser Organic Blues Project mit Brenda Boykin

Hier agieren vier Musiker, die den Blues inhaliert haben, die ihn nicht nur spielen, sondern leben. Und sie umrahmen kongenial eine jener Ausnahmestimmen, die man schon ausgestorben glaubte. „Als ambitionierter HiFi-Hersteller braucht man ambitionierte Aufnahmen mit Gänsehautfaktor“, kommentiert Norbert Lehmann in seinen Liner Notes das Projekt, das entstand, als Corona das Abhalten normaler Messen und Konzerte vor größerem Publikum praktisch unmöglich machte. Auch der Blues-Bandauftritt wurde ins Internet gestreamt, weil in den Bauer Studios seinerzeit nur eine handverlesene Schar Gäste zugelassen warfare und Lehmann das Konzert möglichst vielen Menschen zugänglich machen wollte.

Denen wurde Hochkarätiges geboten: Brenda Boykins ausdrucksvoll gereifter Alt ist flexibel, wandlungsfähig, schmiegt sich seidenweich in die Gehörgänge und kündet vom Wissen um die Inhalte. Da ist es egal, ob die Sängerin „My Babe“ anschmachtet, das leichte Mädchen „Mary Ann“ porträtiert oder wuchtig und zart angerockt dem „Backbreaker“ Vorwürfe macht, weil er ihr Gefühlsleben nachhaltig durcheinanderbringt. Das ist die Scheibe für „Bright Lights, Big City“, die man im Loft hört, während draußen die Großstadt tobt. Oder die man sich eben per Stream von den Analogtagen einschließlich Bewegtbild nach Hause holt.

Jens Filser Organic Blues Project mit Brenda Boykin

Brenda Boykins Begleitquartett mit dem flinkfingerigen Bandboss Jens Filser an der Stromgitarre, Dirk Schaadt an der Hammondorgel inklusive blubberndem Leslie-Hornlautsprecher, Mickey Neher-Warkocz an der „Schießbude“ und Till Brandt am Kontrabass legt der charismatischen Frontfrau einen dicken, satten, dezent farbigen, aber niemals flauschigen Soundteppich aus. Hier regieren das Fingerspitzengefühl und die Eleganz des Großstadt-Blues mit unüberhörbaren Jazz-Anklängen. Wer den „Garagensound“ mancher Blues-Produktion eher unangenehm findet, wird sich über diese luftig-farbige Produktion freuen, die Live-Energie mit Studiopräzision verschmilzt.

Zum Glück hat Norbert Lehmann entschieden, dass diese Liveaufnahme mit überlegener Technik in die Rillen gebannt wird. Und er hat auf der Plattenhülle Informationen verewigt, die man bei den meisten Aufnahmen vergebens suchen wird, nämlich Details über die für jedes einzelne Instrument (und die Sängerin) verwendeten Mikrofone. Da bediente sich das Team an allem, was im Aufnahmeweg erfahrungsgemäß intestine klingt, von Beyerdynamic und Brüel & Kjær über Schoeps und Shure bis Sennheiser. Der Klang ist bestens ausbalanciert, wirkt überaus natürlich – und verzichtet vollständig auf das Spektakuläre mancher Hörtest-LPs, die mit überzogenen Frequenzbereichen „auf Effekt“ abgemischt werden.

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Stattdessen entsteht – auch dank sorgsam nachgezeichneter Räumlichkeit – für den Hörer der Eindruck, tatsächlich in einem akustisch optimierten Club zu sitzen, nahe an der Band, ohne den Musikern gleich auf dem Schoß zu kriechen.

Hier geht es nicht um audiophile Selbstbespiegelung, sondern um den Blues und seinen emotionalen Gehalt. Dass die überaus entspannte Grundstimmung, die bei der Aufnahme geherrscht haben muss, unmittelbar über die Rampe kommt, dass man auch vor der heimischen Anlage so ins Grooven kommt wie die Konzertgäste in Ludwigsburg, spricht für die große Spielfreude, die an diesem denkwürdigen Abend im Vordergrund stand. Und die ohne lebendiges Publikum im Raum wohl nicht so aufgekommen wäre. “You guys (are) on hearth”, meint Brenda Boykin irgendwann augenzwinkernd. Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Blues lebt, ganz ohne Zweifel.

Jens Filser Organic Blues Project feat. Brenda Boykin auf JPC

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The Rolling Stones Unzipped

The Rolling Stones Unzipped

Der Ausstellungskatalog The Rolling Stones Unzipped setzt sich mit dem Phänomen der wohl dienstältesten aller Rockbands auseinander.

The Rolling Stones Unzipped

Sie sind die wohl dienstälteste Rockband des Planeten, haben den Verlust mehrerer Mitglieder der Gruppe verkraftet und gehen in einem Alter noch auf die Bühne, in dem andere schon seit Jahrzehnten den Ruhestand genießen: Die Rolling Stones sind eine Ausnahmeerscheinung selbst im Hochgeschwindigkeits-Pop-Biz des 21. Jahrhunderts. Sie und ihre Geschichte zwischen zwei Buchdeckeln zu komprimieren, erscheint wie ein aussichtsloses Unterfangen. Der bei Edel Books erschienene, 288 Seiten starke Ausstellungskatalog Unzipped versucht das Unmögliche – und schafft es, selbst eingefleischten Stones-Fans noch Neues zu präsentieren.

Ausstellungstitel und Begleitbuch beziehen sich auf das wohl legendärste Cover, das je eine Rock-LP zierte: Sticky Fingers, erschienen am 23. April 1971, zeigte den Unterkörper des Schauspielers Joe Dallesandro in enger Röhrenjeans. Das Cover wurde von der Pittsburgher Pop-Art-Ikone Andy Warhol für 15 000 englische Pfund gestaltet und hatte einen funktionsfähigen Reißverschluss eingearbeitet, nach dessen Öffnen man weiße Unterwäsche erkennen konnte. Im Ausstellungskatalog Unzipped ist nachzulesen, dass diese ungewöhnliche „Zugabe“ zunächst beim Versand Dellen ins Plattenvinyl presste, ehe man auf die Idee kam, den Reißverschluss vor dem Verpacken offen zu lassen – so wurde von ihm lediglich das Label in der Mitte verdrückt, ohne dass die Rillen Schaden nahmen.

Fürs Buch wurde dieses bewusst erotisch konnotierte Cover stark verfremdet und abstrahiert. Nun prangt es als schwarz-roter Prägedruck auf dem Einband, garniert mit dem Zungenlogo der Stones, das ebenfalls bei Sticky Fingers – als erster auf dem eigenen Plattenlabel Rolling Stones Records erschienenen Scheibe – Premiere feierte.

Erstmals auf die Bühne gingen die Stones, die sich nach einem Bob-Dylan-Song benannt hatten, vor unfassbaren 60 Jahren, am 12. Juli 1962, im Marquee Club in der Londoner Oxford Street. In dem Konzert mit fünf Coversongs traten Mick Jagger (Gesang), Brian Jones (Gitarre), Keith Richards (Gitarre), Dick Taylor (Bass), Ian Stewart (Piano) und nach heutiger Quellenlage Tony Chapman (Schlagzeug) auf, erstmals unter dem Namen „The Rollin’ Stones“. Für Unzipped hat die Musikjournalistin und Szenegröße Edith Grove Interviews mit Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts geführt und sie die wilden Anfangsjahre Revue passieren lassen. Wie sich die einstigen Schulfreunde Mick und Keith zufällig am Bahnhof trafen, wie man in einer heruntergekommenen Wohnung lebte und Musik machte, wie der durchaus zweifelhafte Charakter Brian Jones, damals schon dreifacher Vater und wegen Drogenbesitzes vorbestraft, zum Initialzünder der Bandgründung wurde und vieles mehr.

The Rolling Stones Unzipped

Den Charme von Unzipped macht aus, dass alle diese historischen Fakten mit Fotos und Erinnerungsstücken unterfüttert werden, etwa einer Aufnahme von Mark und Colleen Hayward (Getty Pictures), die Mick, Keith, Brian, Bill und Charlie 1963 auf einer Mauer im Londoner Chelsea Embankment sitzend zeigt. Fünf lockere College-Boys, die angetreten waren, die Popmusik-Landschaft grundlegend zu verändern.

Im Vergleich zur größten Konkurrenz jener Jahre, den Beatles, pflegten die Stones von Anfang an das Image der „bösen Buben“ mit gewalttätigen Tumulten der Fans bei den Konzerten, offensivem Groupie-Verschleiß und heftigem Rauschmittelkonsum. Dass Jagger und Co. jene Jahre vergleichsweise match und munter überstanden, zählt zu den Mysterien, für die auch Unzipped keine richtige Antwort findet.

Dafür hat der opulente Ausstellungskatalog, was manchem anderen Buch über die Rolling Stones definitiv abgeht: Struktur. Der mit seinem Schwarzschnitt edle Anfassqualität bietende Schmuckband folgt einem ebenso klaren Plan wie die zugehörige Stones-Retrospektive, die im niederländischen Groningen zu sehen battle und 2023 zurückkehren soll.

The Rolling Stones Unzipped

Getragen wird die Ausstellung von fühlbarer philologischer Ernsthaftigkeit. Die oft apostrophierten Blues-Wurzeln der Band werden unter anderem im Gespräch mit dem legendären schwarzen Bluesgitarristen und -sänger Buddy Guy analysiert, mit dem die Stones 1970 auch auf Tour waren. Den Kontakt stellte seinerzeit Muddy Waters her, ein weiterer Großer des Blues.

Überhaupt ist der Katalog Unzipped auch ein Schaulaufen von Szenestars, die man ausgiebig zu Wort kommen lässt, beispielsweise Don Was, wenn es um die Studioarbeit mit den Stones geht. Ein ganzes Kapitel widmet sich ausgiebig den Instrumenten, bei denen die Präferenzen der Musiker beileibe nicht immer auf den Gitarren-Standardmodellen von Gibson und Fender lagen.

Manches macht schmunzeln, etwa Glitzerkostüme im „Sergeant Pepper“-Stil: Um bestimmte Modetorheiten kamen auch die Rollings Stones nicht herum, obwohl sie in den vergangenen sechs Jahrzenten eher Trendsetter als Epigonen waren.

Unter dem Strich ist Unzipped ein lesenswertes, für 49,95 Euro auch durchaus erschwingliches Standardwerk nicht nur für jene Stones-Adepten, die von ihren Lieblingen schon so intestine wie alles im Schrank haben. Außerdem macht das Buch großen Appetit auf die zugehörige Ausstellung. Ein unabdingbares Muss für Rockfans.

The Rolling Stones Unzipped

The Rolling Stones Unzipped

Edel Books, deutschsprachige Ausgabe, Hardcover, 288 Seiten, 49,59 €
ISBN 9783841907776

www.edelbooks.com

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Rekkord M500

Rekkord M500

Der Rekkord M500 baut auf einer jahrzehntelangen Tradition auf. Er wird an historischer Stätte in Deutschland gefertigt. Und er hat jene Gene geerbt, die Analogfans von jeher schätzen. Das sorgt für beglückende Klangmomente – ganz ohne Bling-Bling.

Rekkord M500

In aller Kürze:
Der Rekkord Audio M500 ist im Kern ein Plattenspieler, wie es sie in den 1980er und 1990er Jahren gab: ein durch und durch unkompliziertes Plug’n’-Play-Laufwerk im besten Sinn!

Rekkord M500


Kennen Sie das? Sie treffen einen Menschen, der Ihnen auf Anhieb extrem bekannt vorkommt, von dem Sie aber gleichzeitig wissen, dass Sie ihn oder sie noch nie getroffen haben. Irgendwann wird das Rätsel gelöst: Man ist Tochter oder Sohn von jemandem begegnet, der einem einst nahestand, den man vielleicht sogar in- und auswendig kannte. Kurz: ein positives Déjà-vu.

Etwa so ging es mir, als ich den Rekkord M500 auspackte. Dieser Tonarm mit der unübersehbaren Bezeichnung „ULM“ für „Ultra Low Mass“ in der Typenbezeichnung. Dieses ultraschlichte Grundbrett. Das etwas wabbelige, auf vier sogenannten Parabelfedern abgestützte Subchassis (ein einteiliges MDF-Teil) samt Subteller, um den ein recht kurzer Gummiriemen geschlungen werden muss, ehe man den eigentlichen Alu-Plattenteller auf den Dorn setzt. Die Beschränkung auf zwei Geschwindigkeiten (33 und 45 Umdrehungen professional Minute). Und schließlich der Produktionsort: St. Georgen im Schwarzwald. Nur, dass das kleine Firmenschild auf der auch bekannt wirkenden Acrylhaube nicht den Namen „Dual“ trägt. Sondern „Rekkord“.

Rekkord M500
Mit dem Moving-Coil-System Goldring Eroica LX, das ultimate zu dem ultraleichten Arm des Rekkord 500M passt, legt der Dual-Nachkomme klanglich stark zu, Räumlichkeit und Luftigkeit stellen auch höhere Ansprüche zufrieden. Eine solide Basis für Tuning per Tonabnehmer.

Das „Made in Germany“ betont man bei Rekkord Audio mit ebenso viel Stolz wie die Urväter, deren Plattenspieler sich auch in einer Epoche, als in Highender-Zirkeln (die damals noch nicht so hießen) längst japanische Direkttriebler-Boliden der Sorte „ultraschwer und noch teurer“ en vogue waren. Licht in die Firmengeschichte bringt Jürgen Reichmann, für den Vertrieb der Rekkord-Produkte zuständig: „Dual struggle mit rund 5000 Mitarbeitern einstmals der größte deutsche Plattenspielerhersteller. 1993 kaufte Alfred Fehrenbacher die Produktionsmaschinen“, erzählt Reichmann. Die Firma Fehrenbacher baute von da an jene Plattenspieler, die den Dual-Schriftzug trugen – und auch die Thorens-Automatikspieler entstanden bei Fehrenbacher in St. Georgen.

Irgendwann kommt Pro-Ject-Chef Heinz Lichtenegger ins Spiel. Der findige Österreicher, dessen Plattenspieler gemeinhin in Tschechien gebaut werden, wünschte sich einen „Automaten“ – und wurde bei Fehrenbacher fündig. Die Namensrechte an Dual gingen nach dem Konkurs in andere Hände. Und bei der Firma Fehrenbacher entschied man sich, den Weg von der OEM-Fertigung für andere Marken zum eigenen Firmennamen zu gehen. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragt Analogfan Jürgen Reichmann und lächelt dabei hintergründig.

Den leisen Stolz Reichmanns, Traditionsgeräte „made in Germany“ im Programm zu haben, verstehe ich nur zu intestine. Denn auch ich sperrte mich seinerzeit gegen den Japan-Fimmel, schloss mich auch nicht der Briten-Fanfraktion an, sondern nutzte von der Abiturzeit bis zum Ende des Studiums jenen „Golden One“ aus dem Schwarzwald, der mir nicht nur wegen seines klavierlackveredelten Korpus und seiner vergoldeten Metallteile ans Herz wuchs. Sondern wegen seines einfach „richtigen“ Klanges, dem Fußwipp-Potenzial seines Timings und seiner völlig unkapriziösen Art. Ein Plattenspieler, der souverän auch in allen anderen als optimalen Aufstellungsumgebungen einfach Musik machte.

Rekkord M500
Einer der Fortschritte des Rekkord 500M gegenüber den Dual-Ahnen ist das Bedienfeld für Ein/Aus beziehungsweise für die Geschwindigkeitsumschaltung zwischen 33 und 45 Umdrehungen professional Minute. Statt eines Drehknopfes gibt es eine Touch-Taste mit Beleuchtung.

Und nun steht da ein Plattenspieler vor mir, der seinem Verwandten von vor 40 Jahren genau da überaus ähnlich ist, wo es zählt: beim Klang. Nach vergoldeten Metallteilen und Klavierlack wird man beim Rekkord M500 vergeblich suchen. Dafür besann man sich bei Rekkord Audio auf alte Tugenden. So ist auch der M500 kein Massenprodukt, sondern wird komplett in St. Georgen handgefertigt. Das äußert sich – trotz simpel schwarz foliertem Chassis – in einer Anfassqualität, die andere selbst für ein Mehrfaches der für den Rekkord M500 aufgerufenen 1100 Euro nicht realisieren können. Und in einer Klangqualität, die ich im Blindtest in einer anderen Klasse verortet hätte. Der Hersteller gibt für den M500, der das Einstiegsmodell der manuellen Plattenspieler-Linie bei Rekkord Audio verkörpert (es gibt, wie gesagt, auch ein paar Vollautomaten) Gleichlaufschwankungen von 0,06 Prozent an. Das reicht in der Praxis locker, um selbst langsame Klaviermusik ohne nerviges „Eiern“ wiederzugeben. Dieser kleine Plattenspieler ist ohne Abstriche „klassiktauglich“ und macht mit großer Sinfonik auch viel Freude.

Denn der Rekkord M500 schafft, was jenen berüchtigten 129-Euro-USB-Plastikdrehern vom Discounter gewiss nicht gelingt: Er baut glaubwürdige Räume auf, weist Instrumenten felsenfest ihren Platz im Orchester zu, verliert selbst in den wüstesten Tuttipassagen von Riesenwerken wie Gustav Mahlers Achter Sinfonie nie den Überblick und widersteht allen Versuchen, ihn zur Produktion von indifferentem Orchesterbrei zu überreden. Füttere ich ihn mit Pop – zum Test lag auf dem Plattenstapel eine pressfrische Produktion von Stings Album Duets – dann groovt der M500 gnadenlos. Dabei erzählt er mir über die Geheimnisse der schwarzen Scheibe quick alles, selbst das, was ich eigentlich gar nicht wissen möchte. Etwa, dass Stings Tonmeister ihm und seinen Duettpartnern, darunter illustre Sangesbrüder wie Zucchero Fornaciari, in manchen Nummern eine Extraportion Hall mitgegeben haben. Wahrscheinlich, damit die in Ehren ergrauten Kämpen bei jenem Publikum ihr Gesicht wahren, das eigentlich zur Generation Streaming gehört und jetzt gerade das überaus trendige Thema „Analog“ für sich entdeckt.

Rekkord M500

Der Rekkord M500 ist gleichwohl alles andere als ein „Me-too-Produkt aus der Lifestyle-Ecke. Zur Einordnung seiner Qualitäten hat Jürgen Reichmann gleich zwei M500 in die FIDELITY-Redaktion geschickt. Einer in der vorjustierten Grundkonfiguration, wie er aus der Manufaktur in St. Georgen kommt: Hier prangt ein Ortofon-Tonabnehmer, der 2M Blue Moving Magnet, in der Headshell – ordentliches MM-Equipment für High-End-Einsteiger ohne den Anspruch, auch noch die letzten Einzelheiten aus der Plattenrille zu kitzeln. Dafür erfreulich homogen, klangfarbenstark und auf den Punkt spielend wie ein guter Ensemblemusiker. Damit ist der M500 ein unkomplizierter Spielpartner für die Stunden, die dem entspannten Hören entspannter Musik gehören.

Ein anderes Kaliber stellt die Spezialausführung dar, die Reichmann und sein Team zusammengestellt haben, um die Talente des Rekkord M500 deutlicher herauszuarbeiten: Eigens für den FIDELITY-Hörtest gönnten sie dem sympathischen Spieler ein Goldmund Eroica LX. Und diese Moving-Coil-Preziose, die mit rund 600 Euro Straßenpreis deutlich mehr als das Ortofon 2M Blue kostet, ließ dem preisgünstigeren System nicht den Hauch einer Chance – was aber nur im direkten Vergleich auffiel. Das spricht für die überaus solide Basis, die der Rekkord M500 für jene High-End-Beginner bietet, die in die analoge Welt langsam hineinwachsen wollen.

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Wie sein Vorfahr aus der seligen Dual-Epoche kommen der M500 und sein auf Leichtgewichtigkeit gezüchteter, von Rekkord Audio im Vergleich zum Ausgangsprodukt noch einmal subtil verbesserter Tonarm mit einer ganzen Reihe von Tonabnehmern zurecht, die nur nicht allzu schwer sein sollten. Das Goldring wiegt 5,5 Gramm und hat eine Nadelnachgiebigkeit von 18 µm/mN, beim Ortofon sind es 7,2 Gramm und 20 µm/mN. Empfohlen sind beide für leichte bis mittelschwere Arme, verkörpern additionally ideale Spielpartner für den ULM-Arm des M500. So richtig Fliegen lernt der gerade bei anspruchsvollerer „Software“ allerdings erst mit dem Goldring Eroica LX. Chronisch unvernünftige Analogos wie ich entblöden sich auch nicht, Systeme in den Rekkord zu schrauben, die den Plattenspielerpreis um ein Vielfaches übersteigen. Die Unterschiede bleiben stets hörbar, was für die so einfache wie effiziente Laufwerkskonstruktion spricht.

Diese wurde gegenüber der jahrzehntealten Konstruktion freilich an den entscheidenden Stellen optimiert. So steht der M500 nur auf drei Füßen, um jegliches Kippeln im Ansatz zu unterbinden. Statt eines „angewachsenen“ Tonarmkabels gibt es ein Anschlussfeld mit vergoldeten Cinchbuchsen und einer soliden Masseklemme. Und die Geschwindigkeitswahl beziehungsweise das Ein- und Ausschalten geschieht auch nicht mehr mit einem Drehschalter, sondern mit einem beleuchteten Touch-Taster, sodass nicht die Gefahr besteht, den relativ leichten M500 auf seiner Standfläche zu verrücken. Die Materialwahl von Korpus und Zarge ist auf Vibrationsarmut und Störfrequenz-Eliminierung abgestimmt – eine Erklärung dafür, warum die leichte Subchassis-Konstruktion so punktgenau spielt und im Bass so unaufhaltsam anschiebt. Ein Plattenspieler, der sogar eingefleischte Digitalos zu Konvertiten machen könnte. Beeindruckend.

Rekkord M500

Info

Plattenspieler Rekkord M500

Konzept: manueller Plug’n’-Play-Plattenspieler mit Subchassis
Anschlüsse: Cinchbuchsen, Klemme für Erdungskabel
Antrieb: Flachriemen (innenliegend), elektronisch geregelter DC-Motor
Geschwindigkeiten: 33⅓ und 45 U/m, umschaltbar
Plattenteller: ø 12″, Material Aluminium, antimagnetisch, bedämpft
Tonarm: 8,3″, Ultra-Low-Mass, masselose Auflagekraft
Antiskating: Feder, feinjustierbar
Tonabnehmer: Ortofon 2M Blue (Moving Magnet, Ausgangsspannung 5,5 mV)
Stromversorgung: externes Netzteil 12 V/100 mA
Zubehör: Cinchkabel, Staubschutzhaube, antistatische Filzmatte und Adapter für Singles mit großem Mittenloch
Ausführungen: Mattsilber oder Schwarz
Maße (B/H/T): 44/13/37 cm
Gewicht: 5,5 kg
Garantiezeit: (bisher keine Rückmeldung)
Preis: um 1199 € (ohne Ortofon 2M Blue um 1099 €)

Kontakt

Reichmann AudioSysteme

Graneggstraße 4
78078 Niedereschach im Schwarzwald
Telefon +49 7728 1064
[email protected]

www.reichmann-audiosysteme.de

Mitspieler

SACD-Player: Sony SCD 333 ES, Denon CX2
Neztwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel u. a. von: in-akustik, AudioQuest, Silnote Audio

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Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte

Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte

Das Ding ist unverschämt gut gemacht. Unverschämt effizient. Und unverschämt preiswert. Wer sich die Kork-Plattenmatte Lehmannaudio Stage 1 nicht gönnt, hat etwas verpasst.

Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte

In aller Kürze:
Die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte stellt eine der preiswertesten Möglichkeiten dar, den Klang eines Plattenspielers zum Positiven zu beeinflussen. Vor das Klangglück haben die Entwickler allerdings den Justage-Schweiß gesetzt.

Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte


Achtung: Glaubensdiskussion. Dogmatiker, denen die direkte Ankopplung der Vinylscheibe an den Plattenteller über alles geht, sollten an dieser Stelle weiterblättern. Allen anderen Analogfans sei eines der effektvollsten und dabei bezahlbarsten Klang-Tuninginstrumente ans Herz gelegt, die je den Weg in meine Heimanlage gefunden haben. Die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte ist für unglaublich günstige 69 Euro zu haben. Da würden manche Mitbewerber vermutlich eine Null an den Preis anhängen, ehe sie ihr Produkt in den innovationsgierigen High-End-Markt werfen.

Das Päckchen, das da aus Köln kam, ich hielt es zunächst für eine Schallplattenlieferung. Denn die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte kam in einem jener stabilen Kartons, in denen man gemeinhin Vinyl-Schätze verschickt, damit sie auf dem Postweg keinen Schaden nehmen.

Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte

Schnell lernte ich, dass ein solcher Transportschutz durchaus auch bei dieser Plattenmatte sinnvoll ist. Denn die besteht bei Lehmannaudio eben nicht aus beliebig biegbarem Gummi oder Filz, sondern aus „feinem Presskork“, wie der unter anderem durch seine Phonoverstärker bekannte Hersteller das verwendete Material nennt.

Und Kork, im Fall der Lehmannaudio-Plattenmatte 29,5 Zentimeter im Durchmesser und sechs Millimeter dick, er ist zwar in Grenzen strapazierfähig und auch nicht völlig starr, mag aber nicht gebogen oder geknickt werden – dann bricht die nette Matte und ist für alle Zeiten hinüber.

Warum das Ding so dick ist, dass der Schreiber dieser Zeilen erst einmal die Tonarme an seinen Plattenspielern massiv in der Höhe justieren musste, ehe das schwarze Gold wieder abspielbar wurde und die Nadel des Systems nicht mehr gegen die Plattenkante schlug? Schuld hat Technics-Markenbotschafter Reiner Pohl, der bei Lehmannaudio-Mastermind Norbert Lehmann vorstellig wurde und anregte, für die Technics-typischen DJ-Boliden vom Schlag eines SL-1210 und seinen Abkömmlingen eine passende Plattenmatte zu entwickeln. Das Original besteht bekanntlich aus (ziemlich schwerem) Gummi, über dessen Resonanzverhalten in High-End-Kreisen nicht wenige Verfechter der reinen Lehre die Nase rümpfen.

Norbert Lehmann und sein Team gingen ans Werk und schufen eine Plattenmatte, die nicht nur Besitzer der Club-erprobten Technics-Direkttriebler (auf denen die Lehmann-Korkmatte ohne Justage sofort passt) glücklich machen dürfte. Dass im FIDELITY-Hörraum zum Testzeitpunkt noch einer jener klanglich stark feingeschliffenen „Urenkel“ des Technics 1210 stand, wurde natürlich sofort genutzt, um Passform und Wirksamkeit der Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte zu erproben.

Der Tausch gelang in Sekundenbruchteilen, die Wirkung war frappierend. Dass die aktuelle Generation der einstigen DJ-Werkzeuge längst highendige Klangsphären erklommen hat, war vorab klar. Dass eine Matte aus Feinkork allerdings ein derart hohes Verbesserungspotenzial in sich bergen würde, war vor allem angesichts des Preisschildes nicht zu erwarten gewesen.

Die Unterschiede hört man auf Anhieb, dazu muss man kein durch Tausende von Hörtests gegangener High-End-Journalist sein. Mit der Korkmatte nahm beim Technics der Farbenreichtum der Grundtöne zu (immer ein leichter Schwachpunkt der Originalkonfiguration), der Bass reichte gefühlt eine halbe Oktave weiter in den Keller und auch der Hochtonbereich zeigte mehr Präzision und weniger Hang zur Überbetonung.

Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte

Fragt man Norbert Lehmann, wohin die Reise mit der Stage 1 Plattenmatte gehen soll, beginnt er eine kleine Aufzählung: „Es geht um die Verhinderung von unerwünschten Resonanzen, um mehr Klangfülle und Präzision, um plastischere Raumabbildung und ein insgesamt beruhigtes Klangbild“, so der Entwickler. Vagabundierende Vibrationen, die selbst bei schweren Plattentellern je nach verwendetem Material gerne einmal auftreten und manche Frequenzbereiche gnadenlos verzerren und verbiegen, beabsichtigt man so ein für alle Mal in den Griff zu bekommen.

Lehmann will die Schallplatte so weit wie möglich vom Untergrund, also vom eigentlichen Plattenteller, entkoppeln und dadurch eventuelle Einflüsse des Antriebs eliminieren. Das ist mit der Stage 1 hörbar gelungen – und funktioniert nicht nur bei Technics-Modellen, sondern sogar bei Konstruktionen, bei denen die Philosophie ihrer Konstrukteure eigentlich in eine andere Richtung geht.

So sollen beispielsweise bei Clearaudios „Innovation“-Plattendrehern die Schallplatten möglichst ohne jegliche Zwischenlage auf die Plattenteller gelegt werden, die ein dem Vinyl sehr ähnliches Schwingungsverhalten aufweisen. In der Theorie sorgt dies für eine Auslöschung unerwünschter Störfrequenzen. In der Praxis lohnte der Aufwand, die Tonarme der überaus stabilen Masselaufwerke an die über einen halben Zentimeter hohe Lehmann-Korkmatte anzupassen. Denn der Lohn der Fleißarbeit war, dass das Ausgezeichnete noch besser wurde. Verbesserungen bei ausgefeilten High-End-Geräten sind bekanntlich meist sehr subtil, und die letzten drei Prozent an Klanggewinn können mehr Geld als der gesamte Rest der Anlage verschlingen. Insofern sind es schon kleine Wunder, welche die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte vollbringt.

Ein besonders cleveres i-Tüpfelchen stellt eine präzise zentrierte Mittenvertiefung für das Plattenlabel dar, die im Zusammenwirken mit einem Plattengewicht oder einer Plattenklemme dafür sorgen soll, dass die schwarze Scheibe absolut plan auf der Matte aufliegt und leichte Verwellungen kein Thema mehr sind. Und weil man bei Lehmannaudio auch bei Details auf maximale Perfektion Wert legt, wird besagte Vertiefung mit der CNC-Fräse aus den Rohlingen ausgefräst.

Welche Art von Musik davon profitiert? Praktisch jede. Grigory Sokolovs Salzburg Recital, von der Deutschen Grammophon vor ein paar Jahren in kleiner Stückzahl als opulente LP-Fassung in 180-Gramm-Sammlervinyl veröffentlicht, klingt lebendiger und präsenter denn je. AC/DCs „Rock’n’Roll Train“ donnert erschreckend fetzig durch meinen Hörraum. Und die Frau, die auf Loreena McKennitts The Visit (Virgin) vom traurigen Schicksal der „Lady Of Shalott“ singt, ist kein Mensch, sondern eine Fee aus fernen Dimensionen. Was ein Stück Kork ausmachen kann …

Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte

Info

Plattentellerauflage Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte
Material: feiner Presskork
Durchmesser: 29,5 cm
Höhe: 6 mm (1 mm Labelvertiefung)
Preis: um 69 €

Kontakt

Lehmannaudio Vertriebs GmbH
Waltherstraße 49–51
51069 Köln
Telefon +49 221 29493320
[email protected]
www.lehmannaudio.com

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Signal Projects Gondor

Signal Projects Gondor

Ein schwerer Vogel in federleichtem Flug: Der Signal Projects Gondor, Spitzenmodell im Stromversorgungsportfolio der Britisch-Griechischen Profis, scheint die Gesetze der Physik auf den Kopf zu stellen. Und schubst seinen kleinen Bruder Phoenix im Vorbeifliegen vom Thron des ultimativen Klangverbesserers.

Signal Projects Gondor

In aller Kürze:
Stabile Stellfläche suchen, Abstand zur Anlage wahren, für eine vernünftige Absicherung des Gondor im Hausstromnetz sorgen – dann kann der Spaß losgehen.

Signal Projects Gondor


Rückblende: Vor etwas über einem Jahr war die FIDELITY-Redaktion nachhaltig begeistert vom Signal Projects Phoenix Isolator. Er war eine der besseren Antworten auf die ewige Frage nach der Stromversorgung einer High-End-Anlage. Ein aus dem Vollen gefräster Klotz von freundlichen 37 Kilo Gewicht, gefertigt aus akustisch totem T9-Flugzeugaluminium, drinnen vier vibrationshemmend mit Epoxy-Spezialharz vergossene, symmetrisch angeordnete Ringkern-Trenntrafos, mit denen man vermutlich auch ein Schweißgerät speisen könnte. Schnell wurde dem Redaktionsteam der Namenszusatz „Isolator“ klar: Der Phoenix und auch sein großer Bruder Gondor koppeln die angeschlossenen Komponenten kanal- und phasengetrennt vom direkten Kontakt mit dem Stromnetz zuverlässig ab. Außerdem wird der Strom, der an die beim Gondor gefühlt noch einmal hochwertiger gewordenen Ausgangs-Netzdosen geschickt wird, mit fetten Puffer-Elkos zusätzlich stabilisiert.

Und obwohl Signal-Projects-Geräte nicht den Netzstrom völlig neu aufbauen, wie es manche Mitbewerber im Hochpreis-Segment tun, sprechen die Ergebnisse für sich. Die klangliche Verbesserung, die der Phoenix und nun auch der Gondor erreichen, war im Blindtest jederzeit nachvollziehbar und bestimmt nicht das Ergebnis psychoakustischer Effekte auf der Suche nach vermeintlicher Verbesserung.

Signal Projects Gondor

Die beiden Gehäuse des Gondor – der Referenz-Isolator der britisch-griechischen High-End-Schmiede kommt zweiteilig daher – wurden auf einer Hochpräzisions-CNC-Maschine gefräst, inklusive der schön anzuschauenden vertieften Signal-Projects-Schriftzüge. Einer der beiden grauen Quader ist mit „PCU“ beschriftet, der andere mit „HCFU“. Die Idee der beiden per Spezialkabel verbundenen Stromzentralen: In den PCU kommen normale Verbraucher wie Vor- und Endverstärker mit überschaubarem Stromhunger, außerdem digitales Equipment wie CD-Laufwerke, DACs und Streamer. Der HCFU ist echten Stromfressern wie Class-A-Endstufen vorbehalten. Und weil das Gesamtsystem doch recht heftig Strom zieht, empfiehlt Chefentwickler Nick Korakakis, den Gondor im Hausstromnetz mindestens mit einer 36-Ampere-Sicherung zu schützen. Ein kleiner dimensionierter Automat könnte nämlich herausfliegen, warnt Korakakis, der in Sheffield studiert hat und von Technik-Voodoo rein gar nichts hält.

Umso wichtiger ist ihm, was im Hause Signal Projects als klangentscheidender Faktor längst erkannt wurde: die Eliminierung von Störstrahlung und Vibrationen, auch und gerade in der Stromversorgung. Deshalb schmissen Nick und sein Team bei der Entwicklung des Flaggschiffs auch die früher verwendeten Bodenplatten aus Aluminium aus der Gehäusekonstruktion und ersetzten sie durch ein „NUDEC“ genanntes Polycarbonat, dem der Signal-Projects-Chef deutlich bessere Schwingungshemmungs-Eigenschaften bescheinigt. Kommt von irgendwoher – innen oder außen – eine Vibration daher, dann soll sie sich idealerweise schon in der Bodenplatte totlaufen. Dass die fünf großzügig dimensionierten Trafos wie schon beim „kleinen Bruder“ Phoenix mit speziellem Epoxidharz vergossen werden, um auch in diesem Bereich sicher vor unerwünschten Störfrequenzen zu sein, ist schon fast nicht mehr der Erwähnung wert.

Die Anfassqualität der in noblem Hellgrau hammerschlaglackierten Aluminiumblöcke ist grandios, das Gewicht auch: 37 Kilogramm bringt die „normale“ PCU-Einheit auf die Waage, flankiert von der 35 Kilo schweren HCFU; beim Gondor S sind es 39 beziehungsweise 37 Kilo. Auch die Trafogrößen differieren leicht zwischen Normal- und „S“-Klasse: 800 beziehungsweise 1000 Volt liefern die Ringkern-Boliden. Gleich bleibt der Arbeitsstrom. Die Gondor arbeiten mit 50 Ampere – und zwar ganz egal, ob an der Hauptstromleitung nun die unter anderem in den USA und Japan üblichen 120 Volt/60 Hertz oder die 230 Volt/50 Hertz der europäischen Stromnetze anliegen. Wer einen Gondor besitzt, kann ihn also bei eventuellen Auslandsaufenthalten getrost mitnehmen, denn diese feine Maschine stellt sich selbst auf das Stromnetz vor Ort ein.

Signal Projects Gondor

Bei der Aufstellung sollte man gleichwohl Sorgfalt walten lassen, um die durchdachten Antiresonanz-Maßnahmen nicht zunichte zu machen. Für die beiden Gondor-Blöcke empfiehlt sich ein stabiler Platz in einem ebenso stabilen Rack, bitte etwas abseits der restlichen Anlage. Erfreulich unempfindlich sind die Anschlussdosen aus rhodiniertem Feinkupfer, für die Korrosion praktisch kein Thema ist. Innenverseilt wurden die Gondor mit dem hauseigenen „Avaton“-Referenzkabel (besteht aus Kupfer-, Silber- und Goldleitern), das auch im Rest der Anlage keine schlechte Figur macht. Was vielleicht an der hauseigenen Oberflächenveredelung des Kabels liegt, die Wirbelströmen den Garaus machen soll.

Filter setzt Nick Korakakis im Gondor ebenso gezielt wie sparsam ein, weil er um ihre Bremswirkung auf kurze, schnelle Impulse weiß. Es gibt eine „DC Blocking Stage“, die klangschädliche Gleichstromanteile im Wechselstrom ins Jenseits schickt, ehe sie zum Problem werden. Genauso wichtig (und sehr effizient) ist das „Virtual Grounding“, eine Über-alles-Erdung, die schon beim Phoenix erstaunlich wirksam war.

Im FIDELITY-Hörraum stellten wir die Signal Projects Gondor auf stabile Spikes und gönnten ihnen einen gesunden Respektabstand zur Testanlage – eine Vor-/Endstufen-Kombination von Luxman, gespeist aus digitalen und analogen Quellen, die natürlich auch am Gondor ihren Strom nuckeln durften. Verbunden mit Wilson Beneschs turmhohen Resolution 3Zero.

Die Hörergebnisse? Irgendwo zwischen „höchst erstaunlich“ und „unfassbar“. Und vor allem auch ohne hartvergoldete Tester-Ohren mit Platinbeschichtung der Gehörgänge problemlos und einleuchtend nachvollziehbar. Der Test, er war mit einiger Stöpselei verbunden und körperlich nicht unanstrengend, weil die von Signal Projects verwendeten Stromdosen auf besonders niedrige mechanische Toleranzen hin optimiert und daher per se ein wenig schwergängig sind. Auch galt es, den Geräten aus Gründen der Nachvollziehbarkeit und Chancengleichheit nach dem Wechsel der Stromversorgung von einer hochwertigen Steckerleiste auf den Gondor ein wenig Wiederaufwärmzeit zu gönnen.

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Die es wahrscheinlich nicht einmal gebraucht hätte. Denn die Unterschiede waren wie gesagt nicht subtil, mussten nicht mit der Lupe gesucht werden, sondern erwiesen sich als extrem deutlich. Da wanderte beispielsweise Careless Love von Madeleine Peyroux in das CD-Laufwerk. Schon deshalb eine ideale Testscheibe, weil die Tonmeister sich bei der Abmischung der zugrunde liegenden Jazz-Session viel Mühe gegeben haben und der leichte Loudness-Charakter der Scheibe (künstlich angehobene Bässe und Höhen) seit dem Remastering vor ein paar Jahren kein Thema mehr ist. Knackig aufgenommener Fusion-Stoff mit einer unverwechselbaren, sehr eigen timbrierten Frauenstimme, der schon über besagte Steckerleiste sehr ausgeglichen und punktgenau tönt. Denkt man zumindest. So lange, bis der Wechsel auf Gondor, den Überflieger, erfolgt. Denn plötzlich weitet sich der virtuelle Raum – nicht ein bisschen, sondern gleich ein paar Meter –, zugleich werden den Musikern des kleinen Jazz-Ensembles, von dem sich Madame Peyroux begleiten lässt, ihre Plätze sehr viel deutlicher als zuvor zugewiesen. Und Madeleines lasziver Pop-Alt legt auf der nach oben offenen Gänsehaut-Skala wichtige Prozentpunkte zu.

Wechselt man aus dem Pop in die Klassik, von der sorglosen Liebe auf das schlichte Marienlob, das Charles Gounod über das C-Dur-Präludium von Johann Sebastian Bach komponierte, werden die Verbesserungen, die der Gondor bewirkt, noch spürbarer. Wenn ein in hoher Tessitur geführter Sopran, dessen Härte in den oberen Lagen der Rezensent bislang auf eine gewisse Angestrengtheit der Sängerin zurückführte, plötzlich ganz frei und gelöst klingt, dann ist das ein Indiz dafür, dass die Anlage der klanglichen Wahrheit ein Stück näher gerückt ist. Und diese Wahrhaftigkeit, dieses Mehr an Authentizität bleibt erhalten, ganz gleich, ob es harter Rock sein soll oder Großsinfonik à la Gustav Mahler. Natürlich ist so ein Stromverteiler der pure Luxus. Doch einer, der sich auszahlt: Mit dem exklusiven Gondor heben ebensolche High-End-Ketten garantiert ab!

Signal Projects Gondor

Info

Mehrfach-Trenntrafo Signal Projects Gondor/Gondor S
Leistung: 800/1000 W (Gondor/Gondor S)
Ausstattung: 6 Ringkerntrafos, Pufferkondensatoren, Steuerelektronik
Ausgänge/Stromabgriffe: 10/4 für Hochstrom-Bedarf, 6 für mittleren Strombedarf (bei Gondor S: 6 für Hochstrom)
Anschluss: C16-Kaltgeräte-Netzsteckdose mit hartem Netzschalter
Ausführung: Mattgrau
Ausstattung: Verbindungskabel aus der Serie Atlantis als serienmäßiges Zubehör, Verbindungskabel höherwertiger Serien können gegen Aufpreis bereitgestellt werden; Auslieferung des Gondor erfolgt – wie bei allen Power Management Units von Signal Projects – ohne Netzkabel!
Maße (B/H/T): 43/7/47 cm (ohne Spikes)
Gewicht: ca. 37/35 kg (PCU/HCFU), Gondor S 39/37 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: ab 25 000 €

Kontakt

Applied Acoustics
Brandensteinweg 6
13595 Berlin
Telefon +49 30 4614874
[email protected]
www.applied-acoustics.de

Mitspieler

Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Lautsprecher: Wilson Benesch Resolution 3 Zero, DALI Kore
Kabel: in-akustik, AudioQuest und Silnote Audio u.a.

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Sebastian Gahler – Two Moons

Sebastian Gahler und sein Quartett mit Two Moons

Darauf muss man erst einmal kommen – der Düsseldorfer Jazzpianist und -Komponist Sebastian Gahler hat mit seinem neuen Album Two Moons Literatur vertont.

Sebastian Gahler - Two Moons
Fotografie: Fabian Stürtz

Und zwar nicht irgendwelche, sondern jene des mehrfach ausgezeichneten japanischen Autors und Lyrikers Haruki Murakami. Und er hat für das nagelneue Album Two Moons Filme für das Kopfkino geschaffen, die beileibe keine musikalischen Nacherzählungen sind, sondern Murakamis Œuvre kommentieren und illustrieren.

Der von manchen Literaturkritikern als „Weltschriftsteller“ bezeichnete Gegenwartsprosaiker Haruki Murakami ist – für einen japanischen Intellektuellen nicht ganz ungewöhnlich – bekennender Jazzfan. Seine Bücher, wiewohl auch beim westlichen Publikum hoch im Kurs, spiegeln das Andere, das Exotische, das Besondere japanischer Denkart wider. Auch Sebastian Gahlers Two Moons-Scheibe ist gewiss keine Nullachtfünfzehn-Sammlung tonal einschmeichelnder Nummern mit Swing-Grundierung geworden, obwohl das erste Hinhören genau das nahelegen würde.

Sebastian Gahler - Two Moons

Weit gefehlt. Gahler und seine kongenialen Sidekicks – Denis Gäbel am Saxofon, Matthias Akeo Nowak am Bass und Ralf Gessler am Schlagzeug – praktizieren eher eine Art Anverwandlung, spüren in Nummern wie „Norwegian Wood“ (eine auf Murakami zurückgehende Beatles-Paraphrase) oder dem comichaft geklitterten Kurzabenteuer „Kafka Tamura“ dem Wesen einer Geisteshaltung, dem Kern genuin japanischer Verhaltensweisen und Vorstellungen nach.

Und sie schaffen es, dass diese im Dekalog neu entstehenden Short Storys kein bisschen verkopft, nicht einmal ansatzweise „gemacht“ erscheinen. Das Titelstück „Two Moons“ ist beispielsweise eine Miniatur, wie sie dereinst ins neue Jazz-Songbook eingehen wird, herzerwärmend, in unaufdringlicher Weise klug und mit ein paar wunderbar überraschenden „Widerhaken“.

Ja, dieses Album könnte man theoretisch auch nebenher hören, mit einem guten Glas Wein (oder Sake?) auf dem Beistelltischchen, einem guten Buch (bevorzugt einem Murakami-Roman) auf den Knien und einem wohligen Feuer im Kamin. Aber das täte dieser hinterfragten und hinterfragenden Musik unrecht, das hieße, die hoch präzise arrangierten Stücke Sebastian Gahlers unter Wert zu konsumieren.

Sebastian Gahler - Two Moons

Denn in der Rangliste vertonter Schriftstellerarbeiten nimmt Two Moons einen hohen Stellwert ein, gerade weil Gahler und Co. von bloßem Epigonentum denkbar weit entfernt sind, weil sie den Dingen auf den Grund zu kommen suchen und dabei bisweilen zu verblüffenden Lösungen finden. Kurz: Diese CD, die noch dazu in absolut audiophiler Klangqualität in die Pits [sic!] gebannt wurde – sie vollzieht die Genialität nach, die Haruki Murakamis schriftstellerisches Schaffen auszeichnet. Einfach ist hier nichts, wer sich aber auf die Vielschichtigkeit dieser Silberscheibe einlässt, findet eine Fülle von Anregungen für die eigene Positionsbestimmung. Zeitgenössischer Jazz mit Bestandsgarantie.

Sebastian Gahler
Two Moons – inspired by the works of Haruki Murakami
Label: JazzSick Records
Format: CD

www.sebastiangahler.de

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Chord Company PowerHAUS M6

Chord Company PowerHAUS M6 – Schwer, schwarz, stark

Die Netzleiste der Chord Company sieht betont unspektakulär aus, zeigt sich aber im täglichen Umgang als extrem wirkungsvolle Waffe gegen hochfrequente Störungen, gegen den Elektro-„Schmutz“, der aus dem Netz und anderswoher kommt. Clevere Technik macht es möglich.

Chord Company PowerHAUS M6

In aller Kürze

Die PowerHAUS M6 der Chord Company ist die Apotheose einer Netzleiste: Die Klangsteigerung der lupenreinen Leiste ist die reinste Freude.

Chord Company PowerHAUS M6 Navigator


Nein, ich jammere an dieser Stelle gewiss nicht wieder über meine industrielle Nachbarschaft. Regelmäßige FIDELITY-Leserinnen und -Leser kennen die Stromversorgungsprobleme, die ich in meinem Altbau habe, seit ich hier lebe, inzwischen wohl auswendig. Deshalb nur so viel: Mit einer aufwendigen Filternetzleiste hatte ich das Problem schon vor Jahren so in den Griff bekommen, dass Klangbeeinträchtigungen wie verzischelte Vokale zu etwa 95 Prozent verschwunden waren. Die restlichen fünf Prozent schob ich stets dem Rest meiner Anlage in die Schuhe, die zwar Bauteil-revidiert ist, aber im Grundsatz nach wie vor als „Vintage“ zu bezeichnen wäre.

Doch weit gefehlt: Seitdem besagte Filterleiste dem „PowerHAUS M6“ der in England beheimateten Chord Company weichen musste, sind etwa 4,8 Prozent an Klang hinzugekommen. Die letzten Prozentbruchteile ließen sich wahrscheinlich nur erreichen, wenn ich aus dem (Ur-)Alt- in einen Neubau mit entsprechend moderner Netzversorgung umziehen würde. Da dies aber aktuell nicht zur Debatte steht, genieße ich den in Zahlen kleinen, aber sehr merklichen Sprung, den die Anlage dank dem extrem solide gemachten PowerHAUS M6 gemacht hat – und frage mich zugleich, wie die in Sachen Stromversorgung schon immer sehr innovativen Chord-Ingenieure das geschafft haben.

Ein erster Hinweis sind die sogenannten GroundARAYs, die der deutsche Vertrieb dankenswerterweise beigelegt hat: kleine Metallzylinder mit diversen Anschlüssen vom Cinchstecker bis zum USB-Pendant. Die soll man in einen freien Geräteeingang stecken, integrierte Resonatoren wandeln hochfrequente Störungen in Wärme um und halten sie so aus der Signalübertragung fern.

Chord Company GroundARAY
Unterschiedliche GroundARAYs der Chord Company.

Tatsächlich funktioniert das in der Praxis, und zwar bestens. An manche Schwächen des Wiedergabe-Equipments gewöhnt sich das Ohr ja ziemlich schnell und nimmt sie als gegeben hin. Erst wenn sie behoben werden, wird bewusst, wie viel besser manches klingen kann. Und genau diesen Übergang vollzieht der Highender mit dem PowerHAUS M6. An meinen ehrenvoll ergrauten Mark-Levinson-Komponenten fühlt sich der Unterschied in etwa so an, als habe man ein PS-starkes Mobil aus bevorzugt schwäbischer Produktion bis dato stets mit angezogener Handbremse gefahren. Kurze, harte Impulse wie der allumfassend wuchtige Bassdrum-Schlag im Intro von „Crazy Love“ auf Paul Simons unkaputtbarem Graceland kommen mit so nie zuvor gekannter Macht und Definition: Jetzt scheint es wirklich die Faust Gottes zu sein, die auf den Tisch gehauen wird, ehe Simon von „Fat Charlie the Archangel“ singt.

Fragt man Alan Gibb, Boss und Chefentwickler von The Chord Company, dann ist eines der wichtigsten Designdetails, dass es keine Filterelemente im Sinne des Wortes gibt, dass im PowerHAUS M6 keine Bauelemente direkt im Stromfluss liegen, sondern gleich drei ARAYs parallel zu den Stromschienen liegen. Die Chord-eigene Technologie eliminiere Gleich- und Gegentaktstörungen. „Wir achten darauf, die Impedanz so niedrig wie eben möglich zu halten“, erklärt Gibb. Annähernd ebenso wichtig sei es, die Interaktion der Stromleiter untereinander so gering wie nur machbar zu halten. Denn ein Leiter, der sich in einem Magnetfeld bewegt, erzeugt Strom – „und das sorgt für ungewollte Interferenzen“, weiß Gibb, der früher unter anderem für den (damals noch vornehmlichen) Plattenspielerhersteller Linn arbeitete. Und sich bei seiner eigenen Firmengründung von Naim inspirieren ließ, wo man hochwertige Kabel herstellte, lange bevor man ins Verstärkergeschäft einstieg. Bei Naim verwendete man damals laut Gibb hochwertige Stecker und Buchsen made in Germany, was die Chord Company später dazu inspirierte, ihrer Netzleiste den „denglischen“ Namen „PowerHAUS“ zu geben, in dem sich der selbst gesetzte Qualitätsanspruch spiegelt – das verbuchen wir einfach mal als Lob. Ausreichend Power beziehungsweise schiere Belastbarkeit auch mit höheren Ampere-Werten (bis zu 16 A) gibt es hier übrigens sogar für stromfressende Monster-Endstufen. „Wir lieben Musik“, meint Alan Gibb trocken. Deshalb ist auch die Phase markiert, damit nichts schiefgehen kann beim Anschließen.

Chord Company PowerHAUS M6
Das Geheimnis der Netzleiste sitzt im vorderen Teil des Aluminiumbalkens: Im Abgedeckten Gehäuseteil stecken drei GroundARAYs – die kleinen Zylinder saugen HF-Störungen auf und wandeln sie in mechanische Energie, der Experte würde auch sagen: in Wärme um.

Dem PowerHAUS M6 beigelegt hatte der deutsche Vertrieb DREI H zu Demonstrationszwecken einen ganzen Satz Chord-Netzkabel. Den sukzessiven Austausch meiner vorhandenen Strippen gegen die Chord-Produkte quittierte meine Anlage mit graduellen Steigerungen in Durchzeichnung und Detailschärfe. Das Klangbild wirkte im „Endausbau“, als die Verkabelung von Quelle, Vorverstärker und Endstufe komplett auf Chord-Kabel umgestellt war, noch einmal eine Nuance „runder“ trotz spürbarer Erhöhung der Auflösung. Gerade so, wie wenn man von einer Digitalkamera mit 20-Megapixel-Sensor auf eine der heute beliebten „Pixelschleudern“ mit 40+ Megapixeln umsteigt. Ein starkes Indiz dafür, dass niedrige Impedanz, möglichst geringes Übersprechen und niedrige Kapazität in allen Chord-Produkten Priorität genießen. Deshalb ist es auch nicht von Schaden, besagte GroundARAYs testhalber in freie Geräte-Slots zu stöpseln und sorgsam auf die Ergebnisse zu lauschen – positive Überraschungen fast garantiert.

Eine Einschränkung gilt es dennoch (wie bei allem Stromzubehör) zu machen: Je nach Wohnumfeld, Alter der eigenen vier Wände und daraus resultierender Güte der Hausstromversorgung wird sich der wohltuende Einfluss der PowerHAUS-Netzleiste mehr oder weniger stark bemerkbar machen. Ein seriöser Händler erlaubt guten Kunden, im Zweifel auch einmal ein Testgerät mit nach Hause zu nehmen, ehe rund 2600 Euro über den Tresen gehen. Bei mir behält das PowerHAUS jedenfalls seinen Platz in der Anlage. Der König ist tot, lang lebe der König!

Info

Netzleiste Chord Company PowerHAUS M6
Konzept: Sechsfach-Netzleiste mit drei hybriden GroundARAYs, parallel an den Sammelschienen angebracht
Gehäuse: antimagnetisches Metall
Besonderheiten: niedrigimpedante Verkabelung, spezielle Abschirmung der Leiter untereinander
Ausführung: Aluminium, schwarz
Maße (B/H/T): 11/8/60 cm
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 2600 €

Kontakt

DREI H Vertriebs GmbH
Kedenburgstraße 44/Haus D
22041 Hamburg
Telefon +49 40 37507515

[email protected]

www.3-h.de

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Blue Amp model blue MK III mit Netzteil model ps 300

Blue Amp model blue MK III mit Netzteil model ps 300 – Die lustvolle Erkundung der Langsamkeit

Für meine analoge Zukunft sehe ich seit kurzem blau. Weil das „model blue“ MK III der deutschen Manufaktur Blue Amp einer der besten Phonoverstärker ist, die jemals den Weg in meine heimische Anlage gefunden haben. Und weil sich damit der Genussfaktor beim Schallplattenhören für mich deutlich erhöht hat.

Blue Amp model Blue MK III mit Netzteil model ps 300

In aller Kürze

Der Blue Amp model blue MK III ist eine Innovation in einer Kategorie, in der man keine Innovationen mehr erwartet: Symmetrischer Aufbau und Anschlüsse sorgen für grandiosen Klang.

Blue Amp model Blue MK III mit Netzteil model ps 300 Navigator


An sich hatte man geglaubt, dass das Thema „stereofone Schallplattenwiedergabe“ auserzählt ist. Nach rund 70 Jahren – Anfang der 1950er Jahre wurden die ersten Stereo-LPs veröffentlicht, obwohl schon lange vor dem zweiten Weltkrieg die ersten Stereoaufnahmen entstanden waren – gibt es zwar ab und an noch eher kleine Fortschritte bei Tonabnehmern und Tonarmen, auch die Laufwerke selbst wurden über die Jahre unter anderem mit modernen Lagertechnologien behutsam verbessert. Aber der große Durchbruch, er blieb aus.

Und jetzt kommt Rolf Becker mit seiner Verstärkerschmiede „Blue Amp“ ums Eck, bezeichnet sich selbst als „Enfant terrible“ der High-End-Szene und sorgt dafür, dass selbst bei gestandenen Profis die Kinnladen herunterklappen.

„Gesoundete“ Geräte tauchen im Testalltag einer HiFi-Zeitschrift immer mal wieder auf. Kisten, nach allen Regeln der Kunst auf „spektakulären“ Klang getrimmt, mit einem meistens überaus kurzlebigen „Wow-Effekt“. Nach einiger Zeit erkennt der Hörsinn die Lüge, die überbetonten Bereiche des Frequenzgangs, und signalisiert dem Großhirn, genervt zu sein.

Blue Amp model Blue MK III mit Netzteil model ps 300
Wie Sie sehen, sehen Sie nix. Bedienelemente sind – abgesehen vom Powerschalter des Netzteils PS 300 – keine vorhanden. Die wählbaren Verstärkungsfaktoren (44/64 dB) und Abschlusswiderstände (100/500 Ω, 1/47 kΩ) werden im Gehäuseinneren eingestellt.

Solche Nebenwirkungen sind dem model blue MK III völlig fremd. Stattdessen ertappt man sich dabei, dass man Plattenseiten ganz ohne Testanspruch durchhört, die Scheibe mit seligem Lächeln umdreht und nach Seite zwei auf die Suche nach der nächsten zur aktuellen Stimmung passenden Vinylscheibe geht. Bei dem supersolide gefertigten kleinen Phonoverstärker mit handschmeichlerisch abgerundeten Gehäuseecken, Aufstellflächen schonenden Filzfüßen und hochwertigen Buchsen finden sich auch nach intensiver Suche keine klanglichen Pferdefüße.

Einen Hinweis auf das Warum gibt das Anschlussfeld auf der Rückwand: Denn hier dominieren ganz eindeutig symmetrische Verbinder. Dass Stereo-Tonabnehmer per se symmetrisch aufgebaut sind, aber asymmetrische (Cinch-)Verbindungen in der Phonowelt immer noch die Regel und nicht die Ausnahme darstellen, zählt zu den Mysterien der High-End-Geschichte. Die Diskrepanz aufzulösen zählt zu Rolf Beckers Primärzielen.

Einen Etappensieg hat der sympathische Entwickler inzwischen errungen: Heinz Lichtenegger, niederösterreichischer Chef des Plattenspieler- und Elektronikproduzenten Pro-Ject Audio und mit seinen Erzeugnissen wie Rolf Becker im Vertrieb bei Audio Trade (ATR), hat symmetrische Anschlüsse bei Plattenspielern zum neuen (Industrie-)Standard erklärt, erste derartige Geräte sind schon im Handel.

Blue Amp model Blue MK III mit Netzteil model ps 300
Auch anschlussseitig ist das Blue Amp-Duo puristisch bestückt. Hinein geht’s symmetrisch, hinaus gelangen Signale über vergoldete Cinch-Klemmen. Die Verbindung zum Doppel-Netzteil (das versorgt beide Kanäle getrennt) wird über ein Fünfpol-Kabel hergestellt.

Der symmetrische Aufbau, sorgsam angelegt, eliminiert unter anderem das Brummen als eines der zentralen Probleme der Schallplattenwiedergabe. In Rolf Beckers Augen ist die Rolle des Phonoverstärkers hinsichtlich der Klangqualität deutlich stärker als Einflussfaktor einzubeziehen als Laufwerk oder Tonarm. Deshalb führt Becker seine Verstärkerkreationen bewusst mit Laufwerken vor, die gut, aber eigentlich nicht wirklich highendig sind, beispielsweise mit dem Thorens TD 147 oder dem Dual 1218.

Auch das Zusammenspiel zwischen Tonabnehmer und Phonoverstärker werde überschätzt, meint Rolf Becker bewusst provokant. Im Test spielte das model blue MK III tatsächlich absolut problemlos mit völlig unterschiedlich konzipierten MC-Konstruktionen zusammen, vom Denon DL-103 bis zum Clearaudio Jubilee, und gefiel ungeachtet des „Frontends“ mit Stabilität, fein detaillierter Durchzeichnung, einer soliden Körperlichkeit und einem sehr stimmig gestaffelten Raumeindruck.

Dabei fällt auf, dass das kleine Gerät auch in den Randbereichen des Frequenzgangs keine Buckel, keine bewussten Überbetonungen aufweist, wie sie manchmal eingesetzt werden, um den Klang einer Komponente „anspringender“ oder einfach präsenter zu gestalten. Der Blue Amp model blue MK III punktet durch unbedingte, fast Tonstudio-gemäße Neutralität, ohne langweilig zu wirken. Was möglicherweise an der Klarheit der Wiedergabe liegen könnte, verbunden mit Leuchtkraft, sofern die „Software“, also die Aufnahme, dies hergibt.

Blue Amp model Blue MK III mit Netzteil model ps 300
Für den Anschluss normaler Tonarmstrippen liegen Adapter in der Verpackung. Der Hersteller weist allerdings darauf hin, dass man die aufgrund ihrer speziellen Beschaltung nicht für andere symmetrische Eingänge verwenden sollte.

Rolf Becker legt viel Wert darauf, Störeinflüsse jeglicher Art zu minimieren: „Das Abtastgeräusch konnte mit unserem model blue MK III um 30 bis 40 Prozent gesenkt werden“, erklärt der Entwickler die Auswirkungen seines Ansatzes. Zu Beckers „Zaubertricks“ zählt, dass er – die Symmetrie des Aufbaus macht es möglich – die Verkabelung verdrillt und so deren Kapazität senkt. Die Abschirmung wird an dieser Stelle überflüssig. „Dann sind auch zehn Meter Distanz zwischen Quelle und Verstärker kein Problem mehr“, meint Becker, der diese These erfolgreich schon in der Praxis erprobte.

Ein symmetrischer Aufbau ermöglicht eine praktisch masselose Signalführung. Zumindest in der Theorie. In der Praxis gibt es Tonabnehmer, bei denen Becker eine kleine Massebrücke „killen“ musste, ehe sie so frei und störgeräuscharm wie gewünscht spielten. Primär sind Blue-Amp-Phonoverstärker für MC-Systeme designt, wie Becker betont. Man könne sie aber eben auch mit Moving-Magnet-Systemen nutzen. Besagte Massebrücke ist bei MMs Teil der Abschirmung – und wird bei symmetrischem Betrieb ungewollt zur Antenne, „mit der man sich eine Menge Schmutz einfangen kann“, so Becker. „Aber Vorsicht: Damit verspielt man natürlich die Werksgarantie“, ergänzt er.

Wohl wissend, dass „die analoge Welt da draußen“ aktuell noch überwiegend von Asymmetrie geprägt ist, legt Rolf Becker seinen Phonoverstärkern sauber und hochwertig gemachte Adapterstecker bei, die den Übergang von XLR auf Cinch mit möglichst geringen Übergangsverlusten ermöglichen. Auch ein Kabel mit SME- und XLR-Steckern lag dem Testgerät bei. Solche eigens abgestimmten Verbinder seien Kabeln „von der Stange“ grundsätzlich vorzuziehen, weil man gerade bei Phono die elektrischen Verhältnisse stets im Blick behalten müsse, betont Becker.

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… und natürlich kann der Blue Amp auch ohne das optionale Netzteil ps 300 mit einem einfacheren Netzteil betrieben werden.

In dem Zusatz-Netzteil, das Becker dem Blue-Amp-Päckchen beigelegt hat, ruht ein kleiner Ringkerntrafo – nach Beckers Worten einer Trafo-Konstruktion mit Schnittbandkern „immer vorzuziehen“. Das Netzteil namens „model ps 300“ verdoppelt den Preis des Phonoverstärkers auf 6400 Euro, bringt ihn klanglich aber klar nach vorne: „Um den Unterschied wahrzunehmen, muss man nur auf die Raumabbildung achten, die noch einmal deutlich größer und freier gerät“, sagt Becker.

Keine blumigen Werbeaussagen, sondern banale Feststellung von Tatsachen, die das FIDELITY-Team nach ausgedehnten Hörtests bestätigen kann. Der Blue Amp model blue MK III lässt sich auch von dem hochfrequenten HF-Schmutz, der in Großstädten zur täglichen Qual des Genusshörers zählt, erfreulich wenig beeinflussen. Gegen Trittschall und andere Mikrofonie sind die kleinen Aluminiumschachteln ebenfalls völlig unempfindlich. Angeschlossen wird das Netzteil model ps 300 übrigens per Vielpol-DIN-Verbindung, gesichert mit einer Überwurf-Schraubmutter, damit der saubere Kontakt immer gewährleistet ist. Prädikat: bombenfest.

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Wie sich der Blue Amp model blue MK III im Alltag schlägt? So gut, dass mir der Abschied nach beendetem Test schwerfallen wird. So manche schwarze Scheibe, etwa den Soundtrack zu Mistral’s Daughter von Vladimir Cosma oder Dimitri Sokolovs Salzburg Recital (Deutsche Grammophon), hört man, als läge sie zum ersten Mal auf dem Plattenteller: mit zuvor nicht so gekannter Durchhörbarkeit, Plastizität, Farbigkeit und Feuer. Und das alles mit so viel Selbstverständlichkeit und locker-entspannter Souveränität, dass das Plattenhören niemals nervig wird – weil es keine Schwächen, keine Abbildungsfehler, keine Frequenzgang-Schmutzeleien gibt.

Blue Amp model Blue MK III mit Netzteil model ps 300
Einfach schlicht und einfach schön.

Nur den von Rolf Becker apostrophierten Langzeiteffekt werde ich wohl in einem normalen Testzyklus nicht nachvollziehen können: Beeinflusst doch das Musikhören laut Becker in erster Linie die rechte Gehirnhälfte. Und um die mit dem Blue Amp model blue MK III gleichsam zu „formatieren“, braucht es nach den Erfahrungen des innovativen HiFi-Ingenieurs vom Niederrhein drei bis vier Monate. Zum Vergnügen gehört auch die lustvolle Erkundung der Langsamkeit.

Info

Phonovorverstärker Blue Amp model blue MK III mit Netzteil model ps 300
Konzept: symmetrischer Phonovorverstärker für MC-, Moving Iron- und MM-Systeme; Verstärkung, Abschlusswiderstand und Abschlusskapazität einstellbar
Eingang: symmetrisch
Ausgang: unsymmetrisch (RCA-/Cinch-Buchsen)
Stromversorgung: extern, quasi Doppel-Mono-Stromversorgung
Besonderheit: vollsymmetrische Schaltung, die ohne Massebezug auskommt
Verstärkung: 44 und 64 dB
Abschlusswiderstände: 100, 500, 1000 Ω und 47 kΩ
Ausführung: Aluminium
Maße (B/H/T): 15/6/22 cm (model blue MK III und ps 300 haben identische Gehäuse)
Gewicht: 1,8 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: je 3200 €

Kontakt

Audio Trade Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660

[email protected]

www.audiotra.de

www.blueamp.de

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